Üble Twitter-Kommentare

„Hip-Hop für Vermieter“ – Internet zieht böse über Max Herre her

Der Musiker trat bei einem Benefizkonzert in Stuttgart auf, doch die Twitter-Community fand andere Aspekte erheiternd.

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Max Herre sah sich nach einem Konzert üblen Kommentaren auf Twitter ausgesetzt.
Max Herre sah sich nach einem Konzert üblen Kommentaren auf Twitter ausgesetzt.Hartenfelser/IMAGO

Tiefschlag für einen Neunzigerjahre-Kultrapper! Im Kurznachrichtendienst X, früher Twitter, wird der Musiker Max Herre übel durch den Kakao gezogen: „Ist das der ZDF-Fernsehgarten?“ lautet noch einer der milderen Kommentare, die unter einem Video eines Konzerts von Herre und seiner Ehefrau Joy Denalane zu lesen sind.

Der Beitrag zeigt einen Ausschnitt von einem Open Air der beiden vor einer Grabkapelle in Stuttgart. Unter dem Video, das bereits Ende Juli aufgenommen und in dieser Woche geteilt wurde, häufen sich Kommentare, die den Auftritt vor allem abschätzig kommentieren. Manche bleiben dabei noch milde, andere vergleichen die Show vor Hunderten von Zuschauern mit Folter.

Max Herre-Konzert mit „totaler Apokalypse“ verglichen

Ursprünglich geteilt hatte das Video der Nutzer „Taxiteller Fonzy“, der es bitterböse mit der Beschreibung „wie ich mir die totale Apokalypse vorstelle“ betitelt. 

Dabei wirkt die Stimmung auf dem Konzert erheitert: In den Händen der Besucher, die meist wie Herre mittleren Alters sind, schwanken Aperol- und Weingläser, während sie euphorisch im Takt wiegen. Doch „Taxiteller Fonzy“ will sich „lieber 3 Monate vom chinesischen Geheimdienst waterboarden“, also unter Wasser foltern lassen, als zum Max Herre-Konzert zu gehen.

In der Diskussion unter den Tweets wird auch der Grund ersichtlich, warum das Konzert-Video auf breite Ablehnung stößt. „Nix gegen unterschiedlichen Musikgeschmack, aber im Gegensatz zu Rock altert Hip Hop echt ... schwierig bis cringy“, schreibt ein Nutzer. Oder wie es ein anderer nennt „Hip Hop für Vermieter“ ein andere ordnet es lieber „Steuerberatern und Zahnärzten“ zu.

Der Musiker findet aber auch Zuspruch. Wie es scheint, hat sich nicht die ganze Twitter-Community gegen ihn verschworen. Der User „Ruhrpottliebe“ bezeichnet Herre als "dope" und bekräftigt seinen Status als Kultmusiker der Neunziger: 

Max Herre-Fans sind selbst älter geworden

Für manche dürfte die Diskussion zur bitteren Erkenntnis führen, dass man selbst alt geworden ist. Denn nicht jeder weiß, dass Max Herre Ende der Neunziger mit der Hip-Hop-Gruppe Freundeskreis bekannt wurde und später als Singer-Songwriter sein erstes Solo-Album veröffentlichte. 2013 war er sogar Jury-Mitglied bei der Castingshow „The Voice of Germany“. Dabei scheint der Musiker nicht nur Fans gesammelt zu haben. Nutzer Sebastian sieht ihn schon einen neuen Hit verfassen: „Bei Max Herre kann man sich sicher sein, dass er einen Song über diesen Auftritt schreiben wird.“

Wer dachte, dass es nicht mehr abwertender geht, der hat sich zu früh gefreut. Denn unter dem Tweet rechnen manche mit einer ganzen von ihnen ausgemachten Spezies Mensch ab. Ein Nutzer hat es gleich mehrmals auf ihn abgesehen: „internet subbotnik“ mutmaßt, dass Herre einer ist, der neben dem Weinregal steht und Leute verurteilt, die Bier kaufen. Andererseits unterstellt er der Ikone der Stuttgarter 0711-Connection sich in einem Lastenfahrrad durch den Prenzlauer Berg kutschieren zu lassen. 

Sänger trat für wohltätige Zwecke auf

Dass Herre so übel angegangen wird hat jedoch einen bitteren Beigeschmack. Denn der Sänger und Rapper trat auf einer Benefizveranstaltung der Stuttgarter Hilfsorganisation STELP auf, die Spenden für verschiedene wohltätige Projekte sammelte.

Dazu wurde vor der Grabkapelle eine Bühne aufgebaut, auf der Herre und weitere Künstler exklusiv auftraten. Die Tickets waren dabei streng limitiert – insgesamt waren nur 400 Stück verfügbar. Und immerhin sind viele Herre-Fans ihm treu. Die Tickets waren ausverkauft.