Herbert Köfer: „Es ist ganz schön anstrengend, 100 Jahre alt zu werden“
Das Fernsehen machte ihn zum Star und liebt ihn immer noch. Zum 100. Geburtstag erzählt der beliebte Volkschauspieler dem KURIER, dass er zu seinem Ehrentag viel für TV-Produktionen im Einsatz ist.

Es darf gejubelt werden. Herbert Köfer wird 100! Doch bevor am 17. Februar der große Geburtstag gefeiert wird, erzählt der KURIER in einer Serie das aufregende Leben des ältesten aktiven Schauspielers der Welt, der über 300 Film-, Fernseh- und Theaterrollen spielte. „100 Jahre alt zu werden, ist ganz schön anstrengend“, sagt der Star im KURIER-Gespräch.
Gerade im Vorfeld zu seinem Ehrentag ist Herbert Köfer gefragter denn je. Seit Monaten hat der Star jede Menge zu tun. Vor allem fürs Fernsehen, denn die TV-Sender haben viel vor, um den großen Schauspieler zu ehren.
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Der Trubel ging schon Oktober los. Da stand Köfer sogar an seinem 20. Hochzeitstag vor der Kamera. Erneut hat er eine Gastrolle in der ARD-Serie „In aller Freundschaft“. „Natürlich als 100-Jähriger“, sagt Köfer und verrät jetzt: „Aber ich bin kein Patient in der Sachsen-Klinik, sondern spiele einen Komiker, der in der Klinik auf die Geburt seines Ur-Enkels wartet.“ Die Folge soll voraussichtlich am 20. April gezeigt werden.

Je näher der 100. Geburtstag rückt, um so mehr ist Köfer für das Fernsehen unterwegs. Er reiste zum MDR nach Leipzig, nahm Ansagen für seine Filme auf, die der Sender anlässlich des Jubiläums zeigte. Danach war der Star in Hamburg, wo er eine Folge des Ratespiels „Wer weiß denn sowas?“ mit Kai Pflaume aufzeichnete, die an Köfers Geburtstag im Ersten (18 Uhr) gezeigt wird. Mit Ratefuchs Bernhard Hoëcker bildet er ein Team, das gegen Elton und der Schauspielerin Barbara Schöne antritt. „Da muss man erst 100 Jahre alt werden, um das erste Mal in einer Quiz-Show auftreten zu können“, sagt Köfer. „Bisher riet ich nur vorm Fernseher bei ‚Wer wird Millionär?‘ mit.“

Ein Auftritt als Kandidat in einer Rate-Show fehlt tatsächlich in seiner seit 80 Jahren währenden Künstler-Karriere, in der sich Köfer nicht nur als Schauspieler für Film und Theater präsentiert. Er gehört auch zu den Pionieren des deutschen Fernsehens. Das Medium, das Köfer wirklich zum Star machte.
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Vier Tage vor dem Westfernsehen startet am 21. Dezember 1952 das DDR-Fernsehen als Deutscher Fernsehfunk. Köfer, der damals am Theater und am Kult-Kabarett „Die Distel“ spielt, ist an diesem Tag der erste Nachrichtensprecher der „Aktuellen Kamera“, muss zu Beginn der ersten Sendung dem sowjetischen Diktator Josef Stalin zum 73. Geburtstag gratulieren. Köfer bleibt eine Woche Nachrichtensprecher. „Man sagte mir, ich würde die Nachrichten zu sehr spielen, statt sie zu sprechen.“

Offenbar haben die Programmmacher damals Köfers wahres künstlerisches Potential erkannt, mit dem er für Sternstunden des DDR-Fernsehens sorgt. Dazu gehören anfangs Sendungen wie „Da lacht der Bär“ mit Show-Erfinder Heinz Quermann. Köfer kann als Schauspieler, Komödiant und Entertainer in zahlreichen Fernsehfilmen, Lustspielen und Unterhaltungssendungen brillieren. Geliebt und gefeiert wird er aber für seine Rollen in den TV-Serien „Rentner haben niemals Zeit“ (1978), „Geschichten übern Gartenzaun“ (1982) oder „Familie Neumann“ (1984). Mit letzterer Serie, die nach der Hörspielreihe „Neumann, zweimal klingeln“ entstand, in der Köfer ebenfalls mitwirkte, wird der Schauspieler als Vater Neumann sogar zum berühmtesten Papa der DDR.

Mit welchen Kollegen er am liebsten zusammenarbeitete? Die Antwort darauf fällt Köfer schwer. Eigentlich mit jedem, sagt er. „Wo soll ich da anfangen? Natürlich mit den Partnerinnen, mit denen ich am meisten vor der Kamera und auf der Bühne stand: Helga Göring und Ingeborg Krabbe.“

Beide Schauspielerinnen sind Köfers Partnerinnen in „Rentner haben niemals Zeit“. Helga Göring (starb 2010) spielt die Ehefrau Anna in der legendären TV-Reihe. So erfolgreich ist das Köfer-Göring-Gespann, dass in der DDR das Publikum glaubt, sie sind auch im wahren Leben verheiratet. Ingeborg Krabbe (starb 2017) übernimmt die Partnerrolle in der Bühnenversion von „Rentner haben niemals Zeit“, die Köfer in den 2010er-Jahren mit seiner „Komödiantenbühne“ zeigt.

Der Rentner Paul Schmidt ist Köfers Paraderolle. Dabei gibt es für ihn keine Lieblingsrollen, auch keine Lieblingsfilme. „Mir waren alle Rollen und Stücke stets gleich lieb und wichtig“, sagt er.

Allerdings hat Köfer die Komödie „Pension Schöller“ fest in sein Schauspielerherz geschlossen, in der er jahrelang in der Komödie am Kurfürstendamm den herrlich irren Hausherren spielt. Zu seinen wichtigsten Filmen zählt „Nackt unter Wölfen“ (1963). In der Rolle als SS-Offizier beweist Köfer, dass er auch in ernsten Rollen das Publikum überzeugen kann. Denn als Schauspieler findet er es gar nicht komisch, wenn er nur lustige Rollen spielen soll.