Absicht oder Fehler?

Fake-Skandal bei „Tagesschau“: WDR-Mitarbeiterin als Kundin ausgegeben

Die „Tagesschau“-Zuschauer fühlen sich veräppelt: Der WDR produzierte einen Beitrag, in dem eine Mitarbeiterin als Kundin ausgegeben wurde.

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In der „Tagesschau“ wurde diese WDR-Mitarbeiterin als Kundin ausgegeben.
In der „Tagesschau“ wurde diese WDR-Mitarbeiterin als Kundin ausgegeben.Screenshot ARD

Heftige Vorwürfe gegen den WDR: In der „Tagesschau“ am vergangenen Montag wurde in einem Beitrag eine WDR-Mitarbeiterin als Supermarktkundin ausgegeben. Der Sender spricht von einem Fehler, doch viele Zuschauer glauben nicht daran.

WDR-Mitarbeiterin wird als normale Kundin dargestellt

Erstmals machte der Twitter-Account Argo Nerd auf den vermeintlichen Schummel aufmerksam. Mittlerweile berichten mehrere Medien über den Beitrag, der für heftige Diskussionen sorgt.

Die „Tagesschau“ berichtete am Montag über die „Wahren Kosten“ des Lebensmittel-Discounters Penny- eine Aktion, bei der der Preis eines Produktes mit Berücksichtigung aller durch die Produktion verursachten Umwelt- und Gesundheitsschäden berechnet wird.

In einem vom WDR produzierten Beitrag wurden auch Kunden nach ihrer Meinung zu der Aktion befragt. Darunter befand sich auch eine Mitarbeiterin des WDR, die im Beitrag jedoch als zufällige Kundin ausgegeben wurde. Während eine andere Kundin die Aktion ablehnte und meinte, sie würde den höheren Preis nicht zahlen wollen, sprach sich die Mitarbeiterin des WDR für die wahren Preise aus: „Finde ich gut, weil es zum Nachdenken anregt. Normalerweise denkt man nicht darüber nach, dass Fleisch so und so viel Aufschlag hat“, sagte sie in dem Beitrag.

Für die „Tagesschau“ ist dieser Skandal eine Katastrophe.
Für die „Tagesschau“ ist dieser Skandal eine Katastrophe.Angelika Warmuth/dpa

Wurde willentlich getäuscht oder einfach nur gepatzt?

Dem Twitter-User Argo Nerd fiel schließlich auf, dass es sich bei der Kundin in dem Beitrag um eine Produktionsassistentin des WDR namens Hannah M. handelt. Sie hätte so also nicht darin stattfinden dürfen. Gegenüber der Bild-Zeitung erklärte der WDR: „Die gezeigte O-Ton-Sequenz im von uns produzierten Beitrag hätte so nicht gesendet werden dürfen. Kolleginnen oder Kollegen zu interviewen entspricht nicht den journalistischen Standards.“

Auch WDR-Chefredakteur Stefan Brandenburg meldete sich auf Twitter zu Wort und beteuert, dass es sich nicht um eine willentliche Täuschung handelt: „Glaubt ernsthaft jemand, gestern hätte kein Penny-Kunde die ‚Wahre Preise‘-Aktion gut gefunden, sodass wir eine Mitarbeiterin als Schauspielerin hätten einsetzen müssen? Passiert ist ein saublöder Fehler. Die Kollegin ist zufällig nach ihrer Frühschicht in der Umfrage angesprochen worden. Sie hat dem Reporter, der sie nicht kannte, sinngemäß gesagt: ‚Ich komme gerade vom WDR-Radio‘. Der hat das in der Situation im Supermarkt mit vielen Nebengeräuschen falsch verstanden als ‚ich habe es im WDR Radio mitgekriegt.‘“

Stefan Brandenburg verteidigt zudem die Mitarbeiterin, die nun „mit Betrugsabsicht an den Pranger gestellt wird“, sie habe diesen Fehler aber absolut nicht zu verantworten. „Hätte der Reporter verstanden, dass er eine Kollegin vor sich hat, hätte er ihre kurze und spontane Reaktion niemals in den Beitrag aufgenommen.“

Doch viele der User glauben nicht an diese etwas hanebüchene Erklärung und vermuten, dass es sich sehr wohl um Absicht gehandelt hat.