Dieter Bohlen soll zu DSDS zurückkehren.
Dieter Bohlen soll zu DSDS zurückkehren. Imago/Revierfoto

Diese Nachricht schlug ein: Am Montagabend verkündeten mehrere Medien, dass RTL offenbar einen neuen Vertrag mit Dieter Bohlen geschlossen hat. Nach nur einem Jahr Pause soll der 68-Jährige im nächsten Januar schon wieder am Jurypult von „Deutschland sucht den Superstar“ sitzen. Eine Personalentscheidung, für die es eigentlich kein sinnvolles Argument gibt – außer vielleicht die Retrowelle, die der Kölner Sender derzeit bis zum Erbrechen reitet.

RTL-Retro-Welle jetzt auch mit Dieter Bohlen bei DSDS?

Denn RTL lässt in diesem Bereich aktuell fast nichts aus: „Der Preis ist heiß“ ist schon zurück, zuletzt ging die „Wetten, dass…?“-Kopie „Ich setz auf dich“ an den Start, Barbara Salesch soll im Herbst ihre Show bekommen – und jetzt erlöst RTL eben auch noch Bohlen aus seiner unfreiwilligen TV-Rente, in die er vor einem Jahr geschickt wurde, weil er nicht mehr zur Neuausrichtung des Senders passte.

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Dieter Bohlen hat Grund zum Jubeln: DSDS soll ihn zurückwollen.
Dieter Bohlen hat Grund zum Jubeln: DSDS soll ihn zurückwollen. Imago/Revierfoto

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Und genau das ist das große Problem an der Personalie Bohlen. Schließlich machte RTL im vergangenen Jahr eine große Transformation durch, zumindest kommunizierte man diese. Der Sender baute sein News-Angebot aus, und begründete das Aus für Bohlen damit, dass man seriöser werden wolle und Bohlen mit seinen lockersitzenden Beleidigungen einfach nicht mehr dazu passe.

Dieter Bohlen bei DSDS: Eine Bankrotterklärung für RTL

Eine Rückkehr von Bohlen wäre also nicht nur eine Retro-Rückholaktion der Kult-Kultkopfstimme, sondern ist auch eine Bankrott-Erklärung für die eigenen Ansprüche. Versicherte  RTL-Chef Henning Tewes im Februar noch, dass man trotz niedrigerer Quoten glücklich mit dem anspruchsvolleren DSDS ohne Dieter Bohlen sei, scheint man nun doch die Zuschauerzahlen mit allen Mitteln verbessern zu wollen. Doch wirklich kreativ scheinen die Macher dabei jedoch nicht gewesen zu sein, wenn ihnen nicht mehr einfällt als die Retro-Nummer mit Bohlen.

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Zumal die laut Branchenmagazin DWDL im Sender nicht unumstrittene Rückholaktion auch nicht zwangsläufig ein Quotengarant sein muss. Denn im vergangenen Jahr bewarben sich nicht nur Kandidatinnen und Kandidaten, die zuvor einen Bogen um DSDS gemacht hatten, sondern es schalteten durchaus neue Leute ein. Dafür gingen freilich Bohlen-Ultras verloren, die in den Jahren zuvor offenbar nur eingeschaltet hatten, um zu sehen, wie ihr Idol teils minderjährige Sängerinnen und Sänger vor laufender Kamera zusammenfaltete, dass die aber auch wirklich alle wiederkommen, ist kein Automatismus.

Ein Schritt nach vorne ist diese Personalentscheidung jedenfalls nicht. Es ist schwer vorzustellen, dass DSDS mit Dieter Bohlen frische, neue Ideen umsetzt. Vielmehr ist zu erwarten, dass die Sendung, die sich vor einem Jahr runderneuern wollte, wieder zu der sterbenden Sendung wird, die schon vor Bohlens Aus immer weiter an Quote verlor. Das neue Konzept hatte ohne die Bohlen-Ultras quotentechnisch von Anfang an einen schweren Stand, dass es nach einem Jahr bereits wieder über den Haufen geworfen werden soll, ist dennoch überraschend und – ob gewollt oder nicht – auch für die anderen im Rahmen der Neuausrichtung überarbeiteten und neu eingeführten Formate eine Warnung.

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Und Dieter Bohlen? Der darf sich vorerst als Sieger der ganzen Nummer fühlen. Denn obwohl er nach seiner Ausbootung mehrfach gegen Sender, Format und Nachfolger geschossen hatte, wurde er nun wieder zu DSDS zurückgeholt. Und wenn die Quoten nicht stimmen, dann wird er es vermutlich auf das Jahr schieben, in dem er nicht dabei war. Bis zur Absetzung von DSDS wird er aber wohl fest im Sattel sitzen, doch die wird sicher eher kommen, als viele glauben. Eine Zukunft hat die Show mit dieser Rolle rückwärts sicher nicht.

Domescu Möller schreibt jeden Donnerstag im KURIER über die Welt des Fernsehens.
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