Pietro Lombardi und Dieter Bohlen versprühen Retro-Stimmung bei DSDS.
Pietro Lombardi und Dieter Bohlen versprühen Retro-Stimmung bei DSDS. RTL

Wirft man einen Blick auf die Quoten, so dürfte man sich bei RTL auf die Schultern klopfen: Man hat das Ruder nach der DSDS-Staffel mit Florian Silbereisen, die von vielen eingefleischten Fans boykottiert wurde, wieder herumgerissen und kann in der 20. Staffel, die als finale Staffel angekündigt wurde, mit passablen Zuschauerzahlen überzeugen. Doch die Kröte, die RTL dafür schlucken musste, ist riesig: Genauer gesagt 1,83 Meter groß, mit einem noch größeren Ego.

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DSDS wieder mit Dieter Bohlen: Die Retro-Rolle-Rückwärts

Denn nachdem RTL sich im Jahr 2021 von Dieter Bohlen trennte, wurde schnell klar: Hier ging es nicht ums Geld, sondern die Ausrichtung des Senders. Bohlens bestenfalls gehässige Kritiken passten längst nicht mehr in die Zeit und in den Augen der Macher auch nicht mehr zu RTL. Nicht in einer Zeit, in der sich der Sender mit einer News- und Diversity-Offensive ein neues Image verschaffen wollte.

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Doch nachdem sich der Erfolg nicht über Nacht einstellte, gab es die Rolle rückwärts. Mit heißer Nadel wurde quasi eine Retro-DSDS-Staffel geplant, die so sein sollte wie früher – auch wenn früher gerade einmal zwei Jahre zurücklag: Mit Dieter Bohlen und jeder Menge vermeintlich markigen Sprüchen. Doch dabei wird mit jeder Folge deutlicher, warum sich RTL einst von Mister DSDS getrennt hatte.

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DSDS wieder mit Dieter Bohlen: Anfeindungen unter der Gürtellinie

Ein vorläufiger Höhepunkt war in der Folge erreicht, die am Mittwochabend im Free-TV zu sehen war. Dort versuchte sich Reality-Star Jill Lange („Are you the One?“ und „Ex on the Beach“) und kam am Ende knapp in den Recall. Doch ihr Gesangstalent wurde direkt zur Nebensache.

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Jill Lange musste, bevor sie singen durfte, sich erst einmal gegen verkrustete Moralvorstellungen erwehren.
Jill Lange musste, bevor sie singen durfte, sich erst einmal gegen verkrustete Moralvorstellungen erwehren. RTL

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Was war passiert? Noch bevor Jill einen Ton gesungen hatte, wurde die 22-Jährige nämlich übel angegriffen. „Du hast mit mehreren Männern was gehabt?“, wollte Pietro wissen, der Jills TV-Karriere offenbar verfolgt hatte. Als wäre das nicht allein Jills Angelegenheit, fragte Pietro direkt ihren anwesenden Freund Lars, wie er denn damit klarkäme. Der zeigte aber, dass er im Kopf reifer ist, als Pietro und antwortete: „Ich bin ja kein Stück besser.“ Der Hintergrund: Lars und Jill hatten sich bei „Ex on the Beach kennengelernt.“

DSDS wieder mit Dieter Bohlen: Nur Katja Krasivice widerspricht dem Pop-Titan

Wirklich Widerspruch für die verurteilenden Fragen kam nur von Katja Krasavice, die entgegnete: „Vor allem – damit klarkommen?! Als wäre das voll was Schlimmes“. Dieter Bohlen hingegen wurde dadurch noch angestachelt. Er wollte wissen, warum Jill denn in Reality-Formate gegangen sei. Sie: Nach dem Abi wollte sie ein Abenteuer erleben. Bohlen ätzte: „Hast du nur Abi und dich durchnudeln lassen?“

Jills Freund Lars Maucher stand ihr beim DSDS-Auftritt zur Seite.
Jills Freund Lars Maucher stand ihr beim DSDS-Auftritt zur Seite. RTL

Das hat mit markigen Worten, die vermeintlich untalentierte Sängerinnen und Sänger aufrütteln sollen, nichts mehr zu tun, sondern ist Sexismus in Reinform. Hier wird eine junge Sängerin, darauf reduziert, dass sie sexuell aktiv ist – und zwar von einem alternden Musikproduzenten, der seit Jahren durch ähnliche Kommentare auffällt und dessen jungem Spezi, der bereits in seinem eigenen Podcast deutlich machte, dass er bei Männern und Frauen in Sachen Sexualität mit zweierlei Maß misst.

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Ehe Dieter Bohlen Jill übrigens endlich singen ließ, pöbelte er noch: „Ich kann dazu nichts sagen, weil ich gucke so einen Schrott nicht an.“ Mutige Worte von einem Mann, der 19 von 20 Staffeln lang das Gesicht von einer der bekanntesten Trash-Sendungen war und jetzt wieder ist. Denn das Experiment, DSDS aus der Trash-Ecke zu holen, hat RTL mit Bohlens Rückkehr eindeutig abgebrochen. DSDS ist Retro – vom Konzept und dem Mindset.

Domescu Möller schreibt jeden Donnerstag im KURIER über die Welt des Fernsehens.
Anregungen an wirvonhier@berlinerverlag.com.