In der VIP-Runde schlug sie kluge Töne an

Doppelmoral und falsche Schuldzuweisungen: Das stört Stephi an der neuen „Temptation Island“-Staffel

Als Stephi Schmitz selbst bei „Temptation Island“ war, schlug sie immer wieder feministische Töne an. Was sie jetzt sieht, gefällt ihr teilweise gar nicht.

Teilen
Stephi Schmitz ist mit einigem, was in der neuen „Temptation Island“-Staffel passiert, nicht einverstanden.
Stephi Schmitz ist mit einigem, was in der neuen „Temptation Island“-Staffel passiert, nicht einverstanden.TVNow/Frank Fastner

Die neue Staffel „Temptation Island“ ist durchaus für einige Aufreger gut, doch irgendwie wirkt sie auch sehr konstruiert. Es scheint, als wolle TVNow, nachdem sie mit Lola Weippert eine neue Moderatorin eingestellt haben, die Zuschauer zumindest bei den Kandidaten bei dem abholen, was sie gewohnt sind. Es gibt ein Paar, das auf einen Heiratsantrag aus ist (gibt es in der letzten Sendung, jede Wette!), ein Paar in der die Beziehung seit Jahren kriselt, ein Paar, in der Party durchaus ein Streitpunkt ist und ein Paar, in dem der Mann notorisch fremdgeht. Alle haben gemein, dass die Rollen klar verteilt sind: Die Frauen wollen die Beziehung retten, die Männer sind die vermeintlich „wilden ungezähmten“ Gesellen. Eine Verteilung, die vielen sauer aufstößt, so wie „Temptation Island VIP“-Kandidatin Stephi Schmitz.

Stephi war mit ihrem Freund Julian bei „Temptation Island VIP“

Die 26-Jährige hatte im vergangenen Jahr mit ihrem Freund Julian an der Treuetest-Show teilgenommen und dabei nicht nur die Kernaufgabe mit Bravour bestanden, sondern auch eine ordentliche Portion Feminismus in die Show gebracht. Dass auch diesmal aber wieder nur die Geschichte der wollüstigen Männer, die Opfer ihrer Libido zu sein scheinen, erzählt wird, findet sie fast schon langweilig. Dabei sei das doch nicht der einzige Weg, spannende Geschichten zu erzählen. „Es gibt ja auch Frauen, die ein bisschen offenherziger sind“, sagt sie dem KURIER. „Warum nimmt man nicht auch mal ein Paar rein, bei dem es so ist?“ Es seien längst nicht alle Paare laufende Klischees.

Lesen Sie auch: „Temptation Island VIP“: Wie RTL die Verführerinnen und Verführer endlich in ein besseres Licht rücken will >>

Stephi Schmitz und Julian Diebold wurden in der ersten Staffel von Love Island ein Paar.
Stephi Schmitz und Julian Diebold wurden in der ersten Staffel von Love Island ein Paar.TVNow/Frank Fastner

Doch dieser Cast scheint das so gar nicht herzugeben. Klassische Rollenverteilung scheint nicht nur die Beziehungen der Paare zu bestimmen, sondern auch die Sichtweisen der Kandidaten. Besonders sauer aufgestoßen hat Stephi eine Geschichte um den vergebenen Mann Yasin. Nachdem den vergebenen Männern beim Lagerfeuer vorgespielt wurde, wie Marcus' Freundin Meike als Teil eines Spiels ihr Bikini-Oberteil auszieht und in den Pool springt, war er sehr empört, wenige Szenen später war dann zu sehen, wie Yasin selbst splitterfasernackt von vier Singlefrauen begleitet seinerseits in den Pool hüpft. Diese Doppelmoral macht Stephi wütend.

Lesen Sie auch: „Temptation Island“: Welcher Mann ist der neue Calvin? >>

„Das Erste, was ich richtig schlimm finde, ist dass Yasin Meike für ihr Verhalten verurteilt hat“, sagt Stephie, die an der Aktion der ehemaligen Bachelor-Kandidatin überhaupt nichts Verwerfliches sehen kann. „Yasin sexualisiert Meikes Körper hier total. Man kann Frauenbrüste doch nicht immer nur auf dieser sexuellen Ebene betrachten.“ Es gehöre eben zum Naturell von Meike, etwas freizügiger zu sein, schätzt Stephi ein. Sie sei ihr sehr lebhaft vorgekommen und habe auch schon gesagt, dass sie gerne nackt in die Sauna gehe. „Es ist doch schön, dass sie sich wohl in ihrem Körper fühlt und sich nicht schämt“, sagt Stephi. „Und das zu verurteilen, finde ich ein NoGo!“

Dass Yasin seinen eigenen Werten offenbar nicht gerecht wird, brachte Stephi zusätzlich auf die Palme. „Das zeigt, wie wenig Selbstreflexion Yasin hat“, sagt Stephi, die eigentlich anfangs ein gutes Gefühl bei Yasin und Freundin Alicia hatte. Doch das ist längst vorbei.

Yasin fiel bei "Temptation Island" durch eine große Portion Doppelmoral auf
Yasin fiel bei "Temptation Island" durch eine große Portion Doppelmoral aufTVNow/Frank Fastner

Doch auch die vergebenen Frauen haben sich in Stephis Augen nicht immer richtig verhalten. Der 26-Jährigen stößt vor allem auf, dass sie immer wieder über die Verführerinnen herziehen. Es sei falsch, dass die immer als die Bösen dargestellt und beleidigt werden, sagt sie. „Die Frauen erledigen nur ihren Job und sie machen ihn gut. Und da hat niemand das Recht sie dafür zu beschimpfen.“ Wenn überhaupt jemand in dieser Sendung als „Schlampe“ bezeichnet werden sollte, dann die vergebenen Männer, die fremdgehen und sich auf andere Frauen einlassen.

Tatsächlich fiel auf, dass in Stephis „Temptation Island VIP“-Staffel deutlich weniger als sonst über die Single-Frauen gelästert wurde und das ist auch Stephi selbst zu verdanken, die ihre feministische Sicht auf die Welt mit den anderen Frauen teilte. Wenn sie nun das Gespräch mit den vergebenen Frauen der aktuellen „Temptation Island“-Staffel suchen könnte, würde sie den Frauen vorschlagen, doch mal die Perspektive zu wechseln. „Ich würde die Frauen fragen, was sie für ein Problem mit den Verführerinnen haben und ihnen sagen, dass die eine klare Aufgabenstellung haben“, sagt Stephi.

Lesen Sie auch: Ungeahnte Themen und neue Solidarität: Der Feminismus ist im Reality-TV angekommen >>

Viel eher sollten sie ihren eigenen Mann hinterfragen. Denn nur was zwischen den beiden ist, zähle doch wirklich, sagt sie und weist aufs echte Leben hin: „Wenn der Mann da in die Disco geht, würde er den Frauen dort doch auch nicht widerstehen können“, sagt sie. „Und dort sind nicht mal Kameras.“

Um die Tipps von Stephi anzunehmen, ist es für die vergebenen Frauen viel zu spät. Die Folgen sind längst abgedreht. Doch die Produktion könnte sich die Hinweise zu Herzen nehmen, und beim nächsten Casting nicht nur Klischee-Paare verpflichten. Dann ist auch wieder mehr Spannung dabei.