Im Doppelinterview mit dem KURIER

Devid Striesow und Tom Wlaschiha: „Die Sehnsucht nach Superhelden wird nicht weniger“

Devid Striesow und Tom Wlaschiha plaudern im Interview mit dem Berliner KURIER über ihr Verhältnis zueinander, ihre erste Marvel-Erfahrung und Superhelden in der Kindheit.

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Tom Wlaschiha und Devid Striesow verstehen sich abseits der Arbeit gut.
Tom Wlaschiha und Devid Striesow verstehen sich abseits der Arbeit gut.Clémence Losfeld/Hans Lucas

Es ist die erste Zusammenarbeit zwischen Tom Wlaschiha und Devid Striesow und es hat sofort gefunkt. Die zwei Ausnahmetalente stehen aber nicht gemeinsam vor der Kamera, sondern im Tonstudio. Für die deutsche Podcast-Serie „Marvels Wastelanders: Star-Lord“ auf Audible leihen Tom Wlaschiha Superheld Peter Quill und Devid Striesow Waschbär Rocket ihre Stimmen. Nicht nur vor den Mikrofonen, auch im Interview mit dem Berliner KURIER wird deutlich, dass die Chemie zwischen Tom und Devid einfach stimmt.

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Tom Wlaschiha: „Ich kann keine zwei Sachen gleichzeitig“

In „Marvel’s Wastelanders: Star-Lord“ geht es um zwei gealterte Superhelden, die in eine von Superschurken regierte Welt zurückkehren. Das heißt, Sie beide spielen die Guten in der Geschichte?

Tom Wlaschiha: Unsere Charaktere haben zumindest den Anspruch, die Welt besser zu machen. Aber wie Sie schon sagen, sie sind etwas gealtert. Deswegen hatte ich mich anfangs gewundert, dass ich für die Rolle angefragt wurde. (lacht)

Devid Striesow: Ich mich beim Waschbären auch. Ob das mit der Optik zusammenhängt? (lacht)

Sind Sie beide dem anhaltenden Podcast-Trend erlegen?

Tom: Ich höre schon viel, vor allem beim Autofahren, aber ich kann keine zwei Sachen gleichzeitig, also etwas hören und lesen zum Beispiel.

Devid: Es kommt wohl auch auf die Tagesverfassung an. Aber generell ist es bei mir eher die genau gegensätzliche Entwicklung. Bei langen Autofahrten höre ich viel klassische Musik und denke viel dabei nach. Ich hole mir immer weniger den Input von außen.

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Das ist für Sie beide die erste Marvel-Erfahrung, zumindest beruflich. Haben Sie sich denn zuvor als Zuschauer mit dem Thema beschäftigt?

Tom: Wir sind keine absoluten Experten, aber über die Jahre hat man den ein oder anderen Film geguckt und ich würde unsere Erfahrungen als gefährliches Halbwissen bezeichnen. (lacht)

Devid: Meine Kinder haben mich da ein bisschen an die Hand genommen.

Tom Wlaschiha und Devid Striesow hatten zusammen viel Spaß im Tonstudio.
Tom Wlaschiha und Devid Striesow hatten zusammen viel Spaß im Tonstudio.Clémence Losfeld/Hans Lucas

Devid Striesow: „Wir haben als Schauspieler sofort zusammen funktioniert“

Devid, Sie sprechen den Waschbären Rocket Raccoon. Woher haben Sie die Inspiration für die Rolle genommen?

Devid: Ein sprechendes Tier zu spielen war erst mal eine ganz neue Erfahrung für mich. Da muss man sich vorher ganz genau überlegen, wie man das angeht. Ja, ich war vorher im Zoo … (lacht) Ich habe ganz viel ausprobiert, mit der Stimme viel experimentiert und dann hat sich langsam herauskristallisiert, was gut funktioniert.

Tom: Man muss die Figuren vermenschlichen. Das trifft aber auch auf die Superhelden-Charaktere zu, die keine Tiere sind. Dem Zuschauer macht das Hören ja nur dann Spaß, wenn er sich selbst darin wiedererkennen kann. Und auch Superhelden müssen menschliche Züge haben.

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Ihre Rolle, Peter Quill, wird in den Marvel-Filmen von Chris Pratt verkörpert. Hatte er irgendeinen Einfluss auf Ihre Interpretation?

Tom: Nein. Es hätte auch nicht funktioniert, wenn ich mich an ihm orientiert hätte. Man muss einen eigenen Zugang zu der Rolle finden, sonst wird es am Ende nicht stimmig. Ich habe mir „Guardians of the Galaxy“ zwar noch mal angeguckt, aber nur, um in Stimmung zu kommen. Die Filme haben ja mit der Geschichte von „Marvel’s Wastelanders: Star-Lord“ nicht viel zu tun. Es gibt außerdem ein englisches Original von dem Hörspiel-Podcast, in das ich kurz reingehört habe, um mal ein Gefühl für die Stimmung zu bekommen. Aber viel wichtiger war, dass die Chemie zwischen uns beiden stimmt.

Kannten Sie beide sich vorher eigentlich?

Tom: Wir kannten uns vom „Hallo sagen“ und ich habe natürlich einige Sachen mit Devid gesehen, das lässt sich ja nicht vermeiden …

Devid lacht.

Tom: Moment, ich war ja noch nicht fertig. Ich wollte sagen: Das lässt sich ja nicht vermeiden, wenn man gute deutsche Filme schaut. (lacht) Mal im Ernst, ich habe mich sehr gefreut, mit ihm zu arbeiten.

Devid: Die Situation ist ja meistens die, dass man als Schauspieler zusammengeworfen wird und dann sollte es im besten Fall gleich funktionieren. Das war in unserem Fall aber auch so.

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Tom Wlaschiha: „Im Osten hatten wir keine Superhelden“

Warum glauben Sie, sind Superhelden immer noch so wichtig in der heutigen Gesellschaft?

Devid: Ich glaube, es ist die Sehnsucht nach einer schnellen Lösung in einer Welt voller Probleme, die auf einen einprasseln. Es ist eine Ur-Sehnsucht, dass es mit einem Paukenschlag eine Lösung gibt. Eine kindliche und normale Sehnsucht der Menschen. Deswegen glaube ich, wird auch die Sehnsucht nach Superhelden nicht weniger.

Tom: Im besten Fall haben die Superhelden ja irgendwelche Superhelden-Qualitäten, die normale Menschen nicht haben und die man sich selbst auch wünschen würde.

Und was wäre das bei Ihnen?

Tom: Alle Sprachen sprechen können. Ist das eine Superhelden-Qualität?

Devid: Ach, da würde ich mich einklinken, das finde ich auch toll.

Welche Superhelden-Qualitäten haben denn Rocket Raccoon und Peter Quill?

Devid: Sprüche kloppen. (lacht)

Tom: Das ist ja das Charmante an der Geschichte, dass die beiden Superhelden sind, aber auch große menschliche Schwächen haben.

Das heißt aber, die beiden haben nicht wirklich irgendwelche Superkräfte?

Devid: Ich bin ein Waschbär, der sprechen kann … (lacht)

Tom: Und ich habe die Verantwortung von uns beiden.

Welche Superhelden waren Ihre Vorbilder in der Kindheit?

Schweigen

Tom: Wir sind beide aus dem Osten, bei uns gab es keine Superhelden. Das war tatsächlich so. Ich hatte eine relativ superheldenfreie Kindheit. Alles, was aus Amerika kam, war ja sowieso sehr suspekt und galt als Schundliteratur.

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Devid Striesow: „Ich kann nur in meiner Muttersprache spielen“

Auf welche neuen Filmprojekte von Ihnen können sich die Zuschauer demnächst freuen?

Devid: Es kommt bald eine Serie von Axel Ranisch, die auch auf dem Münchner Filmfest läuft – „Nackt über Berlin“. Eine sehr schöne Geschichte über einen Jungen und sein Coming-out, ich spiele seinen Vater.

Tom: Vor ein paar Wochen ist die Serie „Mrs. Davis“ erschienen. Die läuft aber nur auf Peacock in den USA. Eine brandaktuelle Story – es geht um eine Nonne, die in einen Konflikt mit der Künstlichen Intelligenz gerät. Ich spiele einen katholischen Priester.

Tom, Sie drehen mittlerweile sehr viel im Ausland. Ist es Ihnen dennoch wichtig, zwischendurch auch deutsche Filme zu drehen?

Tom: Das ist mir total wichtig. Deutsch ist meine Muttersprache und in der hat man noch mal einen ganz anderen Zugang zur Rolle. Egal, wie gut man eine Fremdsprache spricht, man wird nie das Level erreichen, das man in der eigenen Sprache hat.

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Devid, Sie haben keine Ambitionen, wie Tom mal in einer internationalen Produktion mitzuwirken?

Devid: Tom hat das gut erklärt. Bei mir ist es so, dass ich diese Tiefe und das Spektrum an Ausdruck nur über meine Muttersprache hinkriege. Ich fühle mich sonst so beschnitten, könnte man sagen. Ich würde mich damit nicht wohlfühlen, weil ich dann parallel so viel darüber nachdenken müsste, ob das alles so richtig ist, was ich mache.

Tom: Sprache besteht ja nicht nur aus Worten, dazu gehört auch Intonation und Sprachmelodie. Das ist in einer Fremdsprache schon extrem schwer.

Die deutsche Audible-Original-Podcast-Serie „Marvels Wastelanders: Star-Lord“ mit Tom Wlaschiha als Peter Quill und Devid Striesow als Rocket erscheint am 28. Juni 2023 bei Audible.