Cover des Albums „Power Up“ der Band AC/DC: Das Album erscheint am Freitag. 
Cover des Albums „Power Up“ der Band AC/DC: Das Album erscheint am Freitag.  Foto: Sony Music/ Columbia/dpa

PWR UP – fünf Buchstaben erteilen unzähligen Rockfans derzeit tagtäglich kleine Stromstöße des Entzückens. Noch wenige Tage, dann erscheint am 13. November das neue Album mit dem etwas kryptisch anmutenden Titel (kurz für Power Up, übersetzt: Einschalten) der schon häufiger totgesagten australischen Rockband AC/DC. Wie nach dem Tod ihres Sängers Bon Scott 1979 wird die Gruppe auch nach dem Tod des Bandgründers Malcolm Young vor fast genau drei Jahren wieder auferstehen.

Die Rockband um die Brüder Angus und Malcolm Young hatte mit ihren ersten Platten Ende der 70er-Jahre beachtliche Erfolge erzielt. Nach Australien wurden England, Deutschland und weitere europäische Staaten im E-Gitarrensturm genommen. Mit dem kernigen „Let there be rock“ und dem Nachfolger „Powerage“ setzten die Rocker Tausende Fans in großen Hallen unter Strom. Angus’ Schuluniform und die artistischen Soli sowie Bon Scotts versoffenes Image gaben dem Ganzen das gewisse Etwas.

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Doch die Plattenverkäufe in den USA hielten sich in Grenzen. Während in Europa der Punk regierte, dominierte in amerikanischen Radiostationen der typische Mainstream-Sound von Boston, der Steve Miller Band, Fleetwood Mac … Dort wollte die Plattenfirma Atlantic, die AC/DC unter Vertrag hatte, jetzt punkten. Doch über das Wie waren sich die Plattenbosse mit der Band nicht einig. Über die Köpfe von Malcolm und Angus hinweg wurden die bisherigen Produzenten Harry Vanda und George Young durch Eddie Kramer ersetzt. Auch wenn dieser kein unbekannter Produzent war, sondern schon mit Led Zeppelin, Kiss und Jimi Hendrix gearbeitet hatte, missfiel es dem Young-Clan, dass die Atlantic-Chefs ihren Bruder George einfach vor die Tür gesetzt hatten.

Der Zufall half AC/DC auf die Sprünge

Die ersten Aufnahmen zum Album „Highway to Hell“ begannen, doch zwischen Band und Produzent kriselte es. Von Streits war die Rede. Nach wenigen Wochen der Zusammenarbeit hatten Band und Produzent nur ein paar unvollständige Aufnahmeschnipsel vorzuweisen. Zudem gingen die ersten Aufnahmen des Albums verloren (sie wurden erst später wiedergefunden und auf dem Album „Bonfire“ veröffentlicht). Mitten in der Produktion wurde Kramer gefeuert.

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Genau in diesem Augenblick kam der Zufall der Rockband zu Hilfe. Wie Mick Wall, der Biograf der Band, schildert, rief Malcolm den Bandmanager Michael Browning an und klagte ihm sein Leid. Browning war gerade nach New York gezogen und wohnte mit zwei Südafrikanern zusammen. Auch an diesem Abend saß Browning mit seinem WG-Kumpel, dem Musikproduzenten Clive Calder, und dessen wichtigsten Klienten Robert John Lange zusammen.

Lange, den seine Freunde nur „Mutt“ nennen, hatte einige Hits in seiner Heimat Südafrika produziert, bevor es den erklärten Gegner des Apartheidregimes nach England und in die USA verschlug. Die nächste Station hieß für ihn – die Boomtown Rats. Mit „Rat Trap“ gelang ein Nummer-1-Hit in England. Mutt, selbst begnadeter Sänger und Musiker, bewegte sich mühelos zwischen den Genres, ein Multitalent und Perfektionist. Browning soll das Telefonat mit Malcolm beendet und zu Mutt gesagt haben: „Du musst das machen, du produzierst das neue Album von AC/DC.“ Damit war der Grundstein für eine unvergleichliche Rockgeschichte gelegt.

„Highway to Hell“ wurde ein Millionenerfolg

Die Aufnahmen zu „Highway to Hell“ begannen am 24. März 1979 in den Roundhouse Studios (Chalk Farm, Nordlondon) und waren drei Wochen später abgeschlossen. Eine extrem kurze Zeit, wenn man bedenkt, dass Mutt jeden Song in seine Einzelteile zerlegte, um dann alles wieder neu zusammenzusetzen. Wer heute die Aufnahmen von „Powerage“ und seinem Nachfolger „Highway to Hell“ vergleicht, erkennt den riesigen Unterschied. Es war immer noch AC/DC, immer noch der dreckige, raue Rock, der erdige Blues, aber die Songs hatten jetzt Hitpotenzial und einen Groove, der den Sprung zum Stadion-Rock problemlos schaffte. Die drei Wochen im Studio veränderten das Leben aller Beteiligten.

„Highway to Hell“ wurde ein Millionenerfolg, eroberte die Charts weltweit. Die Live-Premiere feierte die Band in Nürnberg am 1. September 1979. Fast pausenlos tourte die Truppe bis Ende Januar 1980. Mit dem grandiosen „Let there be rock“, das in der Liveversion auf zwölf Minuten ausgedehnt wurde, beschloss AC/DC am 27. Januar 1980 in Southampton den Konzert-Marathon. „Let there be rock“ – das war der letzte Song, den Bon Scott auf einer Bühne singen sollte. Am Morgen des 19. Februar wurde der Sänger im Auto eines Freundes tot aufgefunden. Als Todesursache wurde Alkoholvergiftung angegeben. Wobei sich auch immer das Gerücht hielt, er sei erfroren. Fakt ist, Ronald Belford „Bon“ Scott wurde nur 33 Jahre alt.

Neuer Sänger, neues Album, neuer Mega-Erfolg

Auf dem Höhepunkt des Erfolgs stand die Gruppe vor dem Nichts. Was die Brüder Young antrieb, schon zwei Monate nach dem Tod Scotts einen neuen Sänger zu suchen, bleibt nebulös. Sicher ist, Brian Johnson wurde als neuer Frontmann verpflichtet, die Aufnahmen für „Back in Black“ begannen kurz darauf im April 1980 auf den Bahamas – wieder mit Mutt Lange als Produzenten.

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Am 25. Juli 1980 wurde „Back in Black“ veröffentlicht und rangiert heute mit über 50 Millionen verkaufter Tonträger in der Rangliste der meistverkauften Alben auf Platz 2 nach Michael Jacksons „Thriller“. Mit dem ganz in schwarz gehaltenen Album wollte die Band ihren verstorbenen Sänger ehren, betonten die Musiker. In Erinnerung daran hielt sich auch lange das Gerücht, das neue Album „PWR UP“ enthalte unverkennbare Riffs des verstorbenen Malcolm, eines der besten Rhythmusgitarristen der Geschichte. Erst in den vergangenen Tagen räumte sein Bruder Angus in Interviews damit auf, betonte aber, das nunmehr 17. Album der Band sei Malcolm gewidmet und enthalte Ideen von ihm.

Der Produzent war diesmal nicht Mutt Lange, sondern Brendan O’Brien, der schon „Rock or Bust“ und „Black Ice“ mit der Band produzierte. Auch werden die Verkäufe sicher nicht mehr die Zahlen von „Back in Black“ erreichen. Das macht aber nichts. Die Rockgeschichte ist ein Stück fortgeschrieben. Millionen Fans werden dafür dankbar sein.

AC/DC:  „Power Up“ (Columbia/Sony) erscheint am 13. November