Rassismus-Eklat bei „Das große Promi-Büßen“: Das Reality-TV-Format ist gerade auf Joyn gestartet (die ersten beiden Folgen werden am heutigen Donnerstag ab 22.50 Uhr auf ProSieben ausgestrahlt) und schon wird die Show von einem Skandal überschattet. Die ehemalige Schauspielerin Bea Fiedler (67) bringt einen rassistischen Spruch und wird dafür des Formats verwiesen. Doch hätte man mit diesem Vergehen womöglich auch ganz anders umgehen können?
Bea Fiedler fliegt wegen rassistischer Äußerung aus der Show
Trotz ihres etwas höherem Alters ist es kaum zu glauben, dass Bea Fiedler von der Entwicklung der letzten Jahre nichts mitbekommen hat. Oder ist sie einfach nur ignorant? Als ein anderer Promi auf die Toilette geht, sagt sie zu den anderen Kandidaten: „Er wird jetzt einen N*** abseilen.“ Die anderen Stars sind schockiert. „Das darf man nicht sagen!“, ermahnt Thorsten Legat (56) sie sofort. Doch Bea Fiedler widerspricht: „Das darf man sagen, wenn jemand kackt.“ Bea kriegt ordentlich Gegenwind von ihren prominenten Mitbewohnern, doch sie bleibt dabei: „Das sagen wir immer … Das ist alte Duisburger Sprache.“ Doch weil die anderen nicht nachgeben, rudert Bea zurück: „Okay, dann nehme ich das zurück, ist doch nur ein Spruch.“
Die 67-Jährige scheint einfach nicht zu verstehen, warum sie dieses Wort nicht mehr sagen sollte. Man fragt sich, ob die frühere „Eis am Stiel“-Schauspielerin in den vergangenen Jahren hinterm Mond gelebt hat. Die Promis fordern Bea dazu auf, sich zu entschuldigen, doch das will sie nicht. „Ich bin doch nicht rassistisch … Da denke ich doch gar nicht drüber nach, weil ich das doch gar nicht so meine … Meine Zunge ist schneller als mein Denken.“ Sam Dylan (33) versucht, Bea Fiedler das Problem zu erklären: „Bea kennt vielleicht gar nicht die Bedeutung. Das heißt ja so was wie Sklave.“ Irgendwann hält sich Bea die Ohren zu und schließt die Augen, sie will von all dem nichts mehr hören. Dann ertönt die Stimme: „Bea, komme bitte jetzt vor das Camp-Tor!“ Thorsten Legat befürchtet bereits: „Die fährt jetzt nach Hause! Ich sag dir, die ist jetzt weg, die kommt nicht mehr wieder.“
Und tatsächlich, Olivia Jones (54) wird per Video ins Camp geschaltet: „Rassistische Äußerungen werden nicht geduldet. Es geht hier beim großen Promi-Büßen um Fehltritte, die wir aufarbeiten, aber es gibt rote Linien, bei denen es bei uns nichts mehr zum Aufarbeiten gibt. Rassistische Äußerungen – egal, ob bewusst oder unbewusst – sind so eine rote Linie. Bea hat diese rote Linie überschritten und da gibt es dann auch nichts mehr zu diskutieren. Bea ist raus!“ Dann wird Bea gezeigt, wie sie im Interview weint: „Es ist so blöd. Es ist überhaupt nicht so gemeint, wie ich es gesagt habe. Es war nur … Es sollte ein Witz sein. Mir ist das gar nicht bewusst, dass das irgendjemanden verletzen könnte.“ Ein Off-Sprecher erklärt: „Bei der Reproduktion von rassistischen Begriffen geht es nicht um die Intention, sondern um die Wirkung. Mit dem besagten Begriff sind Gewalt, Leid und Entmenschlichung verbunden. Daher gilt unsere Solidarität immer den Betroffenen und niemals den Täterinnen und Tätern.“

Warum keine Aufarbeitung bei „Das große Promi-Büßen“?
Keine Frage, Bea Fiedlers Aussage überschreitet auf jeden Fall eine rote Linie und sollte Konsequenzen nach sich ziehen. Schwierig ist auch ihr Umgang mit der Situation, als die anderen Kandidaten sie auf ihr Fehlverhalten hinweisen. Sie zeigt kein Einsehen und keine Reue. Trotzdem stellt sich die Frage, ob man mit diesem Fehltritt nicht auch anders hätte umgehen können.
Schließlich besagt das Konzept der Sendung, dass Promis für ihr Fehlverhalten im TV büßen sollen. Dabei geht es meistens ums Pöbeln, Beleidigen und Geschrei – etwas, das von den Zuschauern und den Medien zwar immer wieder kritisiert, aber zugunsten der Quote im Reality-TV auch gefordert wird. Die prominenten Kandidaten sollen also für etwas büßen, das sie in die Formate bringt und womit sie quasi ihr Geld verdienen. Leistet sich ein Promi wie Bea Fiedler aber mal einen richtigen Fehltritt, wird er schnell rausgeschmissen, um die Erwartungen der Gesellschaft zu erfüllen und keinen Shitstorm zu riskieren.
Dass Bea Fiedler das Format verlassen muss, war vielleicht richtig. Möglich wäre aber auch eine spontane Auseinandersetzung mit dem Thema gewesen, um Bea und vielleicht auch einigen Zuschauern die Thematik noch einmal näherzubringen und zu erklären, warum der Begriff nicht mehr verwendet werden sollte. Warum war man hier der Meinung, es gebe nichts mehr zum Aufarbeiten?
Man hätte Bea trotzdem aus der Show nehmen können, um sie für ihr Verhalten nicht auch noch zu belohnen. Das Thema aber so schnell wie möglich abzuwürgen und zum nächsten überzugehen, bringt uns in der Gesellschaft nicht viel weiter. Hier wurde eine Chance vertan. Leider fehlt der Produktion und dem Sender an dieser Stelle der Mut, um das Konzept der Sendung bei einer wirklich wichtigen Diskussion greifen zu lassen. ■