Brendan Fraser: Ich habe Hochachtung vor Menschen mit Übergewicht
Statt eines muskulösen Action-Helden spielt der 54-Jährige im Drama „The Whale“ den krankhaft fettleibigen Lehrer Charlie – eine Rolle, die ihm unter anderem einen Oscar bescherte.

Er war einer der gefragtesten Schauspieler der 90er und frühen 2000er. Als Actionheld in „Die Mumie“ oder „George – Der aus dem Dschungel kam“ spielte er sich in die Herzen der Kinozuschauer. Doch dann zog sich Brendan Fraser vor 15 Jahren aus Hollywood zurück, um nun mit „The Whale“ eine triumphale Rückkehr auf der Leinwand zu feiern. Statt eines muskulösen Action-Helden spielt der 54-Jährige im Drama den krankhaft fettleibigen Lehrer Charlie – eine Rolle, die ihm unter anderem einen Oscar bescherte.
Berliner KURIER: Zwischen George und Charlie liegen Welten – nicht nur optisch, sondern auch schauspielerisch. Was hat Sie überzeugt, zu solch einer Rolle Ja zu sagen?
Brendan Fraser: Erst einmal kenne ich keine einzige Person im Schauspielbusiness, die nicht mit Darren Aronofsky zusammenarbeiten würde, wenn sich die Chance bietet. Ich bin so dankbar, dass ich die Gelegenheit bekommen habe. Natürlich war die Rolle die größte Herausforderung meines Lebens, aber genau das habe ich gesucht. Und überhaupt, ich wollte schon immer einen Superhelden spielen!
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Charlie ist ein Superheld?
Auf jeden Fall ist Charlie der heldenhafteste Mann, den ich jemals verkörpert habe. Seine Superkraft ist, das Gute in anderen Menschen zu sehen und dieses Gute bei ihnen auch hervorzuholen.

Sie haben einen sogenannten Fett-Anzug getragen, um Charlie zu spielen. Wie fühlt es sich im Körper eines 300-Kilo-Kolosses an?
Sehr eingeengt. Charlies Welt ist sehr klein. Seine Mobilität beschränkt sich auf seine Wohnung, hauptsächlich auf seine Couch.
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War es schwierig, mit all den Prothesen am Körper zu schauspielern?
Ja. Ich musste erst einmal lernen, mich auf eine völlig neue Art und Weise zu bewegen. Ich habe Muskeln entwickelt, von denen ich garnicht wusste, dass ich sie habe. (lacht)
Es muss wie eine Befreiung gewesen sein, wenn Sie am Ende des Drehtages wieder Ihren eigenen Körper zurückbekommen haben!
Ich hatte regelrechte Gleichgewichtsstörungen, wenn sie mir abends all die Extras abgenommen haben. Als würde man nach einer langen Bootsfahrt wieder an Land kommen. Durch Charlie habe ich deshalb auch eine ganz neue Hochachtung für all die Menschen bekommen, die einen ähnlichen Körperbau haben.
Inwiefern Hochachtung?
Diese Stärke, die diese Menschen mitbringen. Sie müssen nicht nur physisch, sondern auch mental unglaublich stark sein, um in ihrem Körper funktionieren zu können.

Was macht „The Whale“ Ihrer Meinung nach zu einem besonderen Film?
Wir leben in einer zynischen Zeit und die optimistische Hauptaussage dieses Films gibt Hoffnung. Nämlich, dass Menschen im tiefsten Inneren nicht in der Lage sind, kein Mitgefühl für andere zu haben. Ich glaube, wir bringen einfach einen Lichtstrahl in die Dunkelheit.
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Ist nach Ende der Dreharbeiten etwas von Charlie bei Ihnen hängen geblieben?
Auf jeden Fall. Ich habe etwas von ihm gelernt, was ich auch für mich übernehmen werde. Wenn du alles in eine Sache investierst, dann musst du alles da reinstecken. Du musst zu dir sagen, „Jetzt oder Nie!“. Denn dann wird am Ende auch etwas Wichtiges dabei herauskommen. Wer alles gibt, der kann die Herzen und die Einstellung von anderen ändern. Ich hoffe auch, dass wir durch unseren Film die Einstellung von Menschen hinsichtlich ihrer übergewichtigen Mitmenschen ändern können.
Wenn Sie auf Ihre Filme aus den 90er-Jahren zurückschauen …
… dann denke ich, „Was hatte ich für tolle Haare damals“. (lacht)

Durch Filme wie „Die Mumie“ sind Sie zum Superstar aufgestiegen. Doch dann haben Sie sich plötzlich aus Hollywood zurückgezogen. Warum?
Ich brauchte einfach Abstand. Ich mochte nicht mehr der sein, zu dem man mich gemacht hat. Deshalb bin ich einfach vom Podest heruntergestiegen, auf den man mich gestellt hatte. Ich konnte dann endlich wieder ich selbst sein.
Ihre Fans haben Ihrem Comeback den Namen „Brenaissance“ gegeben.
Comeback ist so eine Sache. Ich war eigentlich nie ganz weg, nur nicht mehr im Vordergrund. Karrieren gehen halt auf und ab. Ich bin einfach nur dankbar, arbeiten zu können und dass mir „The Whale“ die Chance ermöglicht, wieder auf der großen Leinwand zu sehen zu sein.
Was erhoffen Sie sich für Ihre berufliche Zukunft?
Das werde ich noch herausfinden müssen. Meine Kristallkugel ist leider zerbrochen. Funktioniert Ihre? (lacht) Das sind Dinge von morgen, ich lebe im Hier und Heute!