Harry Wijnvoord, Marijke Amado, Ingolf Lück und Moderator Chris Tall in der ersten Folge von „Murmel Mania“.
Harry Wijnvoord, Marijke Amado, Ingolf Lück und Moderator Chris Tall in der ersten Folge von „Murmel Mania“. Foto: TVNOW / W. Rutten

Am Dienstag feierte das Erfolgs-Format „Murmel Mania“ aus den Niederlanden deutsche TV-Premiere: Drei Promis traten bei RTL in Geschicklichkeitsspielen und an großen Murmelbahnen gegeneinander an. Klingt erstmal nett. Aber: Wenn im TV neue Formate laufen, gehört es dazu, dass auf Plattformen wie Twitter heftig darüber diskutiert wird, was da gerade auf der Mattscheibe zu sehen ist. Und so lautete eine der großen Fragen: Wird es eine zweite Folge geben? Ein Nutzer schrieb: „Ich denke, es besteht die Möglichkeit, dass MurmelMania noch während der laufenden Sendung abgesetzt wird.“ Wurde es nicht. Aber: Wie schlimm war die Show wirklich?

Zugegeben: Große Bahnen, viele Basteleien, Aufwand, ein Konzept aus Holland. Das sind Dinge, die dem geneigten RTL-Zuschauer durchaus bekannt vorkommen. Vom „Domino Day“ nämlich, der TV-Sensation, die ab 1998 riesige Erfolge feierte. Millionen Menschen fieberten damals mit, sahen den Dominosteinen beim Umkippen zu. Ob das auch mit Murmeln klappt?

Wie viel „Domino Day“ steckt in der neuen Show „Murmel Mania“?

Die Idee klingt erst einmal spannend: Drei Promis (in der ersten Folge: Komiker Ingolf Lück, Show-Legende Harry Wijnvoord und Entertainerin Marijke Amado) treten bei Geschicklichkeitsspielen gegeneinander an – und lassen Murmeln durch liebevoll gestaltete XXL-Bahnen rollen, die ein Traum in jedem Kinderzimmer wären. In jeder Runde werden dabei Punkte gesammelt – diese entscheiden, wer beim letzten Rennen auf einer Mega-Murmelbahn mit wie vielen Murmeln antreten darf. Am Ende entscheiden die Murmeln, welcher Star wie viel Geld für einen guten Zweck spenden darf.

Die Promis sehen ihren Murmeln bei „Murmel Mania“ beim Kullern zu. Zumindest sind die Bahnen sehr liebevoll gebaut.
Die Promis sehen ihren Murmeln bei „Murmel Mania“ beim Kullern zu. Zumindest sind die Bahnen sehr liebevoll gebaut. TVNOW / W. Rutten

Die Besetzung der ersten Episode ist ein Flashback in längst vergangene Zeiten. Ingolf Lück wirft einige Zuschauer zurück in die „Wochenshow“-Epoche, Marijke Amado verschafft manchem wilde Kindheitserinnerungen an die Zeiten der „Mini-Playback-Show“. Und über Harry Wijnvoord muss man kaum reden. Auch Komiker Chris Tall, der das „Spektakel“ moderiert, macht einen guten Job, nur der Humor, den er und seine Kandidaten an den Tag legen, ist an manchen Stellen eher flach´(„Was reimt sich auf Lück? Glück!“).

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Interessant sollen vor allem die Murmelbahnen sein. Sie sind unglaublich liebevoll gestaltet – die Kugeln rollen über süße Hindernisse, alles ist bunt und lustig und steckt voller Überraschungen. Spektakulärer hatte man es sich trotzdem vorgestellt.

Aber: Die Sensation des Abend wird auch für viele Zuschauer Frank Buschmann („Buschi“), der die rollenden Murmeln kommentiert wie ein Finale der Champions League. Der die Kugeln anschreit, als würde sein Leben davon abhängen. Und der damit dafür sorgt, dass man auch daheim am Bildschirm klebt und sich dabei ertappt, wie man plötzlich brüllen möchte: „Los, du blaue Murmel, los!“ Allerdings sehen ihn einige, denen das Format gar nicht zusagt, auch als Retter. „Bin beeindruckt von Buschi. Der kann selbst die allergrößte Scheiße euphorisch und spannend verkaufen“, schreibt ein Twitter-Nutzer.

Auch in Geschicklichkeitsspielen mit Murmeln müssen die Stars bei „Murmel Mania“ antreten.
Auch in Geschicklichkeitsspielen mit Murmeln müssen die Stars bei „Murmel Mania“ antreten. Foto: TVNOW / W. Rutten

Denn leider gibt es auch Dinge, die an der neuen Show absolut nerven. Ein Nutzer auf Twitter kommentiert, man habe an dem Abend 200 Murmel-Würfe durchgeführt, aber 400 gesehen – weil jeder noch einmal in Zeitlupe gezeigt wird. Das ist wahr: Nicht jeder, aber sehr viele Momente werden noch einmal in Slow-Motion abgespielt, wie bei einem Sportevent. Doch hier geht es nicht um entscheidende Momente eines Fußballspiels, sondern um MURMELN. Insofern stört die ewige Wiederholerei irgendwann gewaltig.

Zuschauer wollen aus „Murmel Mania“ und Komiker Chris Tall ein Trinkspiel machen

Einige wollen aus der Not in der nächsten Episode nun aber eine Tugend machen. Auf Twitter schreibt ein Kommentator: „Trinkspiel: Jedes Mal, wenn Chris Tall sagt: ,Einen Moment, das schauen wir uns noch einmal an‘, einen trinken. Viel Spaß!“ Der Komiker wird die Zuschauer damit unfreiwillig abfüllen, so viel steht fest.

Fazit des Abends: „Murmel Mania“ ist ein Experiment, das durchaus eine Chance verdient hat. Es scheitert nur leider daran, dass es nicht so spektakulär wurde wie erhofft. Mit dem „Domino Day“ hat diese Show, auch hinsichtlich der Größe, jedenfalls nichts zu tun. Die einen sehen in den Murmeln den Höhepunkt der Sinnlosigkeit und den Untergang des Unterhaltungssenders. Die anderen jubeln den bunten Kugeln zu: Wer sich darauf einlässt, kann sich durchaus fesseln lassen. Trotzdem: Einiges nervt und bietet Verbesserungsbedarf. Und die wahren Helden des Abends sind definitiv jene Menschen, die in 1600 Stunden Kleinarbeit die süßen Murmelbahnen bauten.

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Für den Sender selbst fällt die Bilanz recht positiv aus: Im Schnitt verfolgten 1,18 Millionen 14- bis 49-jährige Zuschauer die Show, ein Marktanteil von 14,6 Prozent. Insgesamt verfolgten 2,63 Millionen Zuschauer die Murmel-Premiere, beim Gesamtpublikum entsprach das einem Marktanteil von 8,7 Prozent.