Berlins großer Liedermacher ist wieder da

Klaus Hoffmann: Corona war meine innere Achterbahn

Der Schauspieler, Sänger und Buchautor tritt nach langer Pause mit legendären Chansons von Jacques Brel auf. Der Konzertabend findet im historischen Spiegelzelt der Bar jeder Vernunft statt. 

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Klaus Hoffmann singt Brel.
Klaus Hoffmann singt Brel.Christian Schulz

Klaus Hoffmann (69) singt Brel. Chansons über Wehmut, Liebe, Mut und Abschied. Es ist der erste große Konzertabend des Berliner Liedermachers seit Monaten. Begleitet wird Hoffmann in der Bar jeder Vernunft von Hawo Bleich am Flügel. Dass die zwei überhaupt schon wieder auf der Bühne stehen, hätte wohl keiner von beiden gedacht. Hoffmanns künstlerisches Leben stand coronabedingt still. Wie das Leben so vieler Künstlerinnen und Künstler in diesen Tagen. Jetzt ist er wieder da. Und Jacques Brel, diesen großen Tröster aus Belgien, der 1978 starb, den singt er nicht zum ersten Mal. Warum jetzt wieder? „Als ich jung war, traf Brel auf Hoffmann. Ich singe ihn heute anders“ erklärt der Schauspieler und Liedermacher dem KURIER. „Brel ist und war eine Haltestange für mich und wird es immer sein. Ein Wertebarometer. Also ist er ein guter Begleiter in dieser unsicheren Zeit.“

Die unsichere Zeit: Hoffmann kann im Wortsinn ein Lied davon singen. Der Stillstand wegen Corona fiel ihm erst leicht, dann wurde es „existenziell, dann wieder gut“, wie er sagt. „Eine Auszeit. In der Hoffnung, es geht weiter. Ein derartiges Virus bringt alles Verborgene zu Tage“.

Ein halbes Jahr ohne Publikum - für Sänger kann es tatsächlich kaum etwas Schlimmeres geben. Für Hoffmann entwickelte sich die Pause zu einer „inneren Achterbahn“. Immerhin konnte er singen, schreiben und planen. „Wer das als Selbstständiger nicht annehmen kann, ist verloren. Von den Finanzen ganz zu schweigen. Aber es hat wohl seinen Sinn, wenn man nur gesund bleibt.“

„Brel ist und war eine Haltestange für mich, und ist es immer noch", sagt Klaus Hoffmann im KURIER-Interview. 
„Brel ist und war eine Haltestange für mich, und ist es immer noch", sagt Klaus Hoffmann im KURIER-Interview. Barbara Braun / Bar jeder Vernunft

Was können wir von Brel in Zeiten der Pandemie lernen? „Weitermachen. An das Leben glauben, weil es den Tod gibt. An die Liebe und unsere Zärtlichkeit. Nicht stumm werden!“ Weitermachen um jeden Preis? Nicht, wenn die Leute den Bogen überspannen und leichtsinnig werden, warnt Hoffmann. Für Leute, die auf die Straße gehen und plump gegen Corona-Maßnahmen protestieren, bringt er nur bedingt Verständnis auf, obwohl er selbst mit den Protesten der 68er-Generation  groß geworden ist: „Und von Verschwörungstheorien halte ich gar nichts. Es ist gefährlich, das Virus zu übersehen. Auch dem Nächsten gegenüber. Corona ist kein Traum, keine Erfindung. Wir sollten sehen, was uns zusammenhält. Mitgefühl und Verständnis für jedes Leben.“

Im kommenden Jahr wird Hoffmann 70 Jahre. Wenn man ein derart gelungenes Künstlerleben hat wie er, könnte einem das eigentlich schnuppe sein, oder?, frage ich ihn

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„Wie das?“, fragt er zurück. „Ich bin froh, eine Stimme zu haben, mich durch meine Lieder und Geschichten zeigen zu können. Ich werde immer dankbar sein, für den Weg, den ich machte. Und der hoffentlich noch weitergeht. Kunst ist ein Lebensmittel – wie sollte ich es lassen?“

Der Konzertabend „Klaus Hoffmann singt Brel“ startet am 6. Oktober um 20 Uhr in der Bar jeder Vernunft (Schaperstraße 24) und läuft bis 11. Oktober. Am 1. und 2. Dezember ist er dann noch einmal mit dem Chanson-Abend im historischen Spiegelzelt zu sehen. Gespielt werden unter anderem „Les Bourgois“ („Die Spießbürger“), „Amsterdam“, „Marieke“, „Jacky“ und „Ne me quitte pas“  („Geh nicht fort von mir“). „Die Marquesas“ ist ein Lied von Brels letzter Schallplatte. Grundlage sind Partituren des Komponisten und langjährigen Brel-Arrangeurs François Rauber. Er arrangierte auch drei Alben für Klaus Hoffmann.

Tickets an der Abendkasse sind ab 30,40 Euro zu bekommen, ermäßigte Karten ab 12,50 Euro.