50 Jahre „Disco“: So schummelte die Kult-Show mit ABBA und den Rolling Stones
Im Februar 1971 zeigte das ZDF erstmals die Musiksendung mit Ilja Richter. Der KURIER erzählt, was da alles hinter den Kulissen wirklich ablief.

Für alle, die die Musik der 70er- und 80er-Jahren lieben, ist sie bis heute Kult: Die TV-Show „Disco“ mit Ilja Richter, die vor 50 Jahren das erste Mal im ZDF lief. Der Mix aus Schlager, Rock und Pop machte die Sendung so erfolgreich. 133 Folgen wurden bis 1982 gezeigt. Fans glauben, fast alles über die „Disco“ zu wissen. Doch sie werden staunen, was der KURIER zum Jubiläum der Kult-Show herausfand – etwa die Schummelei mit ABBA.
Die vier schwedischen Weltstars gehörten zu den „Disco“-Stammgästen. Insgesamt zwölf Mal traten sie in der Show auf. Allerdings wurde beim ersten ABBA-Auftritt am 6. Januar 1973 ganz schön gemogelt.
Agnetha war hochschwanger
Die damals in Deutschland noch fast unbekannte Band (der Grand-Prix-Erfolg mit „Waterloo“ folgte ein Jahr später) präsentierte sich noch unter dem langen Namen „Björn & Benny, Agnetha & Anni-Frid“, stellte in der „Disco“ ihren Song „People need Love“ vor. Aber nicht alle ABBA-Mitglieder standen auf der Bühne.
Agnetha Fältskog war gar nicht dabei. Sie war hochschwanger, blieb in Schweden. Für die „Disco“ musste Ersatz her. Also sprang die Blondine Inger Brundin als Sängerin ein, eine Freundin von Anni-Frid. Die Zuschauer bemerkten damals nicht, dass vor ihnen eine falsche Agnetha auf der Bühne stand. Da der Song als Playback lief, gab es wenigstens die Stimme der echten Sängerin zu hören.
Apropos Stars: In der Tat wurde der damals 18-jährige Moderator Ilja Richter (heute 68) über Nacht zum Star, als im ZDF die erste „Disco“ am 13. Februar 1971 lief. Allerdings war dies nicht seine erste TV-Sendung. Richter moderierte bereits ab 1969 die Vorgänger-Show „4-3-2-1 Hot & Sweet“, die das ZDF als Kontrastprogramm zum „Beat-Club“ in der ARD präsentierte.
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Ilja Richter wurde am 24. November 1952 in Karlshorst geboren. Seinen Vornamen erhielt er in Erinnerung an den russischen Autoren Ilja Ehrenburg (1891-1967), den seine Eltern verehrten. 1953 bekam die Familie politische Schwierigkeiten mit den DDR-Oberen und zog nach West-Berlin. Ilja Richters Karriere begann beim Radio. Vom Rias erhielt er mit acht Jahren seine erste Sprecherrolle in dem Hörspiel „Mäuschen Kukuruz“, trat später als Kinderstar unter anderem im Theater des Westens und im Renaissance-Theater auf. 1967 spielte Richter in der ZDF-Serie „Till, der Junge von nebenan“ mit.

Die Stars der „Disco“: Ilja Richter hatte in seiner Sendung wirklich fast alle großen Künstler, die damals ganz oben in den Hitparaden standen. Weltstars wie Deep Purple, T-Rex, Sweet, Cat Stevens, Slade, Rod Stewart oder Elton John traten in den Studios in Hamburg, Berlin und in Unterföhring bei München auf, in denen die monatlichen „Disco“-Shows aufgezeichnet wurden.
Stones waren gar nicht wirklich da
Sogar die Rolling Stones gehörten dazu. Doch nicht alle Stars waren wirklich vor Ort. Etwa die Stones, deren Song „Angie“ in der 32. „Disco“-Sendung im August 1973 nur als Video-Einspieler gezeigt wurde. Auch T-Rex oder Sweet waren nicht immer wirklich bei Ilja Richter. Oft zeigte man ihre Songs als Ausschnitte aus „Top of the Pops“, der TV-Musikshow der britischen BBC.

Die holländische TV-Familienshow „Eén van de acht“ war es, die für Ilja Richters legendären Spruch „Licht aus, Spot an“ sorgte. Derselbe Satz war auch das Motto der Showmasterin Mies Bouwman. Aus ihrer Sendung „Eén van de acht“ machte ihr Landsmann Rudi Carell seine legendäre ARD-Samstagabend-Show „Am laufenden Band“.

Ilja Richter: Heimliche Beziehung!
Zu einem „Disco“-Star hatte Moderator Ilja Richter offenbar eine ganz persönliches Verhältnis. Sängerin Marianne Rosenberg („Er gehört zu mir“) berichtete vor Jahren, dass sie von 1975 bis 1978 mit Richter eine heimliche Beziehung gehabt hätte. Ihre Plattenfirma wollte damals angeblich nicht, dass dies öffentlich bekannt wird.
Nicht nur Bands und Sänger kamen in die „Disco“. In den Show ließen sich auch Kino-Weltstars blicken, traten in den Sketchen von Ilja Richter auf. Wie etwa James-Bond-Bösewicht Telly Savalas („Im Geheimdienst ihrer Majestät“), der in den 70ern Erfolge als „Kojak“ in der gleichnamigen TV-Krimiserie feierte. Auch Bud Spencer war zu Gast, ebenso Mark Hamill, der in „Star Wars“ Luk Skywalker spielte.