Gute Tipps: So schlägt der Corona-Lockdown nicht aufs Gemüt
Die Corona-Maßnahmen belasten viele Menschen auch emotional. Was tun, damit die schlechte Stimmung nicht die Überhand gewinnt? Im KURIER gibt Diplom-Psychologin Janin Kronhardt Tipps gegen den Lockdown-Blues.

Viele wissen und akzeptieren, dass die aktuellen Lockdown-Einschränkungen nötig sind – und dennoch fällt es immer schwerer, der Situation etwas Positives abzugewinnen. Es fehlen soziale Kontakte, Erlebnisse mit Freunden; die Sehnsucht nach einem normalen Leben, wie es vor Corona war, wird größer. Was tun, damit die schlechte Stimmung nicht die Überhand gewinnt? Im KURIER gibt Diplom-Psychologin Janin Kronhardt vom Sana Klinikum Lichtenberg Tipps gegen den Lockdown-Blues.
Immer wieder kommen schlechte Nachrichten, immer wieder wird der Lockdown verlängert – die Situation, die seit November andauert, bringt viele zum Verzweifeln. Dass das nachvollziehbar ist, weiß auch Janin Kronhardt. Aber: Es sei wichtig, gerade in diesen Zeiten selbst tätig zu werden und etwas gegen negative Gefühle zu tun. „Körper, Geist und Seele sind eine Einheit – das große Thema dieser Zeit muss also die Selbstfürsorge sein“, sagt sie dem KURIER. „Wer gegen den Lockdown-Blues kämpfen will, muss zunächst für Akzeptanz sorgen: Wir können die Situation nicht ändern. Ändern können wir nur die Art und Weise, wie wir damit umgehen.“
Jeder kann sich leicht positive Gefühle in sein Leben holen
Jeder könne für sich entscheiden, ob er sich Ängsten und Sorgen hingeben oder aber Hoffnung und Zuversicht in sein Leben lassen möchte. Kronhardt: „Letztlich haben wir immer die Wahl, das Glas halb voll anstatt halb leer zu sehen.“ Natürlich dürfe man auch mal traurig oder wütend sein. „Aber der Fokus darf nicht auf den negativen Gefühlen liegen.“ Ihr Rat: Jeder sollte dafür sorgen, positive Gefühle in sein Leben zu holen – und dafür gibt es Strategien. Hier kommen fünf Tipps für einen guten Umgang mit dem Lockdown-Blues.
Bewegung. In der Positiven Psychologie gibt es das „Dreieck des Glücks“ – eine Säule ist hier die Aktivität. „Dass Bewegung glücklich macht, hört man immer wieder. Und sie bleibt die Nummer eins. Denn wer aktiv ist, baut Stresshormone ab und sorgt für die verstärkte Ausschüttung von Glückshormonen“, sagt Kronhardt. Jeder kann seine persönlichen Glücksaktivitäten finden. „Manche laufen gern oder machen Spaziergänge, andere tanzen über probieren Yoga-Übungen aus“, sagt Kronhardt. Erlaubt ist, was gefällt!
Entspannung. Die Entspannung sei der Gegenspieler zur Aktivität, erklärt die Psychologin. „Körperliche, seelische und mentale Entspannung lassen sich auf vielfältige Art finden“, sagt sie. „Auch hier muss jeder herausfinden, was gut tut.“ Manch einem hilft Yoga, andere holen sich Inspiration beim Kochen. Immer mehr zum Trend werden Malbücher für Erwachsene, denn das Ausmalen hat etwas Meditatives.
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Sozialkontakte. Gerade Treffen mit Familienmitgliedern und Freunden fehlen vielen Menschen, die Möglichkeiten der sozialen Interaktion scheinen so beschränkt wie nie. Trotzdem sollte jeder probieren, Kontakte zu pflegen. „Versuchen Sie, auch unter den Corona-Maßnahmen möglichst über digitale und analoge Medien mit Ihren Herzensmenschen in Verbindung zu bleiben“, rät die Expertin. Denn der Mensch sei ein soziales Wesen, brauche das Miteinander. Ebenfalls zu empfehlen: „Schreiben Sie mal wieder eine Postkarte – vorzugsweise mit humorvollem und optimistischem Spruche vorne drauf.“

Neues lernen und Projekte finden. „Wenn wir uns auf Ziele fokussieren, dann setzen wir unsere Energien positiv ein und verwerten auch negative Emotionen sinnvoll“, sagt Kronhardt. Eine Möglichkeit: Etwas Neues lernen! Vielleicht eine Sprache, ein Instrument, eine Fähigkeit wie Stricken oder Nähen. Und: Es ist die Zeit der Projekte: „Der Lockdown führt uns direkt in eine neue Welt, die ungewiss und nicht wirklich planbar ist. Gewöhnen wir uns doch daran, dass wir in Intervallen planen.“ Sie selbst habe eine Kolumne auf Instagram gestartet, eine Kollegin das Projekt „Schöner Wohnen“. Wichtig sei die Nachhaltigkeit. „Es sollte nicht nur darum gehen, sich die Zeit zu vertreiben – sondern es darf dabei etwas entstehen, das auch in der Zeit nach dem Lockdown Freude bringen kann.“
Alle Sinne nutzen. Wer gute Gefühle haben will, braucht seine Sinne. Aber: „Momentan sind wir isoliert und es fehlen die Möglichkeiten, Kunst und Kultur zu genießen. Sinneseindrücke sind rar gesät. Das birgt die Gefahr, dass die Sinne verkümmern“, sagt Kronhardt. „Wir sollten versuchen, unsere Sinne trotz Lockdown zu aktivieren.“ Also: „Gehen Sie mal auf einen Online-Galerie-Trip. Erkunden Sie neue Musik-Apps oder legen Sie ganz altmodisch eine Schallplatte auf“, sagt Kronhardt. Auch Düfte können glücklich machen. „Und beim gemeinsamen Kochen mit dem Partner oder der Familie wird der Gemeinschaftssinn gestärkt.“