Mit Übungen zum Nachmachen

Wichtige Experten-Tipps: So bleibt ihr Rücken im Lockdown gesund

Experten rechnen damit, dass bald immer mehr Menschen an Rückenschmerzen leiden könnten - auch bedingt durch die Zeit im Lockdown. Mediziner Dr. Stephan Vinzelberg gibt Tipps.

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Rückenschmerzen sind unangenehm - doch mit einfachen Übungen kann jeder vorbeugen.
Rückenschmerzen sind unangenehm - doch mit einfachen Übungen kann jeder vorbeugen.Imago/Panthermedia

Na, müssen auch Sie derzeit im Homeoffice arbeiten? So geht es vielen Berlinern, teilweise schon seit dem ersten Corona-Lockdown. Die Pandemie verändert unsere Arbeitswelt – und sie wird sich damit auch automatisch auf unsere Rücken auswirken: Experten rechnen damit, dass bald immer mehr Menschen an Rückenschmerzen leiden könnten. Dr. Stephan Vinzelberg ist Leitender Oberarzt an der Klinik und Tagesklinik für Manuelle Medizin am Sana-Klinikum Lichtenberg, gibt im KURIER Tipps für einen gesunden Rücken.

Durch den Lockdown werden mehr Menschen an Rückenschmerzen leiden

Der Corona-Lockdown macht vielen Menschen auch in Berlin zu schaffen – es ist kein Geheimnis, dass sich Isolation und fehlende soziale Kontakte auf die Psyche auswirken. Doch auch für den Rücken ist die aktuelle Situation keinesfalls gesund. „Ich gehe davon aus, dass es in unserer Gesellschaft zu einem Anstieg bei den Rückenbeschwerden kommen wird“, prognostiziert Dr. Stephan Vinzelberg (48). „Viele Menschen arbeiten zu Hause, haben aber keine rückengerecht eingerichteten Arbeitsplätze. Außerdem gibt es im Homeoffice viele Unterbrechungen und Stressfaktoren – beispielsweise, weil nebenbei die Kinder betreut werden müssen.“

Dr. Stephan Vinzelberg ist Leitender Oberarzt an der Klinik und Tagesklinik für Manuelle Medizin am Sana-Klinikum Lichtenberg
Dr. Stephan Vinzelberg ist Leitender Oberarzt an der Klinik und Tagesklinik für Manuelle Medizin am Sana-Klinikum LichtenbergSabine Gudath

Durch die Arbeit im Homeoffice komme es zu Bewegungsmangel und einseitiger Belastung. „Im Lockdown versucht man sowieso, Bewegung zu vermeiden, Sportangebote sind nur eingeschränkt verfügbar. Und auch die normale Bewegung, die man sonst im Alltag hat, sei es durch den Arbeitsweg oder Wege, die man etwa im Büro zurücklegt, fällt weg.“ Hinzu gesellt sich eine völlig andere Stresssituation. „Viele Menschen haben Ängste und Sorgen um die eigene berufliche Zukunft oder die finanzielle Situation – daraus kann eine Zunahme körperlicher Spannungen resultieren. Aber dieser Stress kann aufgrund des Bewegungsmangels nicht mehr so gut abgebaut werden.“

Auch soziale Isolation aktiviert das Schmerzsystem des Körpers

Hinzu komme die Isolation – sie aktiviert das Schmerzsystem. „Es gab zu dem Thema mal eine Studie mit Computerspielen. Man hat Computerspieler während einer Spielrunde im MRT untersucht, sie dann nicht mehr mitspielen lassen. Das wirkte sich auf die Aktivität des Schmerzzentrums aus“, erklärt Vinzelberg. Menschen, die nicht mehr zur Arbeit gehen können und denen auch privat das stabile soziale Umfeld fehlt, sind also generell anfälliger für Schmerzen. Das könne dazu führen, dass auch in der Zukunft immer mehr Menschen an Schmerzen des Bewegungsapparates leiden – denn an den Folgen der Krise werden viele noch länger leiden.

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Umso wichtiger ist es, vorzubeugen. Dr. Stephan Vinzelberg rät, trotz Homeoffice Bewegung in den Tagesablauf einzubauen. „Und wenn es nur kleine Wege sind, die man sonst im Büro zurücklegt, wenn man beispielsweise zum Kopierer geht“, sagt er. Wer am Schreibtisch sitzt, kann sich etwa einmal pro halber Stunde einen Wecker stellen, eine Runde durch die Wohnung laufen.

Außerdem sollte immer wieder die Sitzposition gewechselt werden, damit der Körper nicht einseitig belastet wird. „Und wer keinen rückengerechten Arbeitsbereich mit höhenverstellbarem Tisch und Stuhl hat, kann sich damit behelfen, dass er öfter den Arbeitsort wechselt, vielleicht mal am Küchen- und mal am Wohnzimmertisch sitzt.“ Zwischendurch sind Spaziergänge zu empfehlen, aber bitte keine langsame Schlenderei. „Ich wohne in Schöneberg – und sehe dort, dass die Menschen in diesen Zeiten langsamer gehen. Wer spaziert, darf ruhig etwas Tempo machen, damit der Puls in Schwung kommt.“ Wer seinem Rücken etwas Gutes tun möchte, kann zweimal am Tag Präventionsübungen machen (siehe Fotostrecke).

Genauso wichtig sei es aber, emotionalen Stress zu vermeiden – damit die seelische Anspannung nicht zu einer körperlichen wird. „Es gibt gute Entspannungsübungen, die teilweise auf den Webseiten der Krankenkassen zur Verfügung gestellt werden. Außerdem helfen Rituale wie das Führen eines Tagebuchs. Und: Es ist wichtig, dass man trotz Lockdown versucht, mit seinen Mitmenschen zu reden, Kontakt zu halten.“

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Und wenn die Schmerzen anhalten, den Schlaf rauben oder hinderlich für eigentlich normale Alltagstätigkeiten sind: Ab zum Arzt! „Der Hausarzt ist in jedem Fall der beste Ansprechpartner“, sagt Vinzelberg. Er betont, dass ein Besuch beim Mediziner sehr wichtig ist, auch in Corona-Zeiten. „Denn das ist ein allgemeines Problem: Aus Angst vor dem Virus suchen Menschen weniger die Arztpraxen auf. Das Phänomen beobachten wir auch bei Schlaganfall-, Herzinfarkt- und sogar Krebspatienten.“ Bei Rückenschmerzen sei ein aufgeschobener Arztbesuch zwar nicht lebensbedrohlich, aber zu langes Warten könne dafür sorgen, dass die Schmerzerkrankung chronisch wird.