37 Jahre nach Tschernobyl

Diese Pilze sind immer noch radioaktiv belastet

Auch fast 40 Jahre nach der Reaktorexplosion in Tschernobyl findet sich noch radioaktives Cäsium-137 in einigen Pilzsorten – besonders in Bayern.

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Birken-Rotkappen sind bei einer Landespilzausstellung zu sehen. 
Birken-Rotkappen sind bei einer Landespilzausstellung zu sehen. Bernd Wüstneck/dpa

Auch fast vier Jahrzehnte nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl sind viele Pilze weiterhin mit radioaktivem Cäsium-137 belastet – vor allem in Bayern.

Betroffen seien vor allem Gebiete im Bayerischen Wald, im Donaumoos nahe Ingolstadt sowie Regionen in den Alpen rund um Mittenwald und im Berchtesgadener Land, teilte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) am Montag in Salzgitter mit.

In diesen Gebieten hatte sich nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 deutschlandweit am meisten radioaktives Cäsium auf dem Boden abgelagert. Jedoch gebe es große Unterschiede, es sei selbst in stark betroffenen Regionen nicht jede Pilzart gleichermaßen betroffen.

Folgenreicher Super-GAU am 26. April 1986 in Tschernobyl

Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk Tschernobyl (heute Ukraine, nahe Belarus) zur Kernexplosion und -schmelze, einem sogenannten Super-GAU. Zehntausende Quadratkilometer rund um das Kraftwerk sind seitdem durch Caesium-137 radioaktiv verstrahlt und für Menschen gesperrt. Die radioaktiven Wolken erreichten damals auch europäische und skandinavische Länder, wo sich Caesium-137 ablagerte.

Hohe Werte weisen diese Pilze auf: Schnecklingsarten, Gelbstielige Trompetenpfifferlinge, Gemeine Rotfußröhrlinge, Maronenröhrlinge, Mohrenkopfmilchlinge, Ockertäublinge, Rotbraune Scheidenstreiflinge, Violette Lacktrichterlinge und Ziegenlippe.

Geringe Konzentrationen fanden sich zum Beispiel im Beutelstäubling, Filzröhrling, Hasenröhrling, Sternschuppigen Riesenschirmling oder auch Weißen Büschelrasling.

Pilze, die in den Handel gelangen, müssen laut BfS-Präsidentin Inge Paulini Grenzwerte für radioaktives Cäsium-137 einhalten. „Wer selbst Pilze sammelt, ist nicht von diesem Grenzwert geschützt.“

Ihr Rat: Vor dem Genuss selbst gesammelter Pilze solle man sich gut informieren und sie auch nur in Maßen verzehren. „Letztlich ist es eine persönliche Entscheidung: Der gelegentliche Verzehr höher belasteter Pilze führt zwar nur zu einer geringen zusätzlichen Strahlendosis. Sie lässt sich aber leicht vermeiden, wenn man potenziell besonders hoch belastete Pilzarten im Wald stehen lässt.“

Caesium-137 lagert sich im Knochengewebe ab, führt zu Knochenkrebs und Leukämie

Cäsium-137 kann sich nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) im Knochengewebe einlagern und dort das Erbgut schädigen. Langfristig kann das zu Knochenkrebs und Leukämie führen. Cäsium-137 ist ein radioaktives Isotop, das nicht in der Natur vorkommt. Es entsteht unter anderem bei der Kernspaltung in Kernkraftwerken. Seine Halbwertszeit beträgt circa 30 Jahre: Die Menge, die 1986 in den Boden gelangt ist, hat sich inzwischen mehr als halbiert.

Das BfS untersucht für seinen Pilzbericht jedes Jahr 165 Pilzarten, die an ausgewählten Standorten in Süddeutschland gesammelt werden.