Etwas Unordnung im Garten bietet Insekten und Spinnen die Gelegenheit, sich breitzumachen – und lässt bei Frühnebel unzählige Tautropfen glitzern.
Etwas Unordnung im Garten bietet Insekten und Spinnen die Gelegenheit, sich breitzumachen – und lässt bei Frühnebel unzählige Tautropfen glitzern. dpa

Kennen Sie auch diese Diskussionen? Die einen wollen im Beet alles, was verblüht ist, abschneiden, der Rasen muss kurz sein, die Wege geharkt. Über die korrekte Pflege eines Gartens kann man sich ganz schön in die Haare bekommen. Laub liegen lassen oder nicht, Kieswege oder Wildnis? Die Herangehensweisen unterscheiden sich manchmal beträchtlich, besonders wenn unterschiedliche Generationen ihre Vorstellung vom perfekten Garten haben.

Doch es gibt gute Kompromisse zwischen der naturnahen Gestaltung und dem aufgeräumten Garten.

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Sterile Gärten, die wenig Nutzen für Tiere haben

Aber erst mal zum Hintergrund: Viele Gärten sind so angelegt und werden so gepflegt, dass Insekten und Kleintiere wie Igel es darin nicht gut haben. Ihnen fehlen Nahrungsangebote und Rückzugsorte. Da es die Tiere in der Natur schon schwer haben, sind die Gärten mit kurz getrimmten Rasen und ständig gejäteten und beschnittenen Blumenbeeten ein weiteres Problem.

Im Herbst im Garten nicht alles abschneiden und entsorgen

Zum Beispiel brauchen manche Insekten hohle Pflanzenstängel und totes Holz für die Aufzucht ihres Nachwuchses. Daher raten Naturschützer und viele Gärtner: Bitte nicht alles abschneiden und entsorgen.

Gerade im Herbst und Winter mal den Garten der Natur überlassen und zum Beispiel erst im Frühjahr vor dem nächsten Austrieb die braunen und abgestorbenen Stauden zurückschneiden. Oder einen Baumstumpf nicht vollständig entfernen und Gehölze nur außerhalb der Brutzeit zurückschneiden.

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Teile des Gartens der Natur überlassen

Nun streiten sich hier die Gärtner, ob man wirklich dabei von „Unordnung“ sprechen muss. Denn eigentlich ist es nur so, dass man einen Teil des Gartens einfach mehr so gestaltet, wie auch die Natur das mit ihren Flächen macht – und ihn dann auch der Pflanzen- und Insektenwelt entsprechen überlässt. Das ist aktuell sogar ein beliebter Gartentrend: Die neue Natürlichkeit nennt sich das beispielsweise.

Was habe ich in meinem Garten davon?

Ganz praktisch gesehen: Weniger Gartenarbeit an kalten, feuchten Herbsttagen, wenn es etwa um das Zurückschneiden von Stauden geht. Und der Hauptpunkt: Sie tun direkt auf ihrem Grundstück etwas für die Natur, den Erhalt des Insekten- und Wildtierbestandes und damit die Rettung der Erde.

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Und diese Natur kann ihnen auch etwas zurückgeben. An kühlen Herbstmorgen und Wintertagen werden die braunen, abgestorbenen Staudenteile und Samenstände etwa von Raureif, dünnen Schnee- oder Eisschichten belegt – und damit zur hübschen Winterdekoration. Das zweite Beispiel ist eine Blumenwiese im Garten: Wie schön kann es sein, im Sommer am Rande einer blühenden und zirpenden Wiese zu laufen – und das im eigenen Garten?

Sind denn Kompromisse möglich?

Auf jeden Fall. Nicht jedem gefällt diese natürliche Unordnung nun mal. Und keiner verlangt, dass der Rasen nicht mehr geschnitten wird, dass die Beete zuwuchern und das Unkraut haltlos sprießt. Auch Laub sollte weiterhin gesammelt werden – gerade vom Rasen muss es im Herbst sogar runter, sonst droht dort Fäulnis. Und irgendwann sollten Stauden auch geschnitten werden, denn sie wollen ja wieder neu austreiben.

Es gibt aber eben auch beides zusammen: Naturschutz und die geliebte Gartengestaltung. „Ein insektenfreundlicher Gärtner kommt mit Kompromissen gut zurecht“, schreiben zum Beispiel die Experten des Umweltministeriums NRW in ihrer Broschüre „Klein, aber oho. Insekten in (Klein-)Gärten“. Etwa indem man nur einzelne Bereiche des Grundstücks, vielleicht sogar die am Rand entsprechend gestaltet.

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Vorschlag Nummer 1: Einen Teil des Rasens wie immer behandeln. Den anderen Teil als Wildblumenwiese wachsen lassen und davon nur die oft benutzten Wege mähen.

Vorschlag Nummer 2: Für einen insektenfreundlichen Stapel Totholz oder Steine reicht ein Fleck auf einem Streifen hinter dem Kompost. Übrigens, damit schlägt man gleich drei Fliegen mit einer Klappe: Man tut nicht nur was für die Umwelt, man spart sich unter Umständen mit der eigenen Sammelstelle im Garten eine große Tonne für Grünabfälle oder Fahrten zur Grüngutabgabe. Und man hat einen Fleck im großen Garten weniger zu bearbeiten.