Nichts mehr mit „Sitz!“ : Auch Hunde kommen in die Pubertät
Manches Frauchen und Herrchen haben es sicher schon geahnt: Auch Hunde kommen in die Pubertät und benehmen sich wie manche Teenager ein wenig daneben. Und auch hier liegt es an den Hormonen.

Die Vierbeiner beginnen vermehrt, Kommandos ihrer Herrchen zu ignorieren, während sie auf andere Personen nach wie vor hören. Das sei analog zu Kindern, die während der Pubertät vor allem mit ihren Eltern in Konflikt gerieten, berichten Wissenschaftler in den „Biology Letters“ der britischen Royal Society. Hündinnen, deren Bindung zu ihren Herrchen nicht besonders stabil ist, werden der Studie zufolge früher geschlechtsreif als solche mit einer sehr starken Bindung. Auch dies sei vom Menschen bekannt.
Bei Hunden setzt diese Entwicklungsphase mit etwa acht Monaten ein. Die Forscher hatten zunächst die Halter von 70 Hündinnen, die zum Begleithund ausgebildet wurden, nach dem Bindungsverhalten ihrer Tiere befragt. Also, ob die Hunde etwa bei anstehender Trennung nervös und zittrig werden oder ob sie häufig die Nähe ihres Halters suchen. Solche Verhaltensweisen werteten die Forscher als Anzeichen für eine nicht sichere Bindung. In einem zweiten Studienteil untersuchten sie bei insgesamt 93 Hunden, wie gut diese vor und während der sensiblen Pubertätsphase auf Kommandos hören.
Die Auswertung ergab, dass Hündinnen mit einer schwächeren Bindung zu ihren Haltern früher geschlechtsreif werden als Hündinnen mit einer stabilen Beziehung. Mit Erreichen der Pubertät wurden die Hunde dann häufiger aufsässig und hörten nicht mehr so gut auf Kommandos wie „Sitz!“ – allerdings nur, wenn sie von ihren Haltern gegeben wurden. Auf fremde Personen reagierten sie nach wie vor gut. Dieser Unterschied lasse vermuten, dass das Verhalten nicht lediglich auf Veränderungen der Hormone oder der Hirnorganisation zurückgehe. Bei Hunden mit einer eher unsicheren Bindung zu ihren Haltern war der Ungehorsam stärker ausgeprägt.
Dass die Geschlechtsentwicklung von sozialen Beziehungen beeinflusst wird, sei von vielen Arten bekannt. Ihre Studie liefere Hinweise für einen artübergreifenden Einfluss von Mensch zu Hund. Bei den meisten Hunden gehe die Phase des Ungehorsams wieder vorbei – dennoch könne sie weitreichende Konsequenzen haben: Studien zufolge würden viele Hunde genau in dem betreffenden Alter in Tierheime abgegeben. Oder Halter versuchten, ihre Tiere mit Gewalt gefügig zu machen.