Ärger in der Inflation

Zinsen steigen, aber viele Sparer gucken durch die Finger, weil Geldinstitute knausern

Nach einer Untersuchung des Vergleichsportals Verivox geben gerade Sparkassen und Volksbanken die gestiegenen Zinsen der Europäischen Zentralbank nicht an ihre Kunden weiter

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Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) erklärte die achte Zinsentscheidung seit Mitte 2022.
Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) erklärte die achte Zinsentscheidung seit Mitte 2022.Michael Matthey/dpa

Seit einem knappen Jahr dreht die Europäische Zentralbank (EZB) an der Zinsschraube, um die Inflation zu bekämpfen. Während die Geldinstitute davon profitieren, gucken viele Sparer durch die Finger. Denn viele Banken, Sparkassen und Volksbanken geben ihnen weiter Micker-Zinsen. Nach einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox von 731 Instituten bietet demnach beispielsweise etwa ein Viertel der örtlichen Sparkassen und Volksbanken auf dem Tagesgeldkonto gar keine Zinsen.

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„Fast ein Jahr nach der ersten Leitzinserhöhung wirkt das wie aus der Zeit gefallen“, sagte Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier. „Zumal die Banken selbst längst wieder über drei Prozent Zinsen einstreichen, wenn sie die Spargelder ihrer Kundschaft bei der EZB parken.“

Seit Juli 2022 hat die EZB sieben Mal die Zinsen im Euroraum erhöht. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Zentralbankgeld besorgen können, liegt mittlerweile bei 3,75 Prozent. Parken Banken Geld bei der EZB, erhalten sie dafür 3,25 Prozent Zinsen. Am frühen Donnerstagnachmittag folgte die achte Zinserhöhung auf vier Prozent. Von den Banken bei der EZB hinterlegtes Geld bringt künftig 3,50 Prozent Zinsen.

Sparkassen geben im Schnitt nur 0,28 Prozent Zinsen auf Tagesgeld

Laut Verivox  hat sich der Durchschnittszins bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote bei einer Anlage von 10.000 Euro seit Jahresbeginn auf 1,1 Prozent (Stand: 9. Juni) zwar mehr als verdoppelt. Sparkassen bieten im Schnitt aber nur 0,28, regionale Genossenschaftsbanken 0,27 Prozent Zinsen.

Mehr gibt es für Festgeld. Wer 10.000 Euro zwei Jahre lang anlegt, erhält bei bundesweit aktiven Banken im Schnitt 2,73 Prozent Zinsen. Das über Dreifache seit Juli 2022. Die Zinsen bei Regionalbanken seien auch hier im Schnitt niedriger.

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Allerdings gleichen selbst die höchsten Zinsangebote, mit denen häufig nur Neukunden geworben werden, die Teuerung nicht aus.  

Verivox hatte die Konditionen von rund 800 Banken und Sparkassen ausgewertet, darunter 731 mit mindestens einem Tagesgeldangebot. Berücksichtigt wurden alle Institute mit Tages- und Festgeldangeboten, die ihre Zinsen frei zugänglich auf ihrer Website veröffentlichen. Es gibt Banken, die das nicht tun – darunter möglicherweise auch weitere mit Nullzinsen.