Zins-Rallye gestartet: Erste Bank buhlt mit drei Prozent Zinsen um Kunden
Die ING Deutschland zahlt als erste Bank drei Prozent Zinsen aufs Tagesgeld – auch Bestandskunden profitieren davon

Adieu, Sparflaute und Zinstief: Der Wettbewerb unter den Banken um Sparkunden nimmt kräftig Fahrt auf. Immer mehr Banken locken Neukunden mit Zinszuschlägen, und jetzt ist schon die Marke von drei Prozent erreicht: Als erstes Geldhaus zahlt die Direktbank ING 3,0 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld – und das gilt nicht nur für Neukunden. Auch Sparer, die bereits Einlagen bei der ING haben, dürfen sich über die Zinserhöhung freuen.
Drei Prozent Zinsen: Zu diesen Konditionen gibt es das Tagesgeld-Angebot
Die drei Prozent Zinsen gibt es auf neuen Tagesgeldkonten für Einlagen bis 50.000 Euro ab dem Zeitpunkt des Geldeingangs für sechs Monate. Bestandskunden bekommen den höheren Zins für jeden Euro Neueinlage bis 25. April – ebenfalls bis maximal 50.000 Euro, wie die ING Deutschland mitteilte.
Seit der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juli müssen Banken keine Zinsen mehr zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken, sondern verdienen daran. Daher locken Geldhäuser Neukunden, denn mit neuen Einlagen lässt sich Geld verdienen. Auch Bestandskunden bekommen bei vielen Banken und Sparkassen wieder Zinsen auf Tagesgeld, in der Regel aber weniger als Neukunden.
Zinsen noch immer weit niedriger als Inflation
Insgesamt kämen die EZB-Zinserhöhungen endlich bei Sparerinnen und Sparern an, bilanzierte jüngst der Geschäftsführer des Vergleichsportals Verivox, Oliver Maier: „Je nach Laufzeit und Marktsegment haben sich die Sparzinsen in wenigen Wochen teilweise verdoppelt oder sogar verdreifacht. In nächster Zeit dürfte die Zins-Rallye weiter Fahrt aufnehmen, und klassische Sparanlagen bringen endlich wieder lukrativere Erträge.“
Doch so hohe Tagesgeldzinsen wie bei der ING erhalten Sparer aktuell bei keiner anderen deutschen Bank. Eine Drei vor dem Komma – das gab es beim Tagesgeld schon lange nicht mehr. Die zur spanischen Santander gehörende Suresse Direkt Bank hatte kürzlich als erstes Geldinstitut diese Marke aufgerufen, wie das Verbraucherportal Biallo berichtete. Dort gelte das Angebot allerdings nur für Neukunden und sei auf vier Monate begrenzt. Ab dem fünften Monat gebe es „immer noch überdurchschnittliche“ 1,75 Prozent pro Jahr, referierte Biallo.
Das neue Angebot der ING dürfte nach Maiers Einschätzung den Wettbewerb um Spargelder weiter anheizen, auch wenn die Zinsen noch immer weit unterhalb der Inflationsrate liegen. „Vor allem Sparer, die bereit sind, ihr Geld gelegentlich umzuschichten, können von solchen Werbeangeboten profitieren. Sobald die Aktionszinsen auslaufen, wechseln sie einfach zum nächsten Kreditinstitut mit einem Neukunden-Sonderangebot.“
DKB verzichtet bewusst auf Lockangebote
Gleiche Konditionen für Bestands- und Neukunden finden sich ebenfalls selten im Markt. Eine Ausnahme: die Direktbank DKB. Dort bekommen alle Kundinnen und Kunden seit April ein Prozent Zinsen auf Tagesgeld. Die DKB habe sich „bewusst gegen temporäre Lockangebote, begrenzte Anlagebeträge und ungleiche Behandlungen“ von Kundinnen und Kunden entschieden, erklärte DKB-Chef Stefan Unterlandstättner. „Stattdessen bieten wir faire Bedingungen für alle.“
Dass die meisten Geldhäuser nach Jahren der Negativzinsen oder Nullraten wieder lukrative Zinssätze bieten, liegt an der Zinswende der EZB. Diese hatte im Juli 2022 im Kampf gegen die hohe Inflation in der EU erstmals seit elf Jahren den Leitzins erhöht und anschließend weitere Erhöhungen durchgeführt. Deshalb lohnt sich für Banken die Einlage wieder, zuvor hatten Banken bei der EZB Strafzinsen auf geparktes Geld zahlen müssen.