Ein glücklicher Mann
Wolfgang Clement wird 80
Einstiger SPD-Minister fürchtet, seine frühere Partei werde keinen Blumentopf gewinnen.

Wolfgang Clement hat viel Glück gehabt im Leben. Sagt er selbst, man glaubt ihm. Während er es sagt, sitzt er im Wohnzimmer seines Bonner Bungalows, seine Frau Karin hat Frühstück auf den Tisch gezaubert, die Sonne scheint durch die Terrassenfenster. An der Wand hängt ein Foto, das das Paar inmitten der Familie zeigt. Es hat fünf Töchter und 13 Enkel. Clement, 1998 bis 2002 Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens und anschließend bis 2005 Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, feiert am Dienstag 80. Geburtstag.
„Ich habe auch beruflich viel Glück gehabt“, sagt der gebürtige Bochumer. 1960 wollte er Journalist werden, bewarb sich bei allen Zeitungen im Ruhrgebiet. Bei der Westfälischen Rundschau ging es los – Zeilenhonorar neun Pfennig. Jahre später wurde sein Lokalchef Chefredakteur, machte Clement zu seinem Vertreter. „Dieser Mann war der erste große Glücksfall meines beruflichen Lebens.“
Der nächste hieß Hans-Jürgen Wischnewski, ein SPD-Urgestein. „Er hat mich auch im Namen Willy Brandts gefragt, ob ich SPD-Sprecher werden wollte.“ Das war 1981. So lernte er Johannes Rau kennen, Regierungschef und SPD-Landesvorsitzender von NRW. „Er hat mir geschildert, wie das ist mit Brandt, Helmut Schmidt und Herbert Wehner.“ Das Verhältnis zwischen den „großen Drei“ der Nachkriegs-SPD war 1981 äußerst angespannt.
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Rau karikierte die Sitzungen in der Bonner SPD-Zentrale: „Brandt und Wehner reden kaum miteinander, und Sie müssen aus ihren kürzesten Sätzen, Randbemerkungen, Körpersprache verstehen lernen, worum es geht.“

Clement war bis 1986 SPD-Vorstandssprecher, überwarf sich mit Parteichef Brandt und Kanzlerkandidat Rau, wurde Chefredakteur der Hamburger Morgenpost. 1998 wurde Clement nach Raus Rücktritt Ministerpräsident, bis ihn Bundeskanzler Gerhard Schröder ins rot-grüne Kabinett holte. Die „Agenda 2010“ gilt heute als seine herausragende politische Leistung. Allerdings begann damit auch seine Entfremdung von der SPD, die 2008 mit dem Parteiaustritt endete.
Noch heute geht er kritisch mit seiner früheren Partei um: Wenn Angela Merkel 2021 als Kanzlerin aufhöre, werde das für die CDU „ein Bruch sondergleichen. Das ist für die SPD eine Chance, nur wie ich sie zurzeit sehe, hat sie nicht die Absicht, sie wahrzunehmen.“