Bei Corona-Tests wird künftig ein Eigenanteil von 3 Euro fällig.
Bei Corona-Tests wird künftig ein Eigenanteil von 3 Euro fällig. dpa/Andreas Dunker

Mit der neuen Testverordnung sind für viele Menschen Corona-Bürgertests nicht mehr kostenlos. Drei Euro müssen gezahlt werden, aber auch dafür gibt es bestimmte Auflagen, sonst muss man den Test komplett bezahlen. Für andere, wie zum Beispiel Risikopatienten, bleiben die Bürgertests dagegen kostenlos. Sollte man es bei dem ganzen Wirrwarr das Testen dann gleich ganz sein lassen?

Das fordert zumindest der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen. „Diese unsinnigen Tests müssen abgeschafft werden. Sie sind viel zu teuer, der bürokratische Aufwand ist riesig und die epidemiologische Aussagekraft ist null“, sagt Gassen der Bild-Zeitung. Es sei eine „völlig sinnfreie Veranstaltung, anlasslos gesunde Menschen mit fragwürdiger Qualität zu testen“, betont der KBV-Chef. PCR-Tests bei Patienten mit Symptomen seien aber wichtig, um Corona-Infektionen eindeutig nachzuweisen.

Kassenärzte befürchten verstärkten Abrechnungsbetrug

Die KBV und die Kassenärztlichen Vereinigungen bundesweit hatten am Donnerstag in einem Brandbrief an Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärt, dass die Kassenärzte die Corona-Tests boykottieren wollen, sie „zukünftig nicht mehr abrechnen und auszahlen können“. Sie begründeten dies unter anderem damit, dass sie Anspruchsvoraussetzungen noch weniger als schon der Vergangenheit prüfen könnten und befürchten deshalb eine deutliche Zunahme von betrügerischen Falschabrechnungen.

Kostenlose Tests gibt es seit Donnerstag nun nur noch für Risikogruppen und andere Ausnahmefälle. Für Tests etwa für Familienfeiern, Konzerte oder Treffen mit Menschen ab 60 Jahre werden drei Euro Zuzahlung fällig. Wer einen solchen Test will, muss aber unterschreiben, dass er zu diesem Zweck gemacht wird.

Der Nachweis geht etwa mit der Eintrittskarte für eine Veranstaltung, dem Vorzeigen der Corona-Warn-App oder bei Kontakten zu Risikopatienten mit einer Selbstauskunft. Wer einen Anspruch nicht vorweisen kann, muss den Test der Verordnung nach komplett selbst zahlen, was mit 9 bis 12 Euro zu Buche schlägt.

Lauterbach verteidigt Teststrategie

Minister Lauterbach verteidigte die Neuregelung erneut. Tests würden nun aussagekräftiger und der bürokratische Mehraufwand sei überschaubar. „Wenn jeder sich einfach so oft testen lassen kann, wie er will, ohne dass es einen Grund dafür gibt, dann sind auch zu viele Tests negativ oder wenn sie positiv sind, dann oft falsch-positiv“, sagte Lauterbach in der Sendung „RTL Direkt“. Lauterbach appellierte aber an die Menschen: „Wenn ich für drei Euro in einer größeren Gruppe viele Menschen vor der Ansteckung schützen kann, dann ist das gut investiertes Geld.“

Kritik von den Grünen an Test-Boykott

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen kritisiert den angekündigten Boykott der neuen Corona-Testverordnung durch die Kassenärzte scharf. Die Kassenärztliche Vereinigung habe in den vergangenen Pandemie-Jahren viel Geld erhalten, um Tests abzuwickeln. „Es wundert mich, dass mit diesem vielen Geld nicht das Maß an Kontrolle, was geboten gewesen wäre, durchgeführt wird“, sagt Dahmen im „ntv Frühstart“.