Ekel-Schrift gefunden

Wirbel um Hetz-Flugblatt: Bruder von Hubert Aiwanger will Urheber sein

Wegen eines neonazistischen Pamphlets steht Bayern-Minister Hubert Aiwanger in der Kritik. Nun meldet sich dessen Bruder und will es verfasst haben.

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Bayerns Witschaftsminister Hubert Aiwanger steht massiv wegen einer antisemitischen Hetzschrift in der Kritik. Nun hat sich sein Bruder gemeldet und will das Pamphlet verfasst haben.
Bayerns Witschaftsminister Hubert Aiwanger steht massiv wegen einer antisemitischen Hetzschrift in der Kritik. Nun hat sich sein Bruder gemeldet und will das Pamphlet verfasst haben.Matthias Balk/dpa

Es ist eine widerliche Hetzschrift sondergleichen. Nun hat Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) bestritten, als Schüler ein neonazistischen Flugblatt verfasst zu haben. „Ich habe das fragliche Papier nicht verfasst und erachte den Inhalt als ekelhaft und menschenverachtend“, erklärte Aiwanger am Samstag laut einem Parteisprecher. „Der Verfasser des Papiers ist mir bekannt, er wird sich selbst erklären.“

Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte in ihrer Samstagausgabe über den Fall berichtet. Demnach steht Aiwanger im Verdacht, als Schüler in den 1980er Jahren das antisemitische Flugblatt verfasst und an seiner Schule ausgelegt zu haben. Die Zeitung sprach nach eigenen Angaben mit einer Reihe von Augenzeugen, die von dem Vorfall berichteten, und zitierte auch aus dem Schriftstück mit dem rechtsextremistischen Inhalt.

Hubert Aiwangers Bruder will Hetzschrift verfasst haben

Die Mediengruppe Bayern meldete kurze Zeit später, Aiwangers älterer Bruder Helmut habe sich als Urheber zu erkennen gegeben. „Ich bin der Verfasser dieses in der Presse wiedergegebenen Flugblatts“, sagte der 53-jährige Helmut Aiwanger demnach in einem Telefonat mit der Mediengruppe. „Vom Inhalt distanziere ich mich in jeglicher Hinsicht. Ich bedaure die Folgen der Aktion.“

Die beiden Brüder hatten dem Bericht zufolge im Schuljahr 1987/88 gemeinsam die elfte Jahrgangsstufe des Burkhart-Gymnasiums in Mallersdorf-Pfaffenberg in Niederbayern besucht.

Zweifel an Urheberschaft bleiben

Trotz der Erklärung bleiben Zweifel an den Äußerungen des Bruders von Aiwanger. Denn die Süddeutsche Zeitung hat für ihre Recherche auch das Schreibmaschinenschriftbild der Hetzschrift verfasst. Sie ließ das Flugblatt von einem pensionierten Sachverständigen für Maschinen-, Druckerschriften und Urkunden begutachten. Der Experte Bernhard Haas hatte bis 2015 beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg gearbeitet. 

Die Zeitung legte dem Mann neben dem Flugblatt eine von Aiwanger verfasste Hausarbeit aus der Zeit vorgelegt. Ergebnis: Beide wurden „sehr wahrscheinlich auf ein und derselben Schreibmaschine geschrieben“. Verräterisch sei dabei insbesondere ein ungewöhnlicher Bruch im Buchstaben „W“. Doch auch der Bruder könnte Zugriff auf besagte Schreibmaschine gehabt haben.

Autor wünschte „Freiflug durch den Schornstein in Auschwitz“

Das Flugblatt, das er damals offenbar als eine Art Protest betrachtete, habe Helmut Aiwanger verfasst, nachdem er eine Jahrgangsstufe habe wiederholen müssen, berichtete die Mediengruppe Bayern weiter. „Ich war damals total wütend, weil ich in der Schule durchgefallen bin und aus meinem Kameradenkreis herausgerissen wurde“, sagte Helmut Aiwanger demnach. „Damals war ich auch noch minderjährig. Das ist eigentlich alles, das ich dazu sagen kann.“

Laut „SZ“ wurden in dem Pamphlet zur Teilnahme an einem angeblichen Bundeswettbewerb aufgerufen: „Wer ist der größte Vaterlandsverräter?“ Bewerber sollten sich „im Konzentrationslager Dachau zu einem Vorstellungsgespräch“ melden, hieß es darin. Als erster Preis wurde „Ein Freiflug durch den Schornstein in Auschwitz“ ausgelobt. Weiter zu gewinnen sei „Ein lebenslänglicher Aufenthalt im Massengrab“.

Der Bericht löst große Empörung aus. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte in einer ersten Reaktion Aufklärung von seinem Stellvertreter. Aus der bayerischen Opposition wurden Rücktrittsforderungen laut.