Langes Gespräch

Macron und Scholz:  Essen in Potsdam sollte französisch-deutsches Verhältnis verbessern

Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz sprachen drei Stunden beim Essen in Potsdam miteinander, weil Deutschland und Frankreich Meinungsverschiedenheiten haben

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Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz auf der Brücke zur Potsdamer Freundschaftsinsel. Fast ein symbolischer Ort, sind die Beziehungen zwischen den größten EU-Partnern nicht einfach.
Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz auf der Brücke zur Potsdamer Freundschaftsinsel. Fast ein symbolischer Ort, sind die Beziehungen zwischen den größten EU-Partnern nicht einfach.Michael Kappeler/Pool/AFP

Liebe geht durch den Magen: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in freundschaftlicher Atmosphäre im Restaurant „Kochzimmer“an seinem Wohnort Potsdam zum Abendessen getroffen. Es war das erste Mal in seiner Regierungszeit, dass er einen Staats- oder Regierungschef dort empfing.

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Beide gingen am Dienstagabend nicht nur  essen. Scholz spazierte mit Macron durchs Zentrum Potsdams. Sie trafen sich am Alten Markt, setzten sich draußen ins Café des Museums Barberini.

Die pensionierte Französischlehrerin Evelyn Haupt kam aus Hannover nach Potsdam, um Macron zu sehen. Sie ergatterte ein Selfie mit dem Präsidenten und dem Bundeskanzler.
Die pensionierte Französischlehrerin Evelyn Haupt kam aus Hannover nach Potsdam, um Macron zu sehen. Sie ergatterte ein Selfie mit dem Präsidenten und dem Bundeskanzler.Evelyn Haupt/dpa

Macron und Scholz sprachen über drei Stunden miteinander

Das Essen dauerte fast drei Stunden,  länger als geplant.  Als wahrscheinlich galt, dass beide über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sprachen, aber auch über Themen wie die Vorschläge der EU-Kommission für eine Reform der Schuldenregeln – ein besonders kontroverses Thema zwischen Deutschland und Frankreich.  

Macron gestikuliert während des Gesprächs mit Scholz im Potsdamer Restaurant Kochzimmer.
Macron gestikuliert während des Gesprächs mit Scholz im Potsdamer Restaurant Kochzimmer.Michael Kappeler/Pool/dpa

Dass der Kanzler den  Präsidenten praktisch zu sich nach Hause  einlud, kann als weitere Lockerungsübung im immer noch angespannten Verhältnis der beiden Länder verstanden werden.  

2022 hatte es in den Beziehungen geknirscht. Eine gemeinsame Kabinettssitzung wurde im Herbst wegen zu großer Differenzen verschoben. Beim 60. Jubiläum des Élysée-Vertrags über die deutsch-französische Freundschaft im Januar in Paris versuchten beide Seiten die Kurve zu bekommen.  

Demonstranten zogen auch in Cannes vor dem Luxushotel Carlton auf. Das Transparent fordert:  Nein zur Reform. Retraite bedeutet Rente, aber auch Rückzug.
Demonstranten zogen auch in Cannes vor dem Luxushotel Carlton auf. Das Transparent fordert: Nein zur Reform. Retraite bedeutet Rente, aber auch Rückzug.Daniel Cole/AP

Daheim hat Macron Gegenwind

Der Besuch Macrons wirkte auch ein wenig so, als wollte er nach Deutschland ausweichen, während daheim wieder gegen seine Rentenreform demonstriert wurde.  

Zum 14. Mal hatten mobilisieren die Gewerkschaften  zum Protest gegen die Mitte April beschlossene Reform aufgerufen. Am Donnerstag startet auch die Opposition im Parlament einen letzten Versuch, das Vorhaben zu stoppen – mit einem voraussichtlich scheiternden Gesetzentwurf, der die Erhöhung des frühestmöglichen Rentenalters von 62 auf 64 Jahre rückgängig machen soll.

Nach der Rentenpeitsche das Zuckerbrot der Steuersenkung für untere Gehaltsgruppen

Mit eilends angekündigten schnellen Verbesserungen in der Arbeitswelt sowie dem Bildungs- und Gesundheitswesen,  Dauerbaustellen der französischen Politik, hatte Macron  versucht, von der Rentenreform weg zu anderen Themen zu gelangen. Steuersenkungen für Menschen mit moderatem Einkommen wurden angekündigt.

Kraft saugt Macron unterdessen aus der  sinkenden Arbeitslosigkeit und  erfolgreichen Industrieansiedlungen. Seine Beliebtheitswerte  steigen leicht an.