Die Politik setzt auf den öffentlichen Nahverkehr für mehr Klimaschutz – nur: es fehlen Tausende Busfahrer und -fahrerinnen.
Die Politik setzt auf den öffentlichen Nahverkehr für mehr Klimaschutz – nur: es fehlen Tausende Busfahrer und -fahrerinnen. dpa/Christoph Soeder

Auf das erfolgreiche 9-Euro-Ticket folgte in Berlin das 29-Euro-Ticket, und im Mai startet nach langem Gerangel das bundesweite 49-Euro-Ticket: Die Günstig-Fahrkarten wurden von Bund und Ländern geschaltet, um den inflationsgebeutelten Bundesbürgern finanziell unter die Arme zu greifen und die Politik setzt damit auch auf den öffentlichen Nahverkehr, um mehr Klimaschutz zu erreichen.

Blöd nur, wenn man auf Bahn und das Busliniennetz setzt, aber keiner mehr da ist, um Fahrgäste überhaupt zu befördern. Es fehlt an allen Ecken und Enden an Busfahrerinnen und Busfahrern: Bis 2030 benötigt die Branche rund 90.000 Beschäftigte mehr, um die Nachfrage angesichts der Verkehrswende zu bedienen, zeigt eine aktuelle Verbandsumfrage. Damit hat die Busbranche ihre Prognose zum Fahrermangel auf Basis aktueller Unternehmensbefragungen deutlich nach oben angepasst.

Aktuell fehlen schon 7800 Busfahrer

Inzwischen geht der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (BDO) davon aus, dass in den nächsten sieben Jahren rund 87.000 Fahrerinnen und Fahrer fehlen werden, bislang ging man von rund 76.000 aus. Aktuell fehlten den Busunternehmen der Umfrage zufolge insgesamt fast 7800 Leute.

Viele der Unternehmen müssten deshalb bereits Aufträge ablehnen oder könnten sich an Ausschreibungen nicht beteiligen, sagte Patrick Orschulko, Referent für Recht und Touristik beim BDO der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben auf der einen Seite eine sehr hohe Zahl altersbedingter Abgänge“, betonte er. „Und wir müssen uns im Rahmen der Verkehrswende auf eine Verdoppelung der Fahrgäste einstellen.“

Viele Unternehmen hätten in der Corona-Krise auf Kurzarbeit umstellen müssen, weil Fernbusreisen während der Pandemie lange Zeit nicht möglich waren. Viele Fahrer hätten die Branche daher verlassen und den Mangel verschärft, sagte Orschulko.

Einfachere Ausbildung gefordert

Der Verband fordert deshalb vor allem eine Vereinfachung und eine Entbürokratisierung der Ausbildung für Busfahrer. In Deutschland ist die Ausbildung demnach zweigeteilt: Zum einen müssen angehende Fahrerinnen und Fahrer den Busführerschein erwerben. Zum anderen müssen sie die sogenannte Berufskraftfahrerqualifikation abschließen, die es ihnen ermöglicht, Fahrgäste zu befördern. Das führt aus Sicht des BDO dazu, dass die Ausbildung in Deutschland deutlich teurer und langwieriger ist als im Vergleich mit anderen EU-Ländern wie etwa Österreich.

Der Verband fordert deshalb, dass diese beiden Ausbildungswege zusammengelegt werden. „Mit einer „2 in 1“-Ausbildung wären Busfahrer:innen nach einer Unterrichtseinheit, einer Theorie- und einer Praxisprüfung einsatzbereit“, heißt es in einem Positionspapier des Verbands.

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Außerdem kritisiert er, dass der Beruf des Busfahrers in den offiziellen Statistiken nicht als sogenannter Mangelberuf geführt wird. In der Statistik der Bundesagentur für Arbeit werden Bus- und Straßenbahnfahrer und -fahrerinnen laut BDO zusammen aufgeführt. Das verzerre die Situation bei den Busfahrern, die einen eigenen Berufszweig darstellten, betonte ein BDO-Sprecher.