Der Gaszähler bringt die Wahrheit ans Licht.
Der Gaszähler bringt die Wahrheit ans Licht. IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Seit dem heutigen Dienstag ist Gas-Notfallplan der EU in Kraft. Mit zunächst freiwilligen Sparmaßnahmen sollen die 27 EU-Staaten bis Ende März ihren Gasverbrauch um 15 Prozent verringern. Denn Russland liefert weniger, stellt die Versorgung vielleicht ganz ein. Ein Überblick, was  verschiedene Staaten planen.

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Deutschland will mehr als 15 Prozent schaffen. Um Gas zu sparen, produziert seit Ende Juli ein zuletzt in Reserve gehaltenes Steinkohle-Kraftwerk wieder Strom. Weitere sollen nach Vorstellungen der Bundesregierung folgen, ebenso Braunkohlekraftwerke. Eine Kampagne soll die Menschen zum Energiesparen motivieren.

Österreich will Gas-Kraftwerke mit Öl befeuern

Österreich will im Notfall ein stillgelegtes Kohlekraftwerk wieder in Betrieb genommen werden. Großbetriebe und Kraftwerke sollen vom Herbst an statt Gas auch Erdöl einsetzen können.

Frankreich will in Verwaltungen und Unternehmen bei Klimatisierung und Beleuchtung sparen, Supermärkte haben angekündigt, die Türen konsequenter zu schließen, wenn die Klimaanlage läuft. Die Regierung will das für alle Geschäfte im Zweifel auch mit Geldstrafen durchsetzen. Gleichzeitig sollen die stark heruntergefahrenen Atomkraftwerke so gut wie möglich für den Winter aufgestellt und die Produktion von erneuerbarer Energie vorangetrieben werden.

In den Niederlanden ist der Gas-Verbrauch bereits um ein Viertel geschrumpft

Die Niederlande setzen vor allem auf Sparmaßnahmen der Bevölkerung: Bürger sollen kürzer duschen und die Heizung mindestens ein Grad niedriger stellen. Vorgaben für die Industrie sollen nach dem Sommer bekannt gegeben werden. Das Land hat bereits seit Beginn der Energiekrise monatlich rund 25 Prozent weniger Gas verbraucht im Vergleich zu den Vorjahren. Auch in Belgien ist der Verbrauch im ersten Halbjahr allein durch die hohen Preise zurückgegangen. Die Regierung hat die Bürger zusätzlich zum Energiesparen aufgerufen.

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Italien will öffentliche Büros im snur noch bis auf 25 Grad kühlen. Heizungen sollen nur 19 statt 20 Grad liefern.  Es wird auch erwogen, die Heizperiode um zwei Wochen zu verkürzen.

In Griechenland liegt die Kühlungsuntergrenze in  Behörden bei  26 Grad, die Straßenbeleuchtung soll auf das absolut Notwendige reduziert werden. Staat und EU fördern den Ersatz alter Klimaanlagen und Kühlschränke. Kohlekraftwerke sollen wieder hochgefahren, Gaskraftwerke auf Öl umgeschaltet werden.

Spanier müssen zum Gas-Sparen in Büros schwitzen, Touristen in den Hotelzimmern

In Spanien dürfen alle öffentlichen Einrichtungen sowie Kaufhäuser, Kinos, Arbeitsstätten, Hotels, Bahnhöfe und Flughäfen ihre Räumlichkeiten künftig nur noch auf 27 Grad kühlen und auf höchstens 19 Grad heizen. Zudem müssen Läden und Betriebe mit automatischen Systemen ihre Türen geschlossen halten. Die Beleuchtung nicht genutzter Büros, von Schaufenstern und Denkmälern muss nach 22 Uhr ausgeschaltet werden.

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Finnland hat seinen Gasverbrauch in den vergangenen zehn Jahren bereits halbiert und seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine weiter verringert - der Regierung zufolge gibt es keinen unmittelbaren Bedarf für weitere Maßnahmen. Auch Dänemark hat das Sparziel bereits erreicht. Schweden ermuntert  Haushalte mit einem umfassenden Online-Ratgeber zum Energiesparen.

Estland hat den Verbrauch bereits um 16 Prozent im Vergleich zum fünfjährigen Durchschnitt gesenkt, ruft aber zum weiteren Sparen auf. Litauen muss keine zusätzlichen Maßnahmen ergreifen, weil die Preise schon den Verbrauch gesenkt haben und Erdgas durch Öl  zum Heizen ersetzt werden soll. Lettland als dritter baltischer Staat arbeitet noch an Spar-Richtlinien.

Ungarn will beim Gas gar nicht sparen

Polen sieht sich nicht an das Einsparziel von 15 Prozent gebunden. Betont wird die Freiwilligkeit der Regelung. Ungarn schließt die  Umsetzung des Ziels kategorisch aus.

Tschechien setzt weitgehend auf freiwillige Maßnahmen, auch weil hier die Preise gewirkt haben. Auch in Slowenien gibt es noch keine konkreten Pläne. Bulgarien hat noch keine Maßnahmen zur Umsetzung des 15-Prozent-Ziels formuliert.

Zypern, Irland und Malta sind ohnehin ausgenommen, weil sie als Inseln nicht an Pipelines angeschlossen sind.