Opfer liegen nach der Explosion in der Istanbuler Einkaufsstraße.
Opfer liegen nach der Explosion in der Istanbuler Einkaufsstraße. Twitter

Es ging sehr schnell: Am Nachmittag explodierte vor einer Woche in Istanbul eine Bombe, schon in der Nacht wurde die angebliche Täterin mit Kamerabegleitung gefasst und die türkische Regierung berichtete: Das waren die Kurden. 

An derlei Blitz-Ermittlungen kann man glauben. Die Kurden jedenfalls können Indizien für ihre Annahme ins Feld führen, das Blutbad in Istanbul sei von der türkischen Regierung inszeniert worden, um sie mal wieder bombardieren zu können.

So, wie nach Attentaten in Russland in der Regel sofort Tschetschenen verhaftet wurden, müssen die Kurden bei der türkischen Regierung für alles herhalten.

Die Propaganda der Türkei mag im eigenen Land wirksam sein, so wie das nationalistische Trommelfeuer in Russland. In jedem Fall wie jetzt beim türkischen Bombardement muss man sehr sorgfältig überlegen, ob der behauptete Zusammenhang von Ursache und Wirkung wirklich plausibel ist.  

Bei der russischen Propaganda zum Ukrainekrieg ist das erkennbar nicht der Fall. Zu widersprüchlich sind die Begründungen für den Krieg, zu wahnsinnig die Fantasien über Atomschläge gegen London, zu blöd die Begründungen für den Terror gegen ukrainische Zivilisten. 

Die gepeinigte Ukraine hat es bislang besser gemacht, auch wenn sie vermutlich die Zahlen russischer Gefallener zu hoch ansetzt. Gegenwärtig aber verspielt sie Kredit, weil sie nur überaus zögerlich und langsam von der vorschnell vom Präsidenten geäußerten  Position abrückt, die in Polen eingeschlagene Rakete sei von Russen abgefeuert worden. Das glaubt selbst die polnische Regierung nicht.  

Für den Beobachter hier, fern von Donbass oder Syrien, bleibt nur ein Ratschlag, wie er sich im Nebel der Propaganda zurechtfinden kann: Wenn etwas aussieht wie eine Ente, watschelt wie eine Ente und quakt wie eine Ente, dann ist es eine Ente. Wer das beherzigt, lässt sich nicht mehr einreden, es sei ein Frosch.