WHO rechnet mit Corona-Todeswelle im Herbst
Die Organisation warnt vor einer erhöhten Sterblichkeit in Europa - und dämpft Erwartungen an Impfstoffe.

Kopenhagen - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat einen Rekord an neu gemeldeten Corona-Fällen innerhalb eines Tages registriert. Weltweit wurden zuletzt 307.930 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet, wie Daten von Sonntag zeigen. Die Organisation rechnet zugleich mit einer neuen Corona-Todeswelle im Herbst.
Seit Bekanntwerden des Erregers Sars-CoV-2 Ende vorigen Jahres sind weltweit mehr als 28,6 Millionen Infektionen festgestellt worden. Die Dunkelziffer ist allerdings nach Einschätzung von Experten erheblich. Die Spitzenreiter bei den Gesamtzahlen der Infizierten - einschließlich der Genesenen - sind die USA, Indien und Brasilien. Danach folgen: Russland, Peru, Kolumbien, Mexiko, Südafrika und, als erstes EU-Land, Spanien.
Fast eine Million Tote weltweit
Mehr als 917.000 Infizierte sind bisher weltweit gestorben. Und dabei wird es nicht bleiben: Die WHO rechnet mit einer Zunahme der täglichen Corona-Todesfälle in Europa im Herbst. „Es wird härter werden“, sagt WHO-Regionaldirektor Hans Kluge. Die Welt wolle derzeit solche schlechten Nachrichten nicht hören, „und ich verstehe das“, so Kluge. Doch im Oktober und November „werden wir einen Anstieg der Sterblichkeit beobachten“.
Der in Kopenhagen ansässige WHO-Funktionär warnt zudem davor, zu große Erwartungen in Impfstoffe zu setzen. „Ich höre die ganze Zeit: 'Der Impfstoff wird das Ende der Pandemie sein'. Natürlich nicht!“, betont Kluge.
Was kann ein Impfstoff überhaupt leisten?
Bisher sei unklar, ob ein Impfstoff allen Bevölkerungsgruppen helfen könne. Es gebe Anzeichen dafür, dass ein Impfstoff einigen Gruppen helfen werde, anderen wiederum nicht. „Wenn wir dann auch noch verschiedene Impfstoffe bestellen müssen, was für ein logistischer Alptraum!“, sagt Kluge.
Die Zahl der Corona-Infektionsfälle in Europa ist bereits in den letzten Wochen stark gestiegen, vor allem in Spanien und Frankreich. Die Zahl der täglichen Todesfälle war hingegen zuletzt relativ stabil geblieben. Seit Beginn der Pandemie starben in der europäischen Region bis Sonntag rund 225.000 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19, bei knapp 4,8 Millionen Menschen wurde eine Infektion nachgewiesen. (mit AFP)