Audi-Chef Markus Duesmann zeigt sich offen für autofreie Tage und Tempolimits.
Audi-Chef Markus Duesmann zeigt sich offen für autofreie Tage und Tempolimits. dpa/Olivier Matthys

Autofreie Sonntage und Tempolimits auf den Autobahnen: Um Energie einzusparen und sich aus der Abhängigkeit von russischen Energieimporten zu befreien, sind diese Vorschläge wieder brandaktuell. Und ausgerechnet der Chef eines der größten deutschen Autobauer befeuert die Debatte jetzt. Audi-Chef Markus Duesmann fordert Einschränkungen für Autofahrer wegen der Energiekrise und des Kriegs in der Ukraine. Zumindest zeitweise!

Audi-Chef fordert: „Wir müssen umdenken“

„Um uns in Deutschland besser einzustimmen auf die Lage und die Notwendigkeit des Sparens, könnte es wieder autofreie Tage geben, so wie in den 1970er-Jahren“, sagte der Audi-Chef der Süddeutschen Zeitung. Auch ein Tempolimit könne ein hilfreiches Symbol sein. „Wir müssen umdenken, uns klar werden, dass sich unser Leben ändert.“

Zwar erlebe er selbst, dass viele Menschen zunehmend mit Tempo 100 fahren, um Sprit zu sparen. Allerdings reiche das Geld „als einziger Regler“ in dieser außergewöhnlichen Situation nicht aus, ist Duesmann überzeugt. Sollte es autofreie Tage geben, würde er selbst sie auch privat nutzen: „Wenn es ein Sonntag ist, werde ich mit meinem Rennrad über die gesperrte Autobahn fahren.“

Automobilbranche gegen Tempolimits

Mit seinen Ansichten legt sich der Audi-Chef nicht nur mit einem Großteil der eigenen Käufer, sondern mit der gesamten Automobilindustrie an. Zuletzt hatte Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie gemahnt, Autofahrer bräuchten keine „Belehrungen“.

Doch ohne ein Gegensteuern werden sich die Probleme für die Branche wohl noch verschlimmern. Auch der Audi-Chef sieht schon „erste Zeichen“ für einen Rückgang der Bestellungen in Europa. Grund sei die Wirtschaftskrise, die durch den Krieg ausgelöst worden sei. „Ich neige nicht zur Sorge, aber die aktuelle Situation beschäftigt mich schon.“

Duesmann gegen erzwungenen Frieden aus rein wirtschaftlichen Gründen

Wenn die Energielage so bleibe, könnte sich auch der Umschwung hin zu Elektroautos verzögern. „Andere Marken im Konzern können dann gegebenenfalls einige Jahre länger als geplant Verbrennerautos produzieren“, sagte Duesmann, der auch dem Volkswagen-Konzernvorstand angehört. Audi aber wolle wie angekündigt ab 2033 nur noch in China Verbrenner bauen, sonst nur noch Elektroautos.

Doch trotz Krise hält der Audi-Chef einen aus ökonomischen Erwägungen erzwungenen Frieden gegen den Willen der Ukraine dennoch für falsch: „Ein Ende des Krieges aus wirtschaftlicher Schwäche, das ist keine Option“, so Duesmann. „Wir werden unsere Ruhe dadurch nicht finden.“ Wenn der Westen zurückweiche, dann gehe es vielleicht kurzfristig aufwärts mit der Wirtschaft, sagte der Manager. „Aber bald wäre unsere Gesellschaftsordnung in Gefahr.“