Wie sieht man den Nachbarn?
Was Polen und Deutsche voneinander denken
In Polen fällt immer mehr Menschen Krieg und Besatzung ein, wenn sie ihr Deutschlandbild schildern sollen. Das hat Gründe. Deutsche dagegen denken an Tourismus, wenn sie überhaupt etwas über Polen denken.

Eine wachsende Zahl von Polen verbindet mit Deutschland vor allem das Thema Krieg. Das ist das Ergebnis einer Studie, des „Deutsch-Polnischen Barometers 2020“. Mit 30 Prozent knapp ein Drittel der polnischen Befragten hatte diese Assoziation. Vor zwei Jahren hatte der Anteil der Polen, die vor allem an den Überfall Deutschlands und die Besetzung Polens 1939 bis 1944 denken, noch bei 25 Prozent gelegen, 2016 waren es 21 Prozent.
Auf die Frage „Was verbinden Sie mit Deutschland und den Deutschen?“ nannten die befragten Polen am häufigsten Stichwörter wie Krieg, Kriminelle, Besatzer, Konzentrationslager und Hitler. Das Stichwort Entschädigung fiel dagegen nur ein einziges Mal. Und das, obwohl vor dem 80. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs 2019 die nationalkonservative PiS-Regierung den Druck in der Debatte um Entschädigungen durch Deutschland erhöht hatte.
„Die Rhetorik der polnischen Regierung, die das Geschehen im Zweiten Weltkrieg in den Vordergrund stellt, hat Auswirkungen auf die Diskussion in Polen“, sagte Agnieszka Lada, Mitautorin der Studie und stellvertretende Direktorin des Deutschen Polen-Instituts. Hinzu komme der Einfluss der 2019 begangenen Jahrestage wie dem Warschauer Aufstand 1944.
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Für viele Deutsche steht das Nachbarland vor allem für schöne Landschaften und Ostsee
Gleichzeitig bewerteten 72 Prozent der 1000 befragten Polen und 55 Prozent der 1000 Deutschen die deutsch-polnischen Beziehungen als gut. Für viele Deutsche steht das Nachbarland vor allem für schöne Landschaften und Ostsee. 29 Prozent aller Assoziationen der Deutschen zum Thema Polen bezogen sich auf den Tourismus. Nur sieben Prozent der Befragten in Deutschland nannten Stichwörter wie Krieg, Ghetto oder Auschwitz.
Die deutschen Befragten bewerten das Land Polen positiver als noch 2018, aber immer noch hat die Hälfte der Deutschen keine beziehungsweise eine zwiespältige Meinung zu Polen. Erstmals seit Erscheinen des Deutsch-Polnischen Barometers im Jahr 2000 zeigen mehr Deutsche Sympathie für die Polen (55 Prozent) als Polen Sympathie für die Deutschen (42).
Die Studie wird seit 2000 alle zwei Jahre unter anderem vom Warschauer Institut für Öffentliche Angelegenheiten, vom Polen-Institut (Darmstadt) und der Konrad-Adenauer-Stiftung herausgegeben.