Die Nutzung von Windenergie ist keine Neuigkeit: Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Deutschland über 18.000 Windmühlen, meist für das Mahlen von Getreide, selten als Maschinenantrieb.
Die Nutzung von Windenergie ist keine Neuigkeit: Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Deutschland über 18.000 Windmühlen, meist für das Mahlen von Getreide, selten als Maschinenantrieb. dpa

Das Schiff der Windenergie dümpelt mit schlaffen Segeln herum: Die überwiegende Mehrheit der Bundesländer hinkt weit hinter dem Ziel der Bundesregierung für den Windkraftausbau hinterher, wie eine Umfrage von dpa zeigt. An das Ziel des Bundes, dass zwei Prozent der Landesfläche für den Bau von Windrädern ausgewiesen werden, kommen nur drei der 16 Länder heran, und nur eines erreicht es.

Spitzenreiter ist mit rund zwei Prozent Schleswig-Holstein, gefolgt von Hessen (1,9) und Saarland (1,82). Schlusslichter bei den Flächenländern sind Sachsen (0,3 Prozent) und Baden-Württemberg (0,2).

Berlin hat gar keine Windkraft-Flächen ausgewiesen

Bei den Stadtstaaten zeigte sich ungeachtet der nicht mit den Flächenländern vergleichbaren Ausgangslage ebenfalls ein großer Unterschied. Während Bremen auf rund ein Prozent kommt, hat Hamburg nur 0,23 Prozent der Fläche für Windenergie ausgewiesen. Im Flächennutzungsplan des Landes Berlin existieren keine ausgewiesenen Flächen für Windenergie.

Die Mehrheit der Länder dümpelt zwischen den Extremwerten: Darunter Brandenburg (1,4 Prozent), das dicht besiedelte Nordrhein-Westfalen (1,2 Prozent), Sachsen-Anhalt (1,08 Prozent), Rheinland-Pfalz (1,01) und Thüringen (0,4). Niedersachsen verwies darauf, dass  2,1 Prozent erreicht würden – bis 2030.

Bayern bei der  Windenergie nicht so schlecht wie geglaubt

Das wegen seiner strengen 10H-Abstandsregel bundesweit gerne heftig kritisierte Bayern kommt immerhin noch auf 0,69 Prozent.  Die Regel besagt, dass ein Windrad zehnmal so weit vom nächsten Wohnhaus entfernt sein muss, wie es hoch ist.

In vielen Bundesländern wurde bei der Umfrage darauf verwiesen, dass gerade auch außerhalb der dafür vorgesehenen Flächen Windenergie in nennenswerten Mengen erzeugt werde. In Bremen stammen etwa mehr als 40 Prozent der Leistung von Rotoren, die außerhalb von Vorrangflächen stehen. Würde man diese Fläche zu den ausgewiesenen Gebieten hinzurechnen, komme die Hansestadt auf 1,9 Prozent.

Der Ausbau des Ökostroms aus Wind und Sonne ist eines der zentralen Ziele der Ampel-Regierung im Bund,  um Klimaziele zu erreichen und weniger abhängig von fossilen Energien wie russischem Gas zu werden. Bis 2035 sollen nach Plänen von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) fast 100 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen kommen. 2021 waren es etwa 42 Prozent.

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Als ein gewichtiges Problem für den Ausbau der Windkraft an Land sieht das Bundeswirtschaftsministerium die fehlende Verfügbarkeit von Flächen. Die bisherigen Planungen der Länder reichten bei weitem nicht aus.

Abstandsregeln machen Windkraft oft unmöglich

Bis Ende 2020 seien bundesweit nur etwa 0,8 Prozent der Gesamtfläche ausgewiesen, davon seien tatsächlich jedoch nur etwa 0,5 Prozent für die Nutzung verfügbar, da unter anderem Mindestabstände in etlichen Bundesländern sowie genehmigungsrechtliche Hindernisse das Potenzial deutlich verkleinern. „Um hier voranzukommen, werden wir das Ziel von zwei Prozent der Landesflächen für die Windenergie an Land gesetzlich verankern“, so das Bundesministerium.

Nachdem infolge des Krieges in der Ukraine die Energiepreise seit Wochen massiv ansteigen, haben auch viele Kritiker der Windkraft ihre Meinungen geändert. Der Bau von Windrädern wird aber vielerorts immer wieder durch Proteste und Streit zwischen Anwohnern, Umweltschützern und Investoren ausgebremst.

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Um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen, gibt es daher teils strenge Vorgaben wie Abstandsregeln und andere Auflagen - etwa für den Schattenwurf der Rotoren oder den Schutz von Tieren. Dies hat aber dafür gesorgt, dass der Ausbau in den vergangenen Jahren vielerorts ins Stocken geraten ist. In Bayern war er wegen der 10H-Regel praktisch zum Erliegen gekommen. Kürzlich zeigte sich München aber offen, dass an Autobahnen oder in Gewerbegebieten der Bau deutlich erleichtert wird.