Staatliches Tierhaltungslabel kommt

War das Schwein glücklich? Verbraucher sollen das schneller erkennen können

Der Bundestag hat ein Gesetz beschlossen, das eine Pflicht zur Kennzeichnung von Schweinefleisch vorsieht.

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Schweine im Stall
Schweine im StallMarijan Murat/dpa

Mehr Tierschutz und weniger Massentierhaltung hat sich der grüne Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir auf die Fahnen geschrieben. Ein erster Schritt in diese Richtung soll eine bessere Verbraucherinformation durch eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung von Schweinefleisch sein. Wie die Tiere gehalten wurden, soll auf den ersten Blick ersichtlich sein. 

Und so verabschiedete der Bundestag am Freitag in Berlin ein Gesetz, wonach das Tierwohllabel auf den Lebensmitteln leicht zugänglich und gut sichtbar angebracht werden muss. Behörden sollen die Angaben kontrollieren und bei Verstößen ein Bußgeld verhängen.

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Ziel der Kennzeichnungspflicht ist, dass mehr Menschen Produkte aus artgerechterer Haltung kaufen und damit für mehr Tierwohl sorgen.

Zunächst gilt das Gesetz nur für Schweinefleisch. Es soll für Fleisch von Tieren gelten, die in Deutschland gehalten wurden und an Verbraucher verkauft werden. Ausgenommen sind die Ferkel- und Sauenhaltung sowie der Transport. Auch Schweinefleisch in verarbeiteten Lebensmitteln sowie in der Gastronomie wird zunächst nicht erfasst.

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Einer dieser fünf Haltungsnormen steht bald auf der Verpackung

- klassische Masttierhaltung nach den gesetzlichen Mindeststandards („Stall“)

- Masttierhaltung mit zusätzlichen Vorgaben wie Scheuervorrichtungen und mindestens 20 Prozent mehr Platz („Stall+Platz“)

- Haltung im Frischluftstall, bei dem mindestens eine Seite offen ist („Frischluftstall“)

- Freilufthaltung mit täglichem Auslauf für die Tiere („Auslauf/Weide“)

- Bio-Haltung nach EU-Ökoverordnung („Bio“).

Warum nur Schweinefleisch?

Mit der Kennzeichnungspflicht für Schweinefleisch „soll der erste Schritt gegangen werden“, wie es im Gesetzestext heißt. Später sollen die Vorgaben ausgeweitet werden. Das Landwirtschaftsministerium setzt darauf, dass die Umsetzung für Schweinefleisch und die erste EU-Genehmigung für ein solches Vorhaben den Stein ins Rollen bringen. Folgen soll dann eine Ausweitung der Kennzeichnungspflicht auf Gastronomie, verarbeitete Lebensmittel und weitere Tierarten und Produkte.

Bei der Ferkel- und Sauenhaltung verweist das Ministerium darauf, dass viele Ferkel aus dem Ausland kommen und dass eine verpflichtende Kennzeichnung „hier europarechtlich derzeit unzulässig ist“. Voraussetzung wäre wohl eine EU-weit einheitliche Regelung.

Was sagen die Bauern?

Der Deutsche Bauernverband (DBV), der die konventionelle Landwirtschaft vertritt, hatte das Label eingangs scharf kritisiert und zusätzliche Bürokratie, mangelnde finanzielle Unterstützung für Landwirte und eine Benachteiligung deutscher Bauern gegenüber ausländischen Landwirten beklagt. Der Bio-Bauernverband Bioland begrüßte die Pläne hingegen als „Startschuss für den dringend nötigen Umbau der Tierhaltung“.

Was sagen Umwelt-, Tier- und Verbraucherschützer?

Wie vom Bio-Bauernverband kommt etwa von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) Lob für die Haltungskennzeichnung. Die Verbraucherorganisation Foodwatch und Tierschutzverbände wie der Tierschutzbund oder Animal Rights Watch kritisieren das Konzept der Haltungskennzeichnung hingegen grundsätzlich. Die Bundesregierung legitimiere so „eindeutig tierschutzwidrige Haltungssysteme“ wie die Masttierhaltung. Es brauche viel grundlegendere Veränderungen in der Nutztierhaltung, auch im Sinne des Klimaschutzes.