Freundschaftlich verbunden: Frankreichs rechtsnationale Marine Le Pen und Russlands Präsident Wladimir Putin, 2017 im Kreml.
Freundschaftlich verbunden: Frankreichs rechtsnationale Marine Le Pen und Russlands Präsident Wladimir Putin, 2017 im Kreml. dpa

Für eine Wahlverliererin ist die Wortwahl von Marine Le Pen bemerkenswert: Sie spricht von einem „durchschlagender Sieg“. Dabei hat sie gerade eine historische Wahl verloren, die Amtsinhaber Emmanuel Macron deutlich gegen die rechtsnationale Präsidentschaftskandidatin gewonnen hat, so das Ergebnis von Hochrechnungen am Abend nach der Stichwahl. Doch mit bis zu 43 Prozent hat Le Pen tatsächlich ihr bestes Ergebnis bei einer Präsidentschaftswahl erzielt. Nicht viel hätte gefehlt, und ausgerechnet während des Ukraine-Krieges wäre eine erklärte EU-Gegnerin Präsidentin eines der wirtschaftsstärksten Länder der Union geworden, das zudem auch noch Atommacht ist.

Immerhin erkennt sie ihre Wahlniederlage an, doch gibt sich Le Pen weiter kämpferisch: „Die Partie ist noch nicht gelaufen, es stehen noch Parlamentswahlen an“, sagte sie am Sonntagabend vor ihren Anhängern in Paris. Das Wahlergebnis zeige ein „großes Misstrauen des Volkes“, betonte sie – und damit hat sie wohl recht: Viele Franzosen verglichen die Alternative zwischen Macron und Le Pen mit der Wahl zwischen Pest und Cholera. Der Erfolg von Le Pen fußte darauf, den Missmut vieler Franzosen angesichts massiv gestiegener Verbraucherpreise und sinkender Kaufkraft mit populistischen Forderungen zu Steuersenkungen und anderen Entlastungen für Geringverdiener zu instrumentalisieren.

Putin setzte viele Hoffnungen auf Le Pen: Rechte Kandidatin wollte Russland-Sanktionen aufheben

Außer dem Linkskandidaten Jean-Lu Mélenchon hat kein einziger weiterer Kandidat eine nennenswerte Anzahl Stimmen auf sich vereinen können, und das zeigt, dass sich Frankreich weiterhin in einer tiefen politischen Krise befindet. Die sozialdemokratische Kandidatin Anne Hidalgo war auf gerade einmal 1,8 Prozent gekommen. Ein bei Vielen wegen unpopulärer Vorhaben wie die Anhebung des Rentenalters unpopulärer Präsident Emmanuel Macron und eine vielversprechende Gegenkandidatin: Im Kreml hat man viele Hoffnungen in den Ausgang der Wahlen gesetzt. Denn Le Pen hatte unter anderem angekündigt, die gemeinsame europäische Verteidigung aufzukündigen und Sanktionen gegen Russland zu stoppen – mit der Begründung, sie wolle die französische Wirtschaft nicht gefährden.

Tatsächlich unterhält Le Pens Partei Rassemblement National freundschaftliche Beziehungen zu Russland. 2014 hatte die damals noch Front National heißende Rechtsaußen-Partei einen Millionen-Kredit bei einer russischen Bank bezogen, die Forderung wurde später umgeschuldet und in Raten an ein für Russland tätiges Rüstungsunternehmen übertragen. Wiederholt bestritt Le Pen die Abhängigkeit ihrer Partei von Russland, doch die Nähe zu Putin zeigte sich unter anderem bei einem Besuch in herzlicher Atmosphäre bei Wladimir Putin 2017, ausgerechnet im Wahlkampf zu der damaligen Präsidentschaftswahl.