Ein Wandgemälde in Serbien heroisiert die berüchtigte Söldnergruppe Wagner.
Ein Wandgemälde in Serbien heroisiert die berüchtigte Söldnergruppe Wagner. Darko Vojinovic/AP

„Ich durfte niemanden lebend herauslassen, weil mein Befehl lautete, alles zu töten, was mir in den Weg kam!“ Es sind entsetzliche Kriegsverbrechen an den Menschen in der Ukraine, die zwei ehemalige Kommandeure der berüchtigten Söldnergruppe Wagner in Interviews gestanden haben.

Ex-Häftlinge schildern Hinrichtungen

Die Ex-Häftlinge Azamat Uldarov und Aleksey Savichev wurden ihren Berichten nach aus dem Gefängnis für die Privatarmee von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin in den Kampf geschickt. Wagner rekrutierte in einer großen Kampagne etliche Gefangene, um die Reihen der angeschlagenen Streitkräfte Russlands zu stärken.

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Die Gräueltaten, an denen sie nach ihren eigenen Aussagen beteiligt waren, geschahen in Soledar und Bachmut in der Region Donezk, wo die Kämpfe besonders grausam waren.

Die beiden ehemaligen Kommandeure der Wagner-Brigade berichten von der Tötung von Kriegsgefangenen, von Folter, von Hinrichtungen von Minderjährigen und dem Auftrag, ganze Ortschaften zu „säubern“.

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„Ich erhielt den Befehl, alle aufzuräumen und zu vernichten“, so Uldarov. „Ich habe den Befehl mit eigenen Händen ausgeführt. Wir haben alle getötet – Frauen, Männer, Rentner und Kinder, einschließlich eines kleinen schreienden Mädchens, fünf oder sechs Jahre alt. Ich schoss ihr in den Kopf. Verstehen Sie das? Ich durfte niemanden rauslassen. Niemanden. Ich bekam den Befehl, alle auszuschalten, die sich mir in den Weg stellten“, berichtete der Söldner im Video, das der im Exil lebende Menschenrechtsaktivist Vladimir Osechkin vom russischen Projekt Gulagu.net („Nein zum Gulag“) veröffentlichte. Osechkin hatte über mehrere Tage mit den beiden Männern in Video- und Telefongesprächen gesprochen.

Wagner-Söldner vor einem zerstörten Gebäude in Soledar in der schwer umkämpften Ostukraine.
Wagner-Söldner vor einem zerstörten Gebäude in Soledar in der schwer umkämpften Ostukraine. imago/Itar-Tass

Etwa 20 ukrainische Kinder und Jugendliche hätten sie grausam hingerichtet, berichtete Uldarov in den Gesprächen. Und russische Soldaten hätten mit ihrem Leben bezahlt, wenn sie den Befehlen nicht gehorcht hätten, die von der Spitze der Wagner-Gruppe und von Jewgeni Prigoschin selbst gekommen seien. Etwa 70 Befehlsverweigerer seien in seiner Gegenwart erschossen worden, so der Ex-Kommandeur.

Putin begnadigte beide Kriegsverbrecher

Das weit über eine Stunde lange Video enthält eine Reihe von Geständnissen. So berichtete Uldarov auch, dass er im Januar 2023 auf Befehl höherer Kommandeure Granaten in eine Grube geworfen habe, in der verwundete Ukrainer und Russen lagen. Die Überreste habe er mit Benzin übergossen und angezündet.

Aufgrund von Schuldgefühlen hätten sie entschieden, jetzt im Interview reinen Tisch zu machen. Mittlerweile sind beide Männer aus dem Krieg in der Ukraine zurückgekehrt nach Russland und wurden von Präsident Wladimir Putin begnadigt. Nachdem das Video aufgetaucht ist, sollen die beiden Söldner ihre Geständnisse widerrufen haben. Laut Gulagu.net-Gründer Osechkin haben beide Männer Morddrohungen erhalten, seit sie ihre Anschuldigungen öffentlich gemacht haben.