Söldner, die Landsknechte der Gegenwart
„Wagner“ & Co: Friedensforscher zählen Tausende Söldnerfirmen weltweit
Laut dem schwedischen Friedensforschungsinstitut Sipri sind weltweit mehrere tausend Unternehmen tätig, die militärische Einsätze anbieten.

Die Söldnertruppe Wagner in Russland ist bei Weitem keine neue Erfindung. Landsknechte im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) sind bekannt. In Italien können Touristen Reiterstandbilder von Condottieri bewundern, die bis ins 16. Jahrhundert mit ihren Leuten von den vielen (Stadt-)Staaten für ihre vielen Kriege gemietet wurden. Weitgehend unter dem Radar sind heute weltweit Kriegsunternehmen tätig, nicht nur die dem Oligarchen Jewgeni Prigoschin gehörende Firma Wagner, die vor allem in Afrika und in der Ukraine blutig tätig ist und gerade mit ihrem kurzen Marsch auf Moskau für Aufregung sorgte.
In Russland ist Wagner nicht die einzige Privatarmee, obwohl diese formal verboten sind. Der staatliche Energieriese Gazprom ist mit mehreren privaten Militärfirmen aktiv. Weitere werden Experten zufolge von Oligarchen und Rohstoffkonzernen finanziert – offiziell oft als Wachfirmen für strategisch wichtige Objekte.
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Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri geht von weltweit Tausenden solcher Firmen aus, die teilweise unabhängig von staatlichen Armeeführungen operieren. Sipri schätzt, dass die USA, Großbritannien, China und Südafrika zusammen etwa 70 Prozent des gesamten Sektors ausmachen.
Friedensforscher halten die meisten Söldner für gesetzestreu
Sipri zufolge halten sich die meisten Firmen an Gesetze, „agieren im Rahmen ihres Mandats und tragen im Allgemeinen zur Stabilisierung und Sicherheit bei“. Sie arbeiteten mit den Vereinten Nationen und Nichtregierungsorganisationen zusammen. So sollen westliche Firmen zum Beispiel in Afrika in Initiativen zur Terrorismusbekämpfung aktiv sein, sich jedoch nicht in direkten Kampfhandlungen beteiligen.
Söldner werden von Auftraggebern aber auch als Stellvertreter in bewaffneten Konflikten eingesetzt – auch, wenn sich die offiziellen Streitkräfte selbst nicht die Hände schmutzig machen sollen. Paramilitärs machen sich auch mal selbständig. Einige Beispiele:
Söldner-Truppen, die gegen Geld und Gold in den Krieg ziehen
Gruppe Wagner: Die mutmaßlich mehreren zehntausend „Mitarbeiter“ sind oder waren in der Ukraine oder Syrien, in Afrika in Libyen, im Sudan und anderen Staaten im Einsatz. Sie bekämpfen gegen Geld oder Beteiligung beispielsweise an Goldschmuggel Aufständische, stützen Militärregime oder sichern die Interessen örtlicher Machthaber. Wagner werden Verstöße gegen das Völkerrecht und Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Schlaglichter auf die Haltung dieser Truppe: Einem in der Ukraine desertierten Mann wurde vor laufender Kamera mit einem Vorschlaghammer der Schädel eingeschlagen. Ein Söldner gestand, ein kleines Mädchen erschossen zu haben. Ein ukrainischer Gefangener wurde geköpft.
Blackwater: Die Firma operierte beispielsweise von 2003 an im Auftrag der US-Regierung im Irak-Krieg. Mitarbeiter sollen dort an Folter-Verhören in US-Geheimgefängnissen beteiligt gewesen sein. 2007 feuerten Blackwater-Leute in Bagdad in eine Menschenmenge, 14 Zivilisten starben. Vier Blackwater-Männer wurden in den USA zu langen Haftstrafen verurteilt, 2020 von Donald Trump begnadigt. Blackwater wurde nach dem Massaker umbenannt und ist seit 2014 Teil einer Holding.
RSF: Im Sudan standen die Schnellen Einsatztruppen (Rapid Support Forces, RSF) lange eng an der Seite des Militärs. Schätzungen gehen von 70.000 bis 150.000 Kämpfern der Miliz aus. Experten werfen ihnen schwere Menschenrechtsverletzungen und Menschenschmuggel vor. Seit Mitte April bekämpfen sich Armee und RSF in einem Machtkampf heftig, weil sich die Paramilitärs nicht in die Armee eingliedern lassen wollen.
Sadat Defense: Offiziell bietet das türkische Privatunternehmen Beratung, Logistik und Trainings in Fragen von Militär und Sicherheit an. Kritiker werfen ihm vor, für Präsident Recep Tayyip Erdogan verdeckte Operationen auszuführen. Es gibt Berichte, Sadat kämpfe etwa in Syrien und Libyen und sei an der Niederschlagung des Putschversuchs gegen Erdogan im Jahr 2016 beteiligt gewesen.