Vonovia-Absturz: Tausende Mieter in Berlin verunsichert – was steckt dahinter? Gewerkschaft mit Knallhart-Forderung!
„Die Luft ist raus“, so der Boss von IG Bau – und fordert: Schluss mit der Spekulation mit Wohnungen!

Mit 550.000 Wohnungen im Bestand gehört Vonovia zu den Immobilienriesen in Deutschland. Allein in Berlin wohnen 42.000 Haushalte in Wohnungen des Bochumer Konzerns. Viele der Wohnungen waren zuvor in öffentlicher Hand. Andere Wohneinheiten gehörten zuvor Genossenschaften, Banken und anderen Unternehmen.
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Spätestens seit Mitte 2021 laufen die Geschäfte der Vonovia aber nicht wie erhofft: Trotz fast flächendeckend steigender Mieten rauschte der Börsenkurs seitdem sprichwörtlich in den Keller. Zuletzt war die Aktie noch knapp ein Viertel dessen wert, was Anleger vor zwei Jahren für Vonovia-Anteile bezahlen mussten: Das Vertrauen in das Geschäftsmodell des Konzerns ist offenbar verbraucht.
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Vonovia-Mieter klagen über mangelnde Instandsetzung, Teuer-Modernisierung, undurchsichtige Nebenkosten
Von Mieterverbänden werden seit Jahren Klagen gegen Vonovia erhoben: Zum Teil richten die sich gegen mangelnde Instandhaltung von älteren Wohneinheiten, Mieter berichten von exorbitant teuren Modernisierungen, die auf sie umgelegt worden seien. Auch die Abrechnung von Nebenkosten war bereits Thema zahlreicher Berichte. Zuletzt ging es bei einer Razzia in der Bochumer Konzernzentrale sogar um mutmaßlichen Betrug, überteuerte Auftragsvergaben, Schmiergelder und Untreue. Die Zeche für diese Machenschaften sollten einmal mehr die Mieter zahlen.
Nun meldet sich die IG Bau mit einem klaren Statement zu der Entwicklung zu Wort. „Die Luft bei deutschen Immobilienkonzernen ist raus – die Euphorie verflogen: Wohnungen sind die falsche Handelsware für die Börse. Das begreift jetzt auch der Aktienmarkt“, so Gewerkschafts-Chef Robert Feiger, der das Geschäftsmodell von Vonovia als „Spekulieren mit dem Gemeingut Wohnen“ attackiert und von einem „gescheiterten Versuch von Gewinnmaximierung“ spricht.
Neubau, Modernisierungen und Mietpreise: Staat soll Vonovia zu Kursänderung zwingen
„Das Spekulieren mit Wohnimmobilien ist ein höchst unsoziales Spiel: Wenn es an der Börse gut läuft, werden satte Renditen abgezogen. Und in turbulenten Phasen – wie jetzt in der Wohnungsbau- und Wohnungsmarktkrise – lassen Unternehmen wie Vonovia ihre Verantwortung fallen wie eine heiße Kartoffel: Sie fahren notwendige Sanierungen runter und setzen den Wohnungsneubau auf Null. Leidtragende sind dabei die Menschen, die bei Vonovia, LEG & Co. zur Miete wohnen. Und vor allem auch die, die jetzt eine bezahlbare Wohnung suchen.“
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Gewerkschaftschef Feiger sieht jetzt die Politik am Zug: „Es wird höchste Zeit, dass der Bund bei Vonovia einsteigt.“ Der Staat müsse seine Fehler aus der Vergangenheit korrigieren und den niedrigen Aktienkurs nutzen, um „einen Anteil von 25 Prozent plus eine Aktie“ zu erwerben. Damit könne er eine Sperrminorität in der Hauptversammlung ausüben und auf die Aufsichtsräte einwirken. Auf diesem Wege könne er Vonovia zu Neubau und Modernisierungen bewegen sowie die Mietpreise eindämmen. „Außerdem wäre dies ein starkes Signal: Der Staat würde damit deutlich machen, dass er sich – nach vielen Privatisierungen – auf dem Wohnungsmarkt wieder einmischt“, so Robert Feiger.
Anmerkung
In einer ersten Version des Artikels hieß es, eine angestrebte Übernahme der Deutschen Wohnen durch die Vonovia sei gescheitert. Vonovia hat uns darauf hingewiesen, dass diese Übernahme tatsächlich 2021 stattgefunden hat. Wir haben diesen Fehler korrigiert und danken für den Hinweis.