Verrat oder ein CIA-Trick? US-Geheimdienstunterlagen tauchten im Netz auf
In verschiedenen sozialen Medien tauchten Fotos von Geheimdienstunterlagen der USA auf, die wahrscheinlich aus Sitzungen mitgenommen worden waren

Mal bei Twitter, mal bei Telegram, und auch mal bei Discord, einem Nachrichtenkanal, der von Online-Gamern genutzt wird: An verschiedensten Stellen im Netz ploppten in den letzten Tagen, wenn nicht Wochen, Fotos von US-Geheimdienstunterlagen vor allem zum russischen Krieg gegen die Ukraine auf. Und jetzt gehen Fragen um: Wer war das? Zu welchen Zweck? Und ist das Datenleck wirklich eins?
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Die Unterlagen zeigen laut Analysten, dass die USA-Nachrichtendienste ein dichtes Informationsnetz in Russland geknüpft hätten, und besser über dessen Kriegspläne Bescheid weiß als über die der Ukraine. Das FBI sucht jetzt nach dem Leck, weil die Unterlagen auch Hinweise auf US-Quellen in Russland enthalten sollen.
Geheime Papiere wurden anscheinend von Sitzungen mitgenommen
Einige der als „geheim“ gekennzeichneten Schriftstücke stammten vom Februar und März. Es wirkt, als habe jemand die Papiere bei Briefings an sich genommen, gefaltet, eingesteckt und an einem sicheren Ort fotografiert.
Veröffentlicht wurden Landkarten, auf denen der Frontverlauf eingezeichnet ist, Standorte russischer und ukrainischer Truppenverbände und deren Mannschaftsstärken.
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Informationen gab es demnach weiterhin zu Plänen der Nato und der USA, wie das ukrainische Militär auf eine bevorstehende Frühlingsoffensive vorbereitet und bewaffnet werden soll. Auch Details zu Anzahl und Art geplanter Waffenlieferungen sowie die voraussichtlichen Lieferdaten seien vermerkt. Es wird darauf hingewiesen, dass die Munitionsversorgung der ukrainischen Luftabwehr prekär sei..
Widersprüchliche Reaktionen aus Kiew auf die Veröffentlichungen der US-Geheimunterlagen
Die Reaktionen in der Ukraine sind widersprüchlich. Es handele sich um von Russland gefälschte Dokumente, „ein gewöhnliches Geheimdienstspiel“, meinte der Berater des Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak.
Die russischen Geheimdienste hätten die Dokumente selbst erstellt mit dem Ziel, unter den Verbündeten der Ukraine Zweifel und Zwietracht zu säen und von den nächsten Etappen im Krieg abzulenken.
Der US-Sender CNN dagegen weiß zu berichten, dass man im Umfeld von Präsident Wolodymyr Selenskyj frustriert sei: Pläne für die Frühjahrsoffensive hätten geändert werden müssen.
Abgefangene Informationen auf ukrainischer Seite könnten dazu geführt haben, dass die USA dem Land keine Raketen mit größerer Reichweite liefern, um etwa Angriffe Kiews auf russisches Staatsgebiet zu verhindern. Demnach soll Selenskyj laut einem Dokument vorgeschlagen haben, russische Stellungen im Gebiet Rostow zu beschießen. Dabei sollten Drohnen eingesetzt werden.
Geheimdienstunterlagen veröffentlicht und danach gefälscht
Einige der Unterlagen wurden im Nachhinein gefälscht. So tauchten Verlustzahlen auf ukrainischer und russischer Seite auf, bei denen zu Ungunsten der Ukraine Zahlendreher hineinmanipuliert wurden.
Russland hingegen sieht durch die Berichte in den USA einmal mehr die Verwicklung Washingtons im Konflikt in der Ukraine bestätigt. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte am Freitag, dass die Beteiligung der USA und der Nato an dem Konflikt weiter zunehme. „Wir behalten den Prozess im Blick.“ Am Montag legte er nach: „Die Leaks sind einigermaßen interessant, alle studieren, analysieren und erörtern sie breit.“
Russland erwartet aber keinen Einfluss auf seine Kriegsführung und rechnet mit einem Sieg. Dagegen stellte das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) Angst und Nervosität unter russischen Kriegsbloggern nach Veröffentlichung der Dokumente fest.