Die Gaspreise sinken, doch warum kommt das nicht bei Verbrauchern an?
Die Gaspreise sinken, doch warum kommt das nicht bei Verbrauchern an? imago/Wolfgang Maria Weber

Deutschland steckt mitten in der Energiekrise, die Preise für Gas und Strom explodieren, doch in seiner Regierungserklärung versuchte Olaf Scholz (SPD) dennoch Zuversicht zu verbreiten.

Lesen Sie auch: Nur vier Tage arbeiten bei vollem Gehalt? So würde das Konzept funktionieren – für (fast) jeden >>

Der Regierungschef sieht das Land gut gerüstet für den Winter, die deutsche Abhängigkeit von russischem Gas erklärte Scholz sogar für beendet und versprach erneut, dass die Wärmeversorgung über die kalte Jahreszeit gesichert sei. Außerdem werde der Staat Privatverbraucher und Wirtschaft vor Überlastungen durch hohe Energiepreise schützen, versprach Scholz. „Niemand, keine Familie, keine Rentnerin, kein Student und auch kein Unternehmen soll Angst haben, von den Preisen für Strom, Gas oder Fernwärme überfordert zu werden.“

Lesen Sie auch: Selenskyj: Russen wollen Staudamm in der Ukraine sprengen – gigantische Flutwelle droht! >>

Deutsche müssen 30 Prozent Gas sparen

Dass die Gasspeicher jetzt schon zu 95 Prozent gefüllt seien, sieht Scholz als „große Leistung“, doch Forschern aus dem vom Bund geförderten Kopernikus-Projekt Ariadne warnen vor zu großem Optimismus. Um die Energieversorgung in der Bundesrepublik zu sichern, müssten die Deutschen nämlich ihren Gasverbrauch noch deutlich stärker einschränken als bisher. „30 Prozent des Gasverbrauchs aus Vorkrisenzeiten müssen runter“, sagte Gunnar Luderer, Vize-Leiter des Ariadne-Projekts vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Lesen Sie auch: Horoskop für heute: Freitag, der 21. Oktober 2022! So wird Ihr Tag – laut Ihrem Sternzeichen >>

Die Wissenschaftler gehen von einem Szenario aus, dass vom kommenden Jahr an in Deutschland ohne jegliche Importe aus Russland vermutlich nur noch Gas in einer Größenordnung von etwa 600 Terawattstunden (TWh) pro Jahr zur Verfügung stehen wird. 2022 waren es noch rund 200 TWh mehr.

Paradox: Gaspreise sinken europaweit

Die Deutschen müssen weiter sparen und hohe Gaskosten stemmen – dabei sind die Preise europaweit im Sinkflug. Nach monatelangen Engpässen mit Rekordpreisen kostet die Megawattstunde für den innereuropäischen Handel derzeit nur noch rund 107 Euro, das ist weniger als ein Drittel des Höchststands von fast 350 Euro Ende August.

Spanien weiß nicht, wohin mit dem vielen Erdgas

Mit den milden Temperaturen in Europa, aber auch in weiten Teilen Asiens sank die Nachfrage nach dem Brennstoff, besonders drastisch stürzten die Preise in Spanien ab. Dort kostet das Gas, das zum Stromverbrauch am Donnerstag verwendet wird, laut Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) 32 Euro pro Megawattstunde. Damit ist es ganze 10 Euro günstiger als am Vortag und liegt erstmals seit Mai unter der staatlich festgesetzten Obergrenze von 40 Euro.

Der nationale Gasnetzbetreiber Enagas wisse dem Bericht zufolge derzeit nicht, wohin mit dem Methan. Womöglich müsse man demnächst das Anlanden von größeren Mengen verflüssigten Gases (LNG) ablehnen, da die Kapazitäten komplett ausgelastet seien, so RND weiter.

Für die Verbraucher wird es aber trotzdem nicht günstiger: Selbst wenn es während der ersten Hälfte des Winters wärmer werden sollte als im Vorjahr, dürfte das noch nicht reichen, um auch die Gaspreise für Kunden zu senken. Dazu müssten erst die Großhandelspreise massiv und vor allem dauerhaft fallen. Dies ist laut Experten leider nicht in Sicht.