Joe Biden und Wladimir Putin

USA – Russland: Schwieriger Gipfel der Präsidenten

Staatschefs trafen sich in der Schweiz, um viele Probleme zwischen ihren Staaten wenigstens zu besprechen. 

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Der Handschlag von Wladimir Putin und Joe Biden vor der Villa La Grange in Genf.
Der Handschlag von Wladimir Putin und Joe Biden vor der Villa La Grange in Genf.AP/Alexander Zemlianichenko

Prachtvolles Wetter, prachtvolle Staats-Villa, prachtvoller Blick auf den Genfersee, und der rote Teppich war frisch gesaugt: Im schweizerischen Genf war alles bereit für das Gipfeltreffen des US-Präsidenten Joe Biden und seines russischen Amtskollegen Wladimir Putin. Sie hatten viel zu besprechen in der Bibliothek der Villa „La Grange“, und es bedurfte beiderseits Anstrengung, vor und im Gebäude mehrmals in die Kameras zu lächeln – Biden mag Putin nicht, und der weiß das.

Typisch Schweiz: Staubsaugen selbst bei über 30 Grad. 
Typisch Schweiz: Staubsaugen selbst bei über 30 Grad. KEYSTONE/dpa/Peter Klaunzer

Atomare Abrüstung von USA und Russland, nukleare Aufrüstung von Iran und Nordkorea, Klima, Ukraine, Syrien, Libyen, Sanktionen, Wirtschaft, Cyberkriminalität, mutmaßliche Einmischung russischer Internet-Trolle in den US-Wahlkampf, das Schicksal des inhaftierten Oppositionellen Alexej Nawalny – und die beiderseitige Erkenntnis, dass das russisch-amerikanische Verhältnis so schlecht ist wie lange nicht. Das alles konnte in den auf mehrere Stunden angesetzten Begegnung besprochen werden.

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Putin sagte beim Fototermin in der Bibliothek: „Herr Präsident, ich möchte Ihnen danken für die Initiative zu dem heutigen Treffen.“ Er hoffe, dass die Gespräche produktiv würden. „Ich weiß, Sie hatten eine weite Reise. Viel Arbeit. Nichtsdestotrotz haben sich in den russisch-amerikanischen Beziehungen viele Fragen angestaut.“ Biden erwiderte: „Ich denke, es ist immer besser, sich von Angesicht zu Angesicht zu treffen.“

Herren mit schwarzen Socken. Putin wirkt etwas verdrossen, seine Haltung im Sessel fiel schon öfter auf.
Herren mit schwarzen Socken. Putin wirkt etwas verdrossen, seine Haltung im Sessel fiel schon öfter auf.AP/Patrick Semansky

Putin hat Erfahrung mit US-Präsidenten: Bill Clinton war der erste, Biden ist der fünfte, mit dem er bei einem Gipfel zusammentrifft.  George W. Bush fand ihn vertrauenswürdig, Barack Obama erklärte ihn kühl zum Führer einer „Regionalmacht“, was ihn kränkte, und Donald Trump biederte sich bei ihm an.

Biden, der mit Putin nur die Liebe zu Speiseeis teilt, tut das gar nicht und zwar seit langem. 2001, als er im US-Senat den Auswärtigen Ausschuss leitete, sagte er nach Bushs Lob für den Russen: „Ich traue Putin nicht.“

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Im März 2021 antwortete Biden auf eine Interviewfrage, ob er Putin für einen Killer halte, mit „Hmhm, das tue ich“, und sagte noch mehr: Bei einer früheren Begegnung, vermutlich 2011 als Vizepräsident Obamas, habe er Putin eine Seele abgesprochen. Putin soll geantwortet haben: „Wir verstehen uns.“ Nach der Killer-Aussage hatte Putin seinen Botschafter aus Washington abgezogen.

Nach knapp dreieinhalb Stunden war das Treffen vorbei, die Russen hatten mit vier bis fünf Stunden gerechnet. Getrennte Pressekonferenzen stehen noch aus.