USA alarmiert: Wagner-Söldner als Vorhut Russlands in Afrika
USA versuchen, den Einfluss der Wagner-Söldner in Afrika zurückzudrängen, die dort mit Militärregierungen paktieren. Der Erfolg bleibt bislang wohl aus

In der Ukraine kämpfen Söldner der russischen Wagner-Gruppe, ebenso in Mali und in weiteren afrikanischen Ländern. Dass die Privatsoldaten baldmöglichst zumindest aus Libyen und dem Sudan abziehen, haben sich die USA nun zum Ziel gesetzt. Und Washington erhöht offenbar den Druck, wie aus Regierungskreisen afrikanischer Staaten zu hören ist.
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Dafür bemüht sich das Weiße Haus um Unterstützung Ägyptens und der Vereinigten Arabischen Emirate, um die Militärführungen im Sudan und in Libyen dazu zu bringen, ihre Kooperationen mit der Wagner-Truppe einzustellen, erklären mehr als ein Dutzend Regierungsmitarbeiter aus Libyen, dem Sudan und Ägypten im Gespräch mit AP. Alle wollten anonym zitiert werden.
„Wagner treibt sie um“, sagt ein ägyptischer Regierungsbeamter mit Blick auf die Amerikaner. „Das steht bei jedem Treffen ganz oben auf der Tagesordnung.“
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Der Eigentümer der Söldner-Truppe Wagner ist ein Vertrauter Wladimir Putins
Die Gruppe Wagner des russischen Oligarchen Jewgeni Prigoschin, eines Vertrauten von Präsident Wladimir Putin, hat Tausende Kräfte in Ländern in Afrika und im Nahen Osten eingesetzt. Darunter sind Mali, Libyen, der Sudan, die Zentralafrikanische Republik und Syrien. Ihnen eilt nicht nur in der Ukraine, wo ihre Verluste durch aus der Strafhaft geholte Schwerverbrecher ausgeglichen werden, der Ruf maßloser Brutalität voraus.
Berater des UN-Menschenrechtsrates meldeten kürzlich „anhaltende und alarmierende“ Berichte, in denen die Rede von „furchtbaren Hinrichtungen, Massengräbern, Folterhandlungen, Vergewaltigungen sowie sexualisierter Gewalt, Plünderungen, willkürlichen Verhaftungen und Verschwindenlassen“ sei.
Im Sudan stand die Truppe ursprünglich mit dem ehemaligen Machthaber Omar al-Baschir in Verbindung. Inzwischen arbeitet sie mit der Militärregierung zusammen, die nach dem Sturz Baschirs vor knapp vier Jahren die Macht übernahm. In Libyen werden die Wagner-Kämpfer mit dem Militärkommandanten Chalifa Haftar im Osten des Landes in Verbindung gebracht.
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Die Gruppe macht ihre Einsätze nicht öffentlich, über Berichte von vor Ort und andere Beweise wird die Präsenz der Söldner aber offensichtlich. Das Pentagon in Washington spricht von Stellvertretern des russischen Verteidigungsministeriums, der Kreml bestreitet jede Verbindung.
USA und EU verhängten Sanktionen gegen die russische Privatarmee
Von Seiten der USA unterliegen die Gruppe und ihr Gründer seit 2017 Sanktionen (die EU folgte 2021), und die Regierung von Präsident Joe Biden kündigte im Dezember neue Exportbeschränkungen an. Washington nennt die Wagner-Gruppe eine „transnationale kriminelle Organisation“.

Beobachtern zufolge zielt die Wagner-Gruppe in Afrika darauf ab, die Interessen Russlands inmitten wachsender globaler Begehrlichkeiten an Rohstoffen zu unterstützen. „Wagner neigt dazu, Länder mit natürlichen Ressourcen ins Visier zu nehmen, die für Moskaus Ziele genutzt werden können“, sagt Catrina Doxsee vom Zentrum für Strategische und Internationale Studien CSIS in Washington. „Goldminen im Sudan zum Beispiel, wo das daraus gewonnene Gold so verkauft werden kann, dass westliche Sanktionen umgangen werden.“
Eine Stellungnahme Progoschins war nicht zu bekommen.
US-Außenminister bittet Ägypten um Einflussnahme
Die Rolle der Wagner-Gruppe in Libyen und im Sudan stand nun offenbar im Mittelpunkt der jüngsten Gespräche von CIA-Direktor William Burns in Ägypten und Libyen. US-Außenminister Antony Blinken brachte das Thema beim Treffen mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi Ende Januar in Kairo vor.
Er sei besorgt über einen wachsenden Einfluss der Wagner-Gruppe auf dem afrikanischen Kontinent, erklärte CIA-Chef Burns nach seiner Rückkehr. „Das ist eine zutiefst ungesunde Entwicklung, und wir arbeiten sehr hart dagegen an.“

Dazu hätten sowohl Burns als auch Blinken bei ihren Besuchen versucht, Kairo mit ins Boot zu holen, sagt ein ägyptischer Regierungsmitarbeiter. Sie hätten dazu aufgefordert, auf die Generäle im Sudan und auf Haftar in Libyen einzuwirken, ihre Geschäfte mit der Wagner-Gruppe zu beenden.
Wagner soll es auf das Gold Sudans abgesehen haben
Im Sudan seien zuletzt über Ägypten und die Golfstaaten wiederholt Botschaften der USA zu einem wachsenden Einfluss der Wagner-Gruppe eingegangen, heißt es aus Regierungskreisen in Khartum.
Nach AP-Recherchen begann die Wagner-Truppe 2017, im Sudan zu operieren. Sie stellte demnach die Ausbildung für Geheimdienst- und Spezialkräfte sowie für die paramilitärische Gruppe RSF.
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Offiziellen Angaben zufolge sind die Wagner-Söldner nicht als Kämpfer im Sudan im Einsatz. Im Gegenzug scheint die sudanesische Militärführung der Wagner-Gruppe die Kontrolle über Goldminen überlassen zu haben, wie unter anderem aus Dokumenten hervorgeht.
CIA-Chef redete mit den Macht-Konkurrenten in Libyen
In Libyen führte Burns nicht nur Gespräche in Tripolis mit Ministerpräsident Abdul Hamid Dbeibah, dem Chef einer der beiden rivalisierenden Regierungen in dem gespaltenen nordafrikanischen Land. Er traf nach Informationen aus dortigen Militärkreisen auch im Osten mit General Haftar zusammen. Dabei sei Wagner das Hauptthema gewesen.
Laut UN-Experten begannen Wagner-Söldner 2018 ihren Einsatz in Libyen und unterstützten Haftars Truppen im Kampf gegen militante Islamisten. Die Gruppe soll auch an Haftars gescheitertem Vormarsch auf Tripolis im April 2019 beteiligt gewesen sein.
Schätzungen des US-Afrika-Kommandos Africom zufolge waren vor dem Waffenstillstand im Herbst 2020 etwa 2000 Wagner-Söldner in Libyen, es ist unklar, wie viele es jetzt sind. Seit 2020 hätten sich die Aktivitäten der Gruppe vor allem auf Öleinrichtungen im Zentrum des Landes konzentriert.
Russland, China und die USA buhlen um Einfluss in afrikanischen Staaten
Unterdessen machte sich der russische Außenminister Sergej Lawrow nach Mali auf. Dort setzt eine Militärjunta auf die Wagner-Söldner im Kampf gegen Islamisten. Frankreich hat seine Truppen dort bereits abgezogen, Deutschland wird seine 1100 UN-Blauhelme voraussichtlich im Mai 2024 herausholen.
Lawrow hat zuletzt eine ganze Reihe afrikanischer Staaten besucht, in einem „Wettlauf um Afrika“ mit China und den USA als Konkurrenten.
Bei den jüngsten US-Vorstößen gibt es indes nach Ansicht von Beobachtern noch keine Anzeichen dafür, dass der Druck der Regierung Biden in Libyen oder im Sudan Erfolge gebracht hat. Expertin Doxsee sieht die Strategie kritisch: Die USA und ihre Verbündeten sollten darauf verzichten, Russland als böse und das von ihnen Gebotene als gut darzustellen, sagt sie. Stattdessen sollten sie bessere Alternativen zu Wagner ins Gespräch bringen.

Die Söldnertruppe Wagner ist ein Geschäft
„Letzten Endes ist Wagner ein Geschäft“, sagt Doxsee. „Wenn es gelingt, den Gewinn zu schmälern und den betriebswirtschaftlichen Nutzen von Wagner zu verringern, dann wird das weniger attraktiv sein.“