Biden besucht Selenskyj in Kiew. Hier gehen sie an einem Wandbild des St. Michaelklosters in der Innenstadt vorbei.
Biden besucht Selenskyj in Kiew. Hier gehen sie an einem Wandbild des St. Michaelklosters in der Innenstadt vorbei. Dimitar Dilkoff/AFP

US-Präsident Joe Biden traf am Montag überraschend zum Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ein. Dort besucht der US-Präsident den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.  

Während des Besuches, bei dem Biden und Selenskyj gemeinsam eine Gedenkstätte und eine Kirche besuchten, heulten plötzlich auch die Sirenen auf. Der Luftschutzalarm warnte vor möglichen russischen Luftangriffen!

US-Präsident Joe Biden reist mit Zug in die Ukraine zu Wolodymyr Selenskyj

Wegen der extrem bedenklichen Sicherheitslage war Biden sogar heimlich nach einem Dinner am Samstagabend mit seiner Gattin Jill aus Washington abgereist. Er flog laut Berichten zuerst nach Polen und nahm ab der polnischen Grenze den Zug bis in die ukrainische Hauptstadt Kiew. Die Fahrt dauerte rund zehn Stunden! 

Das Weiße Haus hatte zuvor laut der New York Times sogar extra einen Tagesablauf des Präsidenten veröffentlicht, der Termine in Washington und eine Abreise nach Warschau erst für Montagabend vorsah, um von der geheimen Reise abzulenken. Einen Besuch in Kiew hatte das Präsidentenbüro in Washington immer wieder dementiert. 

Allerdings hatten ukrainische Journalisten am frühen Montagmorgen bereits geahnt, dass ein bedeutender Besuch ansteht, weil die Sicherheitsmaßnahmen in Kiew noch einmal verschärft wurden. Laut US-Angaben war Moskau über den Besuch informiert.

Offiziell ist für Biden zudem ein Staatsbesuch in Polen bei seinem Amtskollegen Andrzej Duda geplant. Nach seiner Visite in Kiew will der US-Präsident zu einem Besuch nach Polen weiterreisen. Auf seinem Programm steht am Dienstag unter anderem ein Gespräch mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda. Zudem will er eine Rede halten.  

Wolodymyr Selenskyj begrüßt Joe Biden vor dem Marienpalast, dem zeremoniellen Sitz des ukrainischen Präsidenten in Kiew.
Wolodymyr Selenskyj begrüßt Joe Biden vor dem Marienpalast, dem zeremoniellen Sitz des ukrainischen Präsidenten in Kiew. Evan Vucci/AFP

Biden kündigt weitere Waffenlieferungen der USA an die Ukraine an

Biden will mit dem Besuch der von Russland angegriffenen Ukraine seine Solidarität demonstrieren, wie die New York Times berichtet. Der Besuch kommt dabei in einer kritischen Phase. Die ukrainischen Streitkräfte sehen sich derzeit heftigen Angriffen durch die russischen Invasionstruppen an mehreren Frontabschnitten ausgesetzt.

Der Besuch findet ziemlich genau ein Jahr nach Beginn der russische Invasion statt. Russische Truppen waren am 24. Februar 2022 in die Ukraine eingedrungen, der von Moskau „militärische Spezialoperation“ genannte Krieg wurde aber kein Erfolg für Wladimir Putins Regime. Weder war der Krieg nach wenigen Tagen vorbei noch konnten die Russen weite Teile des überrannten Gebiets halten. Seit Monaten ist der Frontverlauf kaum noch verändert, russische Truppen rennen unter schwersten Verlusten gegen ukrainische Stellungen an.

Wie reagiert Putin auf den Biden-Besuch?

Wegen Bidens Reise dürften die Redenschreiber Putins jetzt unter Druck stehen: Der russische Präsident will am Dienstag eine Rede halten, muss jetzt auf den Besuch reagieren.

Biden hat auch deshalb weitere Waffenlieferungen an das angegriffene Land angekündigt. Biden sicherte dem Land im Krieg gegen Russland die „unerschüttliche“ Unterstützung der USA zu, wie das Weiße Haus am Montag in einer Erklärung mitteilte. Biden kündigte die Lieferung weiterer Waffen an, darunter Artilleriemunition, Panzerabwehr-Systeme und Überwachungsradare zum Schutz der ukrainischen Bevölkerung gegen Luftangriffe.

Nach Angaben des Pentagons haben die USA der Ukraine seit Kriegsbeginn militärische Hilfe im Umfang von fast 30 Milliarden US-Dollar bereitgestellt oder zugesagt.

Biden ist nicht der erste US-Präsident, der ein Land im Krieg besucht. Schon US-Präsident George W. Bush besuchte 2003 den Irak, Barack Obama 2010 Afghanistan. Die beiden hatten dafür jedoch den Schutz Hunderttausender US-Soldaten. In der Ukraine muss sich Biden hingegen wohl auf den Schutz durch die Ukrainer verlassen.