Das kann man dann wohl getrost einen Schuss ins eigene Knie nennen! Der Chef des ungarischen Nationalmuseums in Budapest ist wegen eines Verstoßes gegen das Anti-LGBTQ-Gesetz der rechtsgerichteten Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orban entlassen worden. Dabei hatte er als Politiker einst selbst dafür gestimmt.
Er sieht deswegen auch keine Schuld bei sich, weigert sich sogar seine Entlassung zu akzeptieren.
Museumsleiter wegen weltbekannter Ausstellung entlassen
Wie Ungarns Kulturminister Janos Csak am Montag mitteilte, wurde der Vertrag mit Laszlo Simon mit sofortiger Wirkung beendet. Stein des Anstoßes ist die noch bis Sonntag laufende Ausstellung zum renommierten World Press Photo Award 2023. Der Grund: Bei der weltweit gezeigten Ausstellung zu einem der wichtigsten Fotopreise der Welt wurden bei einer Serie ältere Mitglieder der philippinischen LGBTQ-Gemeinde gezeigt.
Das war offenbar zu viel für das Kulturministerium, das von der regierenden Fidesz-Partei kontrolliert wird. Denn das Gesetz verbietet „Werbung“ für Homo- und Transsexualität. Bücher zu diesem Thema müssen in Ungarn mit dem Hinweis „Verboten für unter 18-Jährige“ versehen werden, Filme zur LGBTQ-Thematik dürfen nicht mehr zu Hauptsendezeiten ausgestrahlt werden. Auch bei Ausstellungen muss vor solchen Inhalten gewarnt werden.

Als Politiker stimmte er einst für das Gesetz
Besonders ironisch: Simon ist selbst Mitglied der Fidesz-Partei von Orban, hatte 2021 sogar selbst für das Gesetz gestimmt. Auch deshalb reagierte er empört auf die Entlassung von dem Posten. Er hatte dafür 2021 auch seinen Parlamentssitz geräumt.
Simon erklärte im Onlinedienst Facebook, er weise die „Idee zurück, dass unsere Kinder vor mir oder der Einrichtung, der ich vorstehe, beschützt werden müssen“. Er werde seine Entlassung nicht akzeptieren.
LGBTQ-Gemeinde sieht das Gesetz als Diskriminierung
Das Gesetz hatte zu heftigen Protesten aus der LGBTQ-Gemeinde geführt. Offizielles Ziel des Gesetzes ist der Schutz von Minderjährigen. Aktivisten sprechen hingegen von einem Schlag gegen die sexuelle Freiheit. Die englische Abkürzung LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer; Angehörige dieser sexuellen Minderheiten werden aus Sicht von Aktivisten in Ungarn diskriminiert.
Die EU leitete als Reaktion auf das Anti-LGBTQ-Gesetz ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Budapest ein. Europa werde es niemals zulassen, dass „Teile unserer Gesellschaft diskriminiert werden“, erklärte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen damals.