Keine Klebe-Aktionen mehr

Umzingeln statt festkleben: Klimaschützer wollen britisches Parlament blockieren

Der Protest weniger Menschen soll zu einer breiten Bewegung Hunderttausender für den Klimaschutz werden

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Das britische Parlamentsgebäude an der Themse soll bei einer Demo umstellt werden.
Das britische Parlamentsgebäude an der Themse soll bei einer Demo umstellt werden.dpa/Arne Dedert

Mal sehen, ob die Klima-Kleber von „Letzte Generation“ in Deutschland dem Vorbild folgen: Die verwandte Bewegung „Extinction Rebellion“ in Großbritannien jedenfalls will ihren Protest gegen mangelnden Klimaschutz ändern und sich nicht mehr an Kunstwerken festkleben und Straßen blockieren.

Das verkündete die Gruppe in einer Mitteilung „Wir hören auf“. Die Störaktionen seien zwar wichtig gewesen, um aufzurütteln und Politikversagen im Angesicht der Klimakrise anzuprangern. Allerdings müssten „Taktiken laufend weiterentwickelt werden“: Fortan wolle man deshalb verstärkt Druck auf verantwortliche Politiker machen, indem die breite Masse der Gesellschaft für Formen des kollektiven Protests mobilisiert wird.

Straßenblockaden wie hier am Potsdamer Platz in Berlin nervten unzählige Autofahrer in Europa.
Straßenblockaden wie hier am Potsdamer Platz in Berlin nervten unzählige Autofahrer in Europa.dpa/Paul Zinken

Wie das  aussehen könnte? Die britischen Klima-Kämpfer rufen dazu auf, das Parlament in Westminster mit Unter- und Oberhaus am 21. April mit mindestens 100.000 Menschen zu umstellen und tagelang zu blockieren, um Abgeordnete und Regierung zum Handeln zu zwingen. Das Motto der geplanten Großdemonstration: „The Big One“.

In den vergangenen Monaten hatten sich Leute in mehreren Ländern immer wieder an Kunstwerken festgeklebt, sie mit Tomatensuppe und Kartoffelbrei beschmiert, Gebäude blockiert und sich auf Straßen festgeklebt. Befürworter sprechen von einer Schocktaktik, um das Bewusstsein für die Klimakatastrophe zu schärfen. Für Gegner handelt es sich um Akte des Vandalismus oder zumindest lästige Behinderungen im Alltagsleben. Ob in Großbritannien oder Deutschland: Kalt ließen derlei Aktionen kaum jemanden.

Keine Einigkeit über den Kurswechsel der Klima-Aktivisten

Nun also der Kursschwenk, den die Aktivisten in ihrer Stellungnahme selbst als „kontroversen Beschluss“ bezeichneten. „Obwohl die Alarmglocken wegen der klimatischen und ökologischen Notlage laut und klar schrillen, hat sich sehr wenig verändert“, kritisierte Extinction Rebellion UK. „Emissionen nehmen weiter zu und unser Planet stirbt immer schneller.“

Deshalb wolle man weit mehr Menschen als bislang für den Klimaprotest gewinnen und es den Mächtigen damit schwerer machen, wichtige Anliegen zu ignorieren. „Das Zusammenwirken verschiedener Krisen bietet eine einmalige Gelegenheit, um zu mobilisieren und traditionelle Gräben zu überwinden“, heißt es in der Stellungnahme.