Russland veröffentlichte Fotos von zerstörten Militärfahrzeugen amerikanischer Produktion, die von russischen, mit der Ukraine verbündeten Kämpfern in der Region Belgorod benutzt worden seien.
Russland veröffentlichte Fotos von zerstörten Militärfahrzeugen amerikanischer Produktion, die von russischen, mit der Ukraine verbündeten Kämpfern in der Region Belgorod benutzt worden seien. Russisches Verteidigungsministerium/imago

Die russische Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine ist laut Behörden mit einer „großen Zahl“ von Drohnen angegriffen worden. Es gebe in der Stadt Belgorod selbst und in anderen Orten des Gebiets Schäden, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Mittwoch mit. Es seien Autos, Wohnhäuser und Verwaltungsgebäude beschädigt worden. Die Flugabwehr habe die meisten Drohnen unschädlich gemacht.

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In der Region gibt es seit Monaten immer wieder Angriffe. Moskau macht dafür die Ukraine verantwortlich, die mit Artillerie und Drohnen Ziele dort angreife. Diese Woche wurde nach russischen Angaben seit Montag in dem Gebiet gegen Dutzende „Vertreter ukrainischer Militärverbände“ gekämpft.

Am Dienstag hatten russische Behörden einen vorübergehend verhängten Alarmzustand wieder aufgehoben und den „Anti-Terror-Einsatz“ für beendet erklärt. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, mehr als 70  Terroristen „vernichtet“ zu haben. Zu dem Angriff seit Montag haben sich zwei Freiwilligenkorps aus russischen Bürgern bekannt. Die Ukraine wies zurück, etwas mit dem Vorstoß zu tun zu haben.

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Entsetzen in Russland über Unfähigkeit der Armee

Gouverneur Gladkow sagte, es gebe keine neuen Verletzten nach den Angriffen. Im Krankenhaus würden noch neun Menschen nach den Angriffen vom Montag behandelt. Gladkow hatte auch von einem Toten gesprochen. Hunderte Menschen, die sich in Sicherheit brachten, wurden weiter in Notunterkünften versorgt. Sie sollten nach der „Säuberung“ des Gebiets durch die Sicherheitskräfte wieder nach Hause zurückkehren. Noch immer sei das gesamte Ausmaß der Schäden nicht klar, sagte Gladkow.

Die Karte zeigt, wo sich in der russischen Region Belgorod Kämpfe abgespielt haben. Die Stadt Belgorod selbst ist keine hundert Kilometer vom ukrainischen Charkiw entfernt.
Die Karte zeigt, wo sich in der russischen Region Belgorod Kämpfe abgespielt haben. Die Stadt Belgorod selbst ist keine hundert Kilometer vom ukrainischen Charkiw entfernt. Grafik: dpa

Im Kreis Graiworon sei eine Gasleitung beschädigt, es gebe einen Brand. Die Reparatur laufe. Einsatzkräfte arbeiteten auch daran, bis zum Mittwochnachmittag die Stromversorgung wieder herzustellen. Danach sollte auch wieder Wasser fließen.

Gladkow hatte nach Kritik von Bürgern wegen der Angriffe von ukrainischer Seite gesagt, dass er selbst mehr Fragen an das russische Verteidigungsministerium habe als sie. Dass Dutzende Angreifer mit Militärfahrzeugen und Technik einfach so in Russland einmarschieren konnten, löste breites Entsetzen im Land aus. Die Lage in der Region gilt weiter als gespannt.

Briten berichten von immer mehr russischen Deserteuren

Unterdessen soll die Zahl der russischen Deserteure im Krieg gegen die Ukraine deutlich zugenommen haben, melden britische Geheimdienste. Zwischen Januar und Mai hätten russische Militärgerichte 1053 Fälle von Fahnenflucht behandelt, teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch unter Berufung auf Recherchen unabhängiger russischer Journalisten mit.

Das sei mehr als im Gesamtjahr 2022. Gerichtsakten würden darauf hinweisen, dass die meisten Deserteure zu Bewährungsstrafen verurteilt würden, um sie erneut im Krieg einsetzen zu können.

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„Das russische Militär hat seit Beginn der Operationen in der Ukraine Mühe, Disziplin in den eigenen Reihen durchzusetzen, aber diese Probleme haben sich höchstwahrscheinlich seit der erzwungenen Mobilmachung von Reservisten im Oktober 2022 verschlimmert“, hieß es in London. „Die russischen Bemühungen zur Verbesserung der Disziplin konzentrierten sich darauf, an Fahnenflüchtigen ein Exempel zu statuieren und patriotischen Eifer zu fördern, statt sich mit den Grundursachen der Ernüchterung der Soldaten zu befassen.“