Frauenrechtlerin Alice Schwarzer spricht bei der Kundgebung in Berlin.
Frauenrechtlerin Alice Schwarzer spricht bei der Kundgebung in Berlin. dpa/ Monika Skolimowska

Die Zeitschrift Emma‘ ist ihr Lebenswerk und ihre Plattform. Darin veröffentlicht Alice Schwarzer öffentliche Briefe und zettelt kontroverse Diskussionen an, häufig zu Themen, die mit Feminismus wenig zu tun zu haben scheinen. Zusammen mit der Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht hat die inzwischen 80-Jährige das „Manifest für den Frieden“ initiiert, das bereits über 665.000 Menschen unterzeichnet haben – ein Aufruf gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine und für einen sofortigen Waffenstillstand.

Alice Schwarzer: „Reden wir nicht von den vergewaltigten Frauen“

Aber hat der Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht doch sehr viel mit Feminismus zu tun? Das war wohl der Hintergedanke eines Phoenix-Reporters, der Schwarzer auf der Demo mit dem umstrittenen Namen „Aufstand für den Frieden“ ansprach. Kampf gegen Femizide und Gewalt gegen Frauen sind feministische Kernanliegen. Menschenrechtler werfen Russland vor, Vergewaltigung von ukrainischen Frauen systematisch als Mittel einzusetzen, um die Moral der Menschen in eroberten Ortschaften zu brechen. Die Antwort Schwarzers sorgt derzeit für heftige Reaktionen auf Twitter.

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„Die ukrainischen Frauen sind vergewaltigt worden“, führt der Reporter seine Frage ein, „ob das systematisch ist, das muss sicherlich noch geklärt werden. Müssten Sie sich nicht auch für das ukrainische Volk einsetzen, das ja so schwer von der russischen Invasion getroffen wurde?“

Alice Schwarzer antwortet mit einer rhetorischen Frage: „Wer setzt sich mehr als wir hier für das ukrainische Volk ein? Wissen Sie, Waffen töten.“

Erst danach greift Schwarzer die eigentliche Reporterfrage auf, wischt sie aber lapidar beseite: „Reden wir nicht von den vergewaltigten Frauen, reden wir nicht von den traumatisierten Kindern“. Ohne Übergang springt Schwarzer über zu der These ihres „Manifestes“, der Krieg sei militärisch nicht zu gewinnen.

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Twitter-User entsetzt über Alice Schwarzer: „Wow. Da zerlegt jemand sein Lebenswerk“

Eine Internet-Userin kommentiert auf Twitter: „Ich brauche gerade Luft zum Atmen, sonst ersticke ich. Ich heule hier gerade.“ Ein anderer Twitter-Kommentar lautet: „Wow. Einfach wow. Da zerlegt jemand sein Lebenswerk.“ Ein weiterer Kommentar spielt darauf an, dass die Zeitschrift Emma immer wieder auch islam- und migrationskritischen Stimmen eine Plattform gegeben hat:

Doch war es wirklich so, dass Schwarzer ihr Desinteresse am Schicksal vergewaltigter Frauen ausdrücken wollte, oder hat sie sich in ihrem gedanklich wirren Statement möglicherweise nur extrem ungeschickt ausgedrückt?

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Einen Tag vor der Demo hatte Alice Schwarzer in einem Interview auf Bild TV wirre Aussagen getätigt, von einem „Hin und Her in der Ukraine“ geredet und schließlich von Friedensverhandlungen als einem „arabischen Markt“ gesprochen. Fürsorglich kommentierte der gedankenscharfe Publizist Stephan Anpalagan darauf: „Man muss diese Frau vor sich selbst schützen.“