Die ukrainische Stadt Butscha wurde Anfang April von der russischen Besatzung befreit. Auch hier wurden massive Kriegsverbrechen der Russen dokumentiert.
Die ukrainische Stadt Butscha wurde Anfang April von der russischen Besatzung befreit. Auch hier wurden massive Kriegsverbrechen der Russen dokumentiert. AP/Rodrigo Abd

Seit der Befreiung der von Russland besetzten Gebiete um die ukrainische Hauptstadt Kyjiw im April waren immer mehr schreckliche Details der Besatzung ans Licht gedrungen. Nun bestätigt eine UN-Untersuchungskommission die schlimmsten Vorwürfe offiziell! Laut den Angaben der Kommission hat diese verschiedene russische Kriegsverbrechen in der Ukraine festgestellt.

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Russische Soldaten vergewaltigen Kinder und Greise

Die Experten haben unter anderem sexuelle und geschlechtsbezogene Gewalttaten russischer Soldaten dokumentiert, wie der Kommissionsvorsitzende Erik Møse am Freitag in einem ersten mündlichen Zwischenbericht erklärte.

Das jüngste Opfer der sexuellen Gewalttaten sei dabei 4 Jahre alt, das älteste Opfer 82 Jahre alt gewesen, so der Kommissionsvorsitzende im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf. Trotz einer erheblichen Anzahl von Fällen, habe die Kommission bisher aber nicht festgestellt, dass sexueller Missbrauch systematisch als Kriegstaktik eingesetzt worden sei.

Zivilbevölkerung angegriffen – auch Kinder gefoltert und ermordet

Die Kommission hob auch hervor, dass russische Einheiten entgegen dem Kriegsvölkerrecht die ukrainische Zivilbevölkerung angegriffen hatten. Weiters betonten die Ermittler, dass nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder gefoltert, getötet und vertrieben wurden.

„Aufgrund der gesammelten Beweise kommt die Kommission zu dem Schluss, dass Kriegsverbrechen in der Ukraine begangen worden sind“, sagte Møse. Der ehemalige Präsident des Völkermord-Tribunals für Ruanda und sein Team wollen ihren Abschlussbericht im März 2023 vorlegen.

Die Untersuchung der Menschenrechtsexperten konzentrierte sich vorerst auf die Anfangsphase der Invasion im Februar und März und auf die Regionen Kiew, Tschernihiw, Charkiw und Sumy. 

Gräber in Isjum: Spuren von Folter und Erschießungen bei Opfern.
Gräber in Isjum: Spuren von Folter und Erschießungen bei Opfern. Imago/Vudi Xhymshiti

Untersuchungen finden in 16 Orten statt

Bei Besuchen an diesen Kriegsschauplätzen fiel der Kommission eine hohe Zahl an Exekutionen auf. Opfer seien oft vor ihrem Tod festgenommen und gefesselt worden. Tote wiesen Schusswunden in den Köpfen und aufgeschlitzte Kehlen auf. Derzeit liefen Untersuchungen in 16 Orten, hieß es weiter in dem Bericht, der keine Opferzahl nannte.

„Zeugen haben übereinstimmend über Folter und Misshandlungen während rechtswidriger Gefangenschaft berichtet“, berichtete Møse weiter. Manche sagten demnach aus, dass sie nach Russland gebracht und dort wochenlang festgehalten wurden. Zu den Foltermethoden gehörten Schläge und Elektroschocks.

Auch zwei Fälle von Misshandlungen an russischen Soldaten dokumentiert

Die Kommission dokumentierte auch zwei Fälle, in denen russische Soldaten von ukrainischen Einheiten misshandelt wurden.

Vertreter vieler Staaten forderten im Menschenrechtsrat Gerechtigkeit für die ukrainischen Opfer. „Wir werden die Verantwortlichen für diese Verbrechen zur Rechenschaft ziehen“, sagte Deutschlands Botschafterin Katharina Stasch. Russische Diplomaten blieben der Sitzung fern.

Exhumierungen fast abgeschlossen – Opfer weisen Spuren von Folter auf

Erst vergangene Woche war Gräberfeld in der kürzlich befreiten ukrainischen Stadt Isjum gefunden worden. Dort stehen die Exhumierungen in einem Waldstück mit mehr als 400 neuen Gräbern vor dem Abschluss. „Insgesamt wurden 436 Leichen gefunden“, teilte der Gouverneur des Gebiets Charkiw, Oleh Synjehubow, am Freitag im Nachrichtendienst Telegram mit.

Von diesen sei die Mehrzahl eines gewaltsamen Todes gestorben. 30 Leichen wiesen Folterspuren auf, erklärte er weiter. Der Verkehrsknotenpunkt Isjum war ukrainischen Angaben nach vom 1. April bis zum 10. September von russischen Truppen besetzt gewesen.

Gouverneur Synjehubow erklärte, es habe Tote gegeben, die eine Schlinge um den Hals geschnürt hatten, es habe gefesselte Hände, gebrochene Gliedmaßen und Schusswunden gegeben. „Bei einigen Männern sind die Genitalien amputiert worden“, schrieb Synjehubow. Die Mehrzahl der Toten seien Zivilisten gewesen, aber auch 21 Soldaten seien dort begraben worden.

Synjehubow zufolge wurden in Isjum noch mindestens drei weitere Stellen mit Gräbern gefunden. Zudem sei dem Chef der ukrainischen Polizei, Ihor Klymenko, zufolge im Gebiet Charkiw im Ort Kosatscha Lopan ein Massengrab gefunden worden. Dieses werde demnächst von Spezialisten untersucht, erklärte er.