Ukraine klagt an: Nach ihrem Rückzug feuern Russen-Kämpfer weiter auf Isjum und Tschuhujiw
Die Ukraine konnte im Osten Gebiete zurückerobern, doch diese noch immer unter russischem Beschuss.

Es war wie so oft in diesem Krieg: Nachdem die russische Armee sich aus einem Teil der Ukraine zurückzog, wurden die dort verübten Gräueltaten erst sichtbar. So war es auch in der Region Charkiw, wo in Isjum Massengräber entdeckt wurden. Doch der Terror ist noch nicht vorbei. Wie ukrainische Behörden melden, stehen die befreiten Städte noch immer unter russischem Beschuss.
Russen beschießen Isjum und Tschuhujiw: Mädchen (11) stirbt
Laut dem ukrainischen Gebietsgouverneur Oleh Sinegubow seien Wohn- und Geschäftsgebäude sowie Tankstellen und Produktionsanlagen in Isjum und Tschuhujiw massiv beschossen und dabei zerstört worden. In Tschuhujiw sei zudem ein elf Jahre altes Mädchen getötet worden, teilte er auf Telegram mit.
Sinegubow informierte am Vorabend auch darüber, dass von der Massengrabstätte in einem Waldstück in der Nähe der Stadt Isjum bisher rund 60 Leichen geborgen worden sein. Die meisten Frauen und Männer waren demnach Zivilisten. Unter den Toten waren auch zahlreiche ukrainische Soldaten. Die meisten seien eines gewaltsamen Todes gestorben, sagte er.
Selenskyi: Tote von Isjum weisen Folterspuren auf
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte darüber informiert, dass einige der Toten auch Folterspuren aufwiesen. Die Exhumierung der Toten sollte am Sonntag fortgesetzt werden. Auch die Vereinten Nationen wollen den Ort aufsuchen, um bei der Ermittlung der genauen Todesursachen zu helfen.

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In Isjum gibt es nach ukrainischen Behördenangaben mehr als 440 Leichen in dem Waldstück. Die Menschen sollen ersten Erkenntnissen zufolge ums Leben gekommen sein, als Russland die Stadt Ende März heftig beschossen hatte. Der Fund wird immer wieder mit dem in Butscha verglichen. Ende März waren in dem Kiewer Vorort Butscha nach dem Abzug russischer Truppen Hunderte getötete Zivilisten teils mit Folterspuren und gefesselten Händen gefunden worden. Butscha gilt seitdem als Symbol für schwerste Kriegsverbrechen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.