Das Video zeigt, wie der Täter das vermutlich noch lebende Opfer enthauptet.
Das Video zeigt, wie der Täter das vermutlich noch lebende Opfer enthauptet. Screenshot

Es ist ein an Brutalität und Verrohung kaum zu überbietendes Video und wäre ein neuer moralischer Tiefpunkt in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. In einem rund einminütigen Clip ist zu sehen, wie ein mutmaßlicher russischer Soldat einen ukrainischen Kriegsgefangenen lebend enthauptet.

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Das Video kursiert seit Dienstag im Internet und wurde zuerst in russischen Telegram-Kanälen geteilt. Dort wurde das brutale Kriegsverbrechen von russischen Kommentierenden gefeiert. Tausende Likes von russischen Besuchern sammelte das Video in nur wenigen Stunden.

Brutale Szenen zeigen, wie ukrainischer Kriegsgefangener enthauptet wird

In dem Clip ist zu sehen, wie ein russischer Kämpfer über das Opfer gebeugt steht. Dann hört man einen markdurchdringenden Schrei. „Es tut weh. Nicht!“ Der Filmende sagt daraufhin: „Schick sie nach Kyjiw. Alle! Wir arbeiten, Brüder! Wir arbeiten! Abschneiden! Brich ihm sein Rückgrat, verdammt, verdammt, tu es. Mach es, mach es, mach es.“

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Das Video könnte bereits älter sein, denn die Vegetation ist für die derzeitige Jahreszeit sehr grün.

Die Echtheit des Videos ist zwar bisher noch nicht unabhängig verifiziert worden. Doch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reagierte in einer Ansprache auf Twitter auf das Enthauptungsvideo. „Da ist etwas, das niemand in der Welt ignorieren kann: wie einfach diese Biester töten“, so Selenskyj. Es zeige Russland, wie es ist.

Das Video wurde zuerst auf russischen Telegram-Kanälen geteilt. Dort wurde der Mord an einem Ukrainer gefeiert.
Das Video wurde zuerst auf russischen Telegram-Kanälen geteilt. Dort wurde der Mord an einem Ukrainer gefeiert. Screenshot

Selenskyj verspricht Täter zur Verantwortung zu ziehen

Die Russen würden den getöteten Gefangenen nicht als Mensch anerkennen. „Ein Sohn, ein Bruder, ein Ehemann, das Kind von jemand“, so der Präsident. Er erinnerte daran, dass dies „kein Unfall“ sei und „keine Episode“. Selenskyj kündigte an, dass man das Verbrechen nicht vergessen werde und dass die Täter juristisch zur Verantwortung gezogen würden.

Auch die ukrainische Botschaft in Deutschland teilte das Video Selenskyjs und kommentierte: „Russland versucht Gewalt zur neuen Norm zu machen. Deswegen müssen jetzt alle reagieren, um dieses Übel zu stoppen! Die Niederlage des russischen Terrors ist notwendig.“

Verbrechen reiht sich in Serie russischer Kriegsverbrechen

Russische Soldaten hatten in den vergangenen Monaten immer wieder brutale Kriegsverbrechen begangen. Laut Berichten ukrainischer Menschenrechtler sollen russische Kämpfer in den besetzten Gebieten sogar Kleinkinder vergewaltigt und ermordet haben. Im Juli vergangenen Jahres war bereits ein Video aufgetaucht, in dem ein russischer Soldat einen ukrainischen Soldaten kastrierte.

Auch das Video der gezielten Erschießung eines ukrainischen Soldaten durch russische Soldaten schockierte die Welt. Der Mann rief vor seinem Tod noch den ukrainischen Schlachtruf „Slawa Ukrajini“ (Ruhm der Ukraine). Er wurde kurz nach Erscheinen des Videos identifiziert. Es war der 42-jährige Oleksandr Mazijewskyj aus dem Norden der Ukraine.

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Für die Echtheit des Enthauptungsvideos spricht zudem, dass in der vergangenen Woche bereits ein Video aus der umkämpften Stadt Bachmut oder dessen Umgebung aufgetaucht war. Darin sind die enthaupteten Leichen ukrainischer Soldaten neben einem gepanzerten Fahrzeug zu sehen. Ein russischer Kämpfer der Söldnertruppe Wagner kommentiert das Video: „Es wurde von einer Mine gefickt“, mit Bezug auf das zerstörte gepanzerte Fahrzeug, um dann auch über die Soldaten zu sprechen: „Sie haben sie getötet. Jemand kam zu ihnen. Sie kamen zu ihnen und schnitten ihnen die Köpfe ab.“ Das Video wurde ebenfalls zuerst auf russischen Telegram-Kanälen am 8. April geteilt.

Auch wurden Fotos und Videos in russischen Kanälen geteilt, die aufgespießte Köpfe ukrainischer Soldaten zeigen sollen.

Russische Propaganda bereitet Verrohung den Weg

Die amerikanische Publizistin Julia Davis, die einen Medienmonitor zur russischen Propaganda betreibt, erinnerte deshalb auch daran, dass die russischen Staatsmedien solche Gewalt öffentlich befürworten. „Das ist das Gesicht von Putins Regime und des russischen Staatsfernsehens, wo Völkermord, Sadismus und Terrorismus absichtlich normalisiert wurden“, schreibt sie auf Twitter und verweist auf einen Ausschnitt aus dem Staatsfernsehen.

Darin sagt ein Gast, dass die Denazifizierung, wie Russland den Angriffskrieg auf die Ukraine nennt, nicht aus dem Abreißen von Köpfen bestehe. Der Staatsduma-Abgeordnete Alexej Schuraljow widerspricht darauf vehement: „Es wird durch Schießen oder Abreißen von Köpfen erreicht.“ Dem stimmt daraufhin auch die Moderatorin, die Propagandistin Olga Skabejewa, zu.

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Die brutalen Kriegsverbrechen erinnern zudem an die Enthauptungen westlicher Geiseln durch den Islamischen Staat. Dabei sind sie nicht allein. Wie der Historiker Bert Hoppe auf Twitter erinnert, berichtete die russische Journalistin Anna Politkowskaja bereits im Jahr 2002 über russische Kriegsverbrechen in Tschetschenien. Auch dort sollen russische Soldaten ihre Opfer verstümmelt und enthauptet haben.