Ein ukrainischer Soldat raucht eine Zigarette, nachdem er die Leiche eines Kameraden in der kürzlich zurückeroberten Stadt Lyman gefunden und identifiziert hat.
Ein ukrainischer Soldat raucht eine Zigarette, nachdem er die Leiche eines Kameraden in der kürzlich zurückeroberten Stadt Lyman gefunden und identifiziert hat. Evgeniy Maloletka/AP/dpa

Am Sonntag übernahm Kiew die Kontrolle über Lyman, einen wichtigen logistischen Eisenbahnknotenpunkt in Donezk, den die russische Armee nutzte, um Truppen und Nachschub nach Westen und Süden zu leiten.

Auf den Sieg bei Lyman folgten ukrainische Gewinne in Luhansk am Montag und ein Erfolg beim Vorstoß nach Süden in Richtung Cherson über Nacht von Montag auf Dienstag, bei dem Kiew die Städte Davydiv Brid und Velyka Oleksandrivka zurückeroberte.

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Ukraine erobert Gebiete zurück, im russischen Parlament regen sich Zweifel

„Ukrainische Marinesoldaten rücken zuversichtlich in Richtung Schwarzes Meer vor“, twitterte das Verteidigungsministerium der Ukraine am Dienstag, als es die Gewinne in Cherson ankündigte.

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Und wie reagiert Russland? Die Fassade der siegessicheren Einheit bröckelt – und zwar gewaltig. Es gibt erste Kritik aus dem Parlament, und selbst wer bisher eisern zu Putin stand, dem kommen mittlerweile Zweifel. Vier Stimmen, die erklären, warum die Ukraine sich jetzt ihr Land zurück holt.

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Kritische Stimmen im russischen Parlament: Kiews jüngste Erfolge sind den Machthabern im Kreml nicht entgangen. Obwohl es im Parlament keine Stimmen gegen die Annexion gab, äußerte ein Senator am Dienstag laut CNN-Bericht Bedenken, dass Russland damit Territorium übernehmen würde, das „von den Streitkräften eines anderen Landes besetzt“ sei. Volle Rückendeckung für den völkerrechtswidrigen Plan von Putin sieht wohl anders aus.

Ukrainische Soldaten halten eine ukrainische Fahne, während sie auf einem gepanzerten Fahrzeug eine Straße zwischen Isjum und Lyman entlangfahren. Derzeit erobert die ukrainische Armee mehr und mehr Gebiete zurück.
Ukrainische Soldaten halten eine ukrainische Fahne, während sie auf einem gepanzerten Fahrzeug eine Straße zwischen Isjum und Lyman entlangfahren. Derzeit erobert die ukrainische Armee mehr und mehr Gebiete zurück. Francisco Seco/AP/dpa

Pro-russische Propagandisten sprechen selbst von Krise: Pro-russische Blogger und Propagandisten haben die Kriegsanstrengungen in den letzten Tagen ungewöhnlich kritisch gesehen und düstere Berichte geliefert, wonach Russlands Feldzug eine operative Krise durchmacht, während die Ukraine auf dem Schlachtfeld Vorteile daraus zieht. Auch hier kommen also scheinbar langsam Zweifel auf.

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Russischer Experte spricht von „Fehlern“ der Kommandeure

Putin-freundlicher Journalist entlarvt desolate Kriegstruppe: Alexander Kots, ein Korrespondent der kremlfreundlichen Boulevardzeitung Komsomolskaya Pravda, die in Lyman russische Streitkräfte begleitet hatte, schrieb Anfang dieser Woche in seiner Zeitung, dass die Truppen dort unter Personalmangel, schlechter Kommunikation und „Fehlern“ der Kommandeure gelitten hätten.

In einem Beitrag beim Nachrichtendienst Telegram am Dienstag sagte Kots, dass sich auf russischer Seite Müdigkeit einschlich, als die Ukraine gut vorbereitetes Reservepersonal einsetzte. „Wir haben einfach nicht genug Leute“, fügte er hinzu. Klingt nicht, als wäre er weiterhin vom Sieg Russlands in diesem Krieg überzeugt.

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Russischer Militärblogger beschwert sich: „Wie Tentakeln schlängeln sich die ukrainischen Soldaten an unseren Verteidigungslinien vorbei und erwürgen uns anschließend von allen Seiten“, beschwert sich ein russischer Militärblogger laut Bild-Bericht beim Nachrichtendienst Telegram. Heißt konkret: Die ukrainischen Einheiten stoßen seit einigen Wochen dort vor, wo die Russen es am wenigsten erwarten – in waldigen Gebieten, entlang von Flüssen oder in Frontabschnitten, wo es bisher kaum zu Auseinandersetzungen kam. Darauf ist die russische Armee nicht vorbereitet.