Russische Soldaten appellieren an Putin, denn bei Rückzug werden sie erschossen.
Russische Soldaten appellieren an Putin, denn bei Rückzug werden sie erschossen. AP

Es sind schier unglaubliche Berichte, die russische Soldaten in einem Video an Diktator Wladimir Putin senden. Die eigenen Leute sollen auf sie schießen, wenn sie sich zurückziehen müssen!

Das Video, das in russischen Nachrichtenkanälen gepostet wurde, soll Soldaten einer „Sturm“-Einheit, der 5. Brigade der 8. Armee zeigen. In dem rund siebenminütigen Video berichten die Soldaten von einem Angriff auf ukrainische Stellungen in der Nähe der Siedlung Wodjane bei der umkämpften Stadt Awdijiwka in der ukrainischen Oblast Donezk.

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Russen schicken Soldaten direkt in Maschinengewehrfeuer

Als ihre Einheit unter schweres Feuer durch die ukrainischen Verteidiger geriet, befahl der Kommandeur, gegen die ukrainischen Stellungen direkt in das gegnerische Feuer mit Maschinengewehren, Mörsern und Panzern zu stürmen. Rund 14 Tage hätten sie in den Schützengräben verbracht. Von der Einheit seien so bereits 22 Soldaten getötet und 34 verwundet worden. Der Kommandeur sei unter den Gefallenen.

Doch dann berichtet der Soldat das Unfassbare: Als sich die Truppen evakuieren lassen wollten, wurde ihnen mit Erschießung durch sogenannte Sperreinheiten gedroht, deren Aufgabe es sei, die Soldaten am Rückzug zu hindern. Würden die Soldaten nicht ukrainische Stellungen angreifen, würden sie von den eigenen Truppen erschossen!

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Kommandierende: Schmiergeld oder Fronteinsatz

Ein weiterer Soldat berichtet zudem, dass Kommandierende Schmiergeld von den Soldaten verlangen würden. „Wenn Leute kein Geld gaben, wurde ihnen sofort versichert, dass sie zur Frontlinie geschickt würden“, so einer der Soldaten mit dem Rang eines Majors. „Das passierte systematisch.“

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Verwundete seien aus den Lazaretten entfernt worden und zurück zur Front geschockt worden – ohne dass ihre Wunden überhaupt behandelt worden seien. Allen Soldaten würden die notwendigen Papiere und Identifikationsmarken fehlen. Stattdessen werfe man sie ohne ordentliche militärische Ausbildung in Schützengräben. „Schützengräben voller Leichen“, wie der Mann beschreibt.

Männer sind keine Gefangenen

Die Soldaten sagen, dass die Aktionen illegal seien und sie einige der Verantwortlichen zur Rede gestellt hätten. Nun fürchten sie, dass sie erstrecht 

Die Männer berichten weiter, dass ihre Einheit zuvor aus 161 Soldaten bestanden hätte. Mittlerweile seien nur noch wenige Dutzend von ihnen am Leben. 

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Russische Blogger identifizierten die Männer danach. Sie seien aus verschiedenen Regionen Russlands. Es handele sich bei ihnen nicht um Gefängnisinsassen sondern um Männer, die durch die Mobilisierung in die Armee eingezogen wurden.

Die Methode stammt aus dem Zweiten Weltkrieg (Archivbild).
Die Methode stammt aus dem Zweiten Weltkrieg (Archivbild). Zelma/Sputnik Stalingrad Russia/Imago

Methode stammt aus Stalin-Zeit der Roten Armee

Das Video schockiert selbst hartgesottene Russland-Experten. Denn diese Art Sperreinheiten, die auf sich zurückziehende Einheiten schießen, kennen viele nur aus den Geschichtsbüchern. So gab es sie im Zweiten Weltkrieg in der sowjetischen Roten Armee. Sie standen hinter sogenannten Schtrafbat, Strafbataillonen, die meist aus Kriminellen und politischen Gefangenen bestanden.

Sie wurden als erste Angriffswelle gegen deutsche Stellungen geschickt. Verlustraten von bis zu 80 Prozent waren keine Seltenheit.

Dass das Russen-Militär nun aber selbst normale Männer aus der Mobilisierung so in den Tod schickt, ist selbst für Russlands Maßstäbe in diesem Krieg ein neues Tief.